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Der Sommer der toten Puppen

Der Sommer der toten Puppen

Titel: Der Sommer der toten Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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beide hätten sie gestern vernommen. Hatten Sie den Eindruck, dass sie ein selbstbewusstes, energisches Mädchen war?«
    Energisch? Héctor überlegte kurz. Leire antwortete sehr bestimmt:
    »Nein. Absolut nicht.«
    »Eine ruhige Hand hatte sie jedenfalls. Sehen Sie hier.« Celia Ruiz trat an die Badewanne und hob ungerührt den rechten Arm aus dem Wasser. »Ein einziger Schnitt, tief und fest. Der am anderen Arm ist genauso. Jugendliche Selbstmörder bringen sich normalerweise mehrere Schnitte bei, ehe sie sich zu einem letzten entschließen. Das Mädchen nicht. Sie wusste genau, was sie wollte, und ihre Hand hat nicht gezittert. Beide Hände nicht.«
    »Können wir die Leiche mitnehmen?«, fragte ein Polizist.
    »Von mir aus ja. Inspektor Salgado?«
    Er stimmte zu, trat von der Wanne zurück und ließ die anderen durch.
    »Danke, Celia.«
    »Keine Ursache.« Héctor und Leire gingen schon zur Tür hinaus, als Celia noch anfügte: »Den fertigen Bericht bekommen Sie am Montag, einverstanden?«
    »In Ordnung.« Héctor lächelte ihr zu. »Ich gehe mal in Ginas Zimmer. Ich will die Nachricht sehen.«
    Leire begleitete den Inspektor. Die Kiste mit den Plüschtieren stand noch in derselben Ecke wie am Nachmittag zuvor. Auf dem Tisch, neben dem Computer, stand ein Glas mit einem Rest Saft.
    »Ich sage den Jungs, sie sollen es mit ins Labor nehmen, vielleicht finden sie etwas.« Leire zog sich Handschuhe über und bewegte die Maus, der Bildschirm leuchtete auf. Es war ein kurzer Text: Ich kann nicht mehr ich muss es tun mein Gewissen lässt mir keine Ruhe ... »Da ist noch etwas.«
    Leire schloss die Datei und klickte eine andere Seite an. Das Erste, was Héctor sah, war das unscharfe Foto eines kleinen Mädchens, und genau darunter ein weiteres, schwarzweiß, von einer jungen Frau mit hellem, im Wind wehendem Haar. Leire fuhr mit dem Cursor hinauf bis an den Anfang. Eine einfache Kopfzeile lautete: Meine Sachen (vor allem weil ich nicht glaube, dass sie jemanden interessieren!) . Daneben verriet ein kleines Foto, das dies das Blog von Marc Castells war. Aber was Héctor Salgados Interesse vor allem weckte, war der Eintrag vom 20. Juni, den Gina offenbar gelesen hatte, bevor sie starb. Der letzte, den Marc geschrieben hatte, bevor er starb: Alles ist bereit. Die Stunde der Wahrheit ist nahe. Wenn der Zweck die Mittel heiligt, ist nur gerecht, was wir tun. Für Iris .
    »Der Name kam mir bekannt vor, von der Liste mit Marcs Anrufen, und der Text könnte seltsamer nicht sein.«
    Héctor musste an die E-Mail denken, die Joana bekommen hatte. Immeriris ...
    »Wir nehmen das Gerät mit.« Bevor der Rechner heruntergefahren wurde, sah er, dass Marcs Blog nicht viele Leser hatte. Im Grunde nur zwei: gina m. und Immeriris. »Wir müssen mit den Martís sprechen. Danach kümmern wir uns um das hier.«
    Beim Hinuntergehen erzählte er Leire von seinem Gespräch mit Joana Vidal.
    »Diese Iris, die von der E-Mail, hat sie gebeten, es gegenüber niemandem zu erwähnen, bis sie sich persönlich getroffen haben. Ich glaube, es wäre das Beste, wenn wir ihren Anweisungen folgen, vorläufig. Am Sonntag hat sie uns hoffentlich etwas zu erzählen.«
    »Sehe ich auch so, Inspektor«, sagte Leire. »Aber was denken Sie von alldem?«
    »Ich denke, es wird zu viel gestorben unter den jungen Leuten.« Dann deutete er auf das Zimmer, aus dem sie gerade kamen. »Und ich denke, dass es noch manches gibt, wovon wir nichts wissen.«
    »Ehrlich gesagt, Gina Martí schien mir nicht der Typ Selbstmörder zu sein. Sie war traurig, ja, aber ich hatte durchaus den Eindruck, dass sie ... ihre Rolle genoss. Als hätte Marcs Tod sie in den Rang einer Hauptdarstellerin erhoben.«
    »Hauptdarstellerinnen sterben auch«, sagte er. »Und vielleicht war Ginas Problem nicht die Depression, sondern das Gefühl der Schuld.«
    Leire schüttelte den Kopf.
    »Ich kann mir sie nicht vorstellen, wie sie ihn hinunterstößt, nur weil er ihre Liebe nicht erwidert hat. Sie waren seit ihrer Kindheit Freunde. Die Nachricht kann wer weiß wer getippt haben.«
    »Freundschaften gehen zu Ende.«
    »Sie glauben, sie hätte ihn aus Liebe getötet?« In ihrer Stimme lag ein spöttischer Unterton.
    Im selben Moment drang ein hysterischer Schluchzer herauf, gefolgt von Schritten. Regina, die den ganzen Abend kein Wort gesprochen hatte, weinte hemmungslos, während die Polizisten Gina auf einer Bahre aus dem Badezimmer trugen, von einem weißen Tuch bedeckt.
    Savall erwartete sie am

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