Der Sommer der Vergessenen: Band 1 von 2 (German Edition)
Hwarf erwähnt.“
„ Und ich wette, er hatte nichts Gutes zu sagen“, nahm Belenus lachend den Faden auf.
„ Die Farindor sind die Nachkommen der Zauberer. Leider verstehen sie sich nicht mit den Neolinga, was die Dinge in der Farralot oft kompliziert macht. Ist der alte Konflikt zwischen Schwert und Feder. Und natürlich ist es für die Farindor nicht leichter geworden, ihren Platz zu behaupten, seit ihre Macht geschwunden ist. Auch wenn das schon ewig her ist, bekommen sie es bei jeder Gelegenheit unter die Nase gerieben. Aber sie waren es, die die Farralot einst gründeten.“
„ Hwarf erzählte mir von der Schule. Aber von Zauberei sagte er nichts.“
„ Das wundert mich nicht. Aber neben den Neolinga und den Handwerkern werden auch noch Zauberer ausgebildet. In der Siebten wirst du dann ein Meisterschüler in einem Handwerk, ein Nachtwehrer oder eben ein Zauberlehrling.“
„ Der absolute Wahnsinn! Kann man auch kämpfender Bäcker werden? Oder ein zaubernder Krieger? Das wäre doch irre.“
Belenus lachte. „Nein, das geht nicht. Nach der Schule geht die Ausbildung ja erst richtig los. Du kannst ja nicht gleichzeitig bei den Neolinga sein und beim Bäcker Blume. Und, glaub mir, es ist schon schwierig genug, das eine oder das andere richtig zu erlernen.“
„ Die Anforderungen sind hoch, mein Junge. Es muss gut überlegt sein, welchen Weg der Schüler einschlägt. Kochen, Schmieden oder Schnitzen, das sind Künste, die du nicht nebenbei erlernst. Wie auch der Kampf oder die Magie. Großes Können erfordert viel Fleiß und Geduld.“
Rolo schwirrte der Kopf. Er vergaß sogar das Essen und wandte sich an seinen Vater.
„ Und du hast mir nie davon erzählt.“ Der Vorwurf war unüberhörbar.
„ Roland, lass mich erklären. Natürlich muss sich das alles für dich unglaublich spannend anhören. Aber ich bin dein Vater. Ich mache mir doch auch Gedanken um deine Zukunft. Seien wir ehrlich. Wir wissen beide, dass du dich nicht für ein Handwerk entschieden hättest. Und was möchtest du beruflich machen als ausgebildeter Neolinga? Außerhalb des Nachtschattentals?“
Rolo schaute Hilfe suchend zu Tante Farrah. Aber die erwarteten Einwände blieben aus.
„ Neunseen ist wie eine Insel. Die Welt hat sich weiter gedreht ohne das Nachtschattental. Ich wollte dir ein Leben in einer sehr kleinen Welt ersparen. Verstehst du?“
„ Dein Vater hat nicht unrecht, Rolo. Und aus seiner Sicht hat er richtig gehandelt. Sei ihm nicht böse. Es ist wirklich schwierig für die Neunseener, wenn sie das Tal verlassen. Und vielen jungen Leuten wird es irgendwann zu eng hier. Dir steht die ganze Welt offen dank der Entscheidung deines Vaters.“
„ Genau, du sagst es, Tante Farrah. Es war die Entscheidung meines Vaters. Hätte es nicht meine sein sollen?“
„ Es ist doch nicht zu spät“, beschwichtigte Belenus. „Du bist erst dreizehn Jahre alt. Und jetzt bist du doch hier.“ Er klopfte Rolo aufmunternd auf die Schulter.
„ Gibt es noch mehr Familiengeheimnisse, von denen ich wissen sollte? Was ist mit Mama?“
Sein Vater und Tante Farrah wechselten verstohlene Blicke.
„ Was noch?“ Rolo sprang auf.
„ Mein Sohn, setz dich!“, forderte sein Vater, aber Rolo blieb stehen.
„ Was ist mit Mama?“
„ Grellon, erzähl es ihm“, sagte Tante Farrah.
„ Erzähl ihm was? Was ist denn hier los?“ Rolo kochte.
„ Mein Sohn, ich erklär es dir. Aber, bitte: Setz dich hin!“ Rolo setzte sich, und sein Vater begann mit ruhiger Stimme. „Wir haben uns jetzt ja bereits mit dem Gedanken angefreundet, dass es Magie gibt. Wie du dir bestimmt vorstellen kannst, ist das eine große Macht, die man nicht nur zum Guten anwenden kann. Ich meine, wer einen heilenden Trank herstellen kann, der könnte ja auch einen vergiftenden brauen. Ich lernte deine Mutter an der Universität kennen. Als ich zum ersten Mal mit ihr nach Hause fuhr, hier nach Neunseen.“ Er stockte, lächelte, und seine Augen starrten ins Leere. „Es hat lange gedauert, bis deine Mutter mich mit hier hernahm. Ich dachte, es wäre ein Scherz. Oh Mann, meine Eltern waren Naturwissenschaftler. Und dann so was. Kam mir vor wie ein nie enden wollendes Halloweenfest. Nichts für ungut“, fügte er an Tante Farrah und Belenus gerichtet hinzu.
Die beiden lächelten milde.
„ Tante Farrah hat mir damals alles hier sehr behutsam erklärt. Dafür bin ich ihr bis heute sehr verbunden. Du musst wissen, Roland, nicht viele Neunseener wagen den
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