Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
Vom Netzwerk:
Eine
gute Idee. Frischer Wind muss her.“ „Fürwahr“, meinte auch Tante Farrah.
„Grellon?“
    Rolos Vater
zögerte, doch dann nickte er. „Was soll schon passieren.“
    „Hach, da
könnte ich dir Geschichten erzählen“, prustete Belenus. Tante Farrahs strenger
Blick ließ ihn verstummen. „Wo ist die Schule eigentlich?“, wollte Rolo wissen.
    Tante Farrah
verzog das Gesicht. „Grellon, weiß der Junge eigentlich von nichts?“
    „Na ja, so
dies und das“, murmelte Paps kleinlaut.
    Tante Farrah
überging das. „Hier. Wir sitzen mitten drin.“ „Irre! Was ist das für ein Haus?
Oder ein Turm? Wieso hab ich ihn nicht gesehen, als wir Neunseen vom Hügel aus
betrachtet haben? Er muss riesig sein.“
    „Ist dir
hier nichts aufgefallen?“, fragte Tante Farrah.
    „Du meinst,
außer dass alles hier der reine Wahnsinn ist?“, lachte Rolo.
    „Kinsella,
ich habe noch nicht mit dem Jungen über so was gesprochen“, sagte Paps.
    „Grellon. Es
wird Zeit. Ich weiß, was ich tue!“ Ihr erhobener Zeigefinger ließ Paps seine
Einwände für sich behalten.
    „Mir ist was
aufgefallen“, sagte Rolo. „Allerdings weiß ich nicht, ob das nicht damit zu tun
hat, das ich eins auf die Mütze bekommen habe?“
    „Immer raus
damit“, sagte Belenus.
    „Es war im
Zimmer. Nach dem Aufstehen wurde mir schwindlig. Ich wollte mich setzen, und da
war ein Stuhl. Könnte schwören, der war vorher nicht da. Dann such ich meine
Schuhe, und da stehen sie, direkt neben der Tür. Und dann die Treppen. Und die
Balkone. Was ist das hier?“
    „Gut
beobachtet, mein Junge. Genau, wie ich es erwartet habe. Du befindest dich hier
in der Farralot. Die Farralot ist kein gewöhnliches Haus. Eigentlich ist sie
überhaupt kein Haus.“
    „Sondern?“
    „Sie ist ein
Baum. Ein riesig großer, uralter Baum. Und lebendig.“
    „Lebendig?“,
wunderte sich Rolo.
    „Natürlich
ist jeder Baum lebendig. Jedoch gibt es einen entscheidenden Unterschied. Die
Farralot denkt.“
    „Wie, sie
denkt?“
    „Ja, sie
denkt. Sie ist sich ihrer selbst bewusst. Sie erlaubt uns, in ihr zu leben. Und
sie sieht, was du tust und vor allem, was du brauchst. Und wenn möglich,
bekommst du es von ihr.“
    „Ist das
nicht toll!“, ergänzte Belenus.
    „Mal
langsam“, sagte Rolo. „Wir sitzen also hier in einem uralten, hohlen Baum, der
meine Gedanken liest?“
    „Genau!“,
lachte Belenus.
    Paps
rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her.
    „Sie lässt
Dinge entstehen. Möbel oder Treppen. Wo sie gebraucht werden?“
    Kinsella
nickte.
    „Und lasst
mich raten“, fuhr Rolo fort, jetzt unüberhörbar spöttisch, „das Ganze
funktioniert mit Zauberei?“ „Richtig!“, freute sich Belenus.
    Rolo verzog
keine Miene. Er überlegte, ob er vielleicht immer noch im Bett lag, mit
schwerer Gehirnerschütterung, und das alles hier gar nicht wirklich passierte.
Oder erlaubte seine Familie sich einen Scherz mit ihm?
    Kinsella
musterte ihn aufmerksam, bevor sie sprach. „Wir nennen es Magie. Manche
Magusch. Andere Zauberei. Aber es ist im Prinzip alles dasselbe. Es gab Zeiten,
mein Junge, da war Magie so geläufig wie heute Elektrizität. Du kennst die
alten Geschichten von Zauberern? Natürlich kennst du sie. Viele davon sind
wahr. Heute existieren nur noch Bruchstücke der alten Macht. Aber auch, wenn
vieles in Vergessenheit geriet, ist sie immer noch um uns wie die Luft und das
Licht. Sie ist wie ein fünftes Element in allen Dingen. Und in der Farralot
steckt noch eine Menge der alten Magie. Und manche von uns, die wissen sie noch
zu nutzen.“
    „Wie jetzt?
Zauberer? Blitze schleudern? Sich verwandeln?“, fragte Rolo.
    „Nein. Diese
Zeiten sind schon lange vorbei. Unser Wissen beschränkt sich auf die heilende
Wirkung von Kräutern und Beschwörungsformeln. Es ist jedoch wichtig, dass
dieses Wissen nicht verloren geht. Viel unendlich Gutes steckt darin, das wir
bewahren müssen. Darum haben auch die Farindor noch ihren festen Platz in der
Farralot.“
    „Die Farindor?“,
überlegte Rolo. „Die hat Hwarf erwähnt.“ „Und ich wette, er hatte nichts Gutes
zu sagen“, nahm Belenus lachend den Faden auf. „Die Farindor sind die
Nachkommen der Zauberer. Leider verstehen sie sich nicht mit den Neolinga, was
die Dinge in der Farralot oft kompliziert macht. Ist der alte Konflikt zwischen
Schwert und Feder. Und natürlich ist es für die Farindor nicht leichter
geworden, ihren Platz zu behaupten, seit ihre Macht geschwunden ist. Auch wenn
das schon ewig

Weitere Kostenlose Bücher