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Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Der Sommer der Vergessenen (German Edition)

Titel: Der Sommer der Vergessenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Grandjean
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die Treppe. Socke nahm ihn und
setzte ihn wieder auf den Boden.
    „Driftwood?“
    „Ja?“
    „Wieso
verstecken wir uns?“
    Driftwood
überlegte. „Weil wir das immer so machen?“
    „Meinst du
nicht, dass das verdächtig wirkt?“
    „Bestimmt.
Wir brauchen einen Plan.“
    Socke
schnaubte. Ihm lag zu diesem Thema Einiges auf der Zunge. Aber er schluckte es
lieber runter. „Ob die Schule bewacht wird?“, fragte er stattdessen.
    „Ich denke
nicht. Kotze wäre längst mit Pfeilen gespickt wie ein Stachelschwein.“
    „Brrr.“
    „Ich weiß,
du hast nur mal geguckt. Aber wir müssen vorsichtig sein.“
    Kotze
schaute sich ängstlich um. Socke wühlte in seiner Tasche. Driftwood überlegte.
In den guten alten Zeiten, da hätte er sich nicht in dieses unwürdige
Menschenkostüm gezwängt. Niemals. Er hätte einfach ein großes Loch in die Wand
gesprengt. Oder die Schule belagert, bis alle halb verhungert herausgekrochen
wären. Man hätte sie auch prima anzünden können. Das ging jedoch nur mit
maguschem Feuer, wenn er sich richtig erinnerte. Nicht mal Äxte hatten sie zur
Hand. Auf ihren Wanderungen am Rand des Nachtschattentals hatten sie diese
neumodischen Gefährte gesehen, deren Name er nicht kannte. So eins, mit
ordentlicher Panzerung, konnte bestimmt große Schäden anrichten. Unbemerkt
hinein zu gelangen, wäre auch fein gewesen. Wegen des Überraschungseffekts. Er
dachte an den Wollmauszauber. Allerdings barg das ein gewisses Risiko. Je
nachdem, von wo der Wind kam. Sich in Rauch verwandeln? Da konnte er die
Richtung selbst bestimmen, in die er abrauschte. Leider konnte er sich gerade
nicht an den Spruch erinnern.
    Socke riss
ihn aus seinen Gedanken. „Lass uns doch einfach klopfen.“
    „Gute Idee.“
Driftwood schaute an sich hinab. Sein Anzug sah schon etwas mitgenommen aus.
Als hätte er darin übernachtet. Sockes Kleid hingegen war tadellos. Socke
kann einfach besser auf seine Sachen aufpassen. Wäre da nur nicht dieses
widerliche Mädchengesicht. Driftwood konnte es nicht mehr lange ertragen.
Es war an der Zeit, die Sache hinter sich zu bringen. Socke reichte ihm einen
ledernen Aktenkoffer.
    „Was soll
ich damit?“
    „Hatte ich
noch dabei. Sieht seriös aus.“ Er legte Kotze ein Seil um den Hals, das als
Leine diente. Sie stiegen die Treppe hinauf bis vor die große Pforte. Driftwood
strich sich noch mal durchs Haar, dann klopfte er.
     
    Belenus war
unendlich froh, als er Rolo wieder in der großen Halle begrüßen konnte. Er
tätschelte die Katze, und Rolo erklärte, dass dies sein Kater Igel sei, den er im Wald aufgelesen hatte.
Seine Begegnung mit Solomon erwähnte er nicht. Rolo setzte den schläfrigen
Kater auf den Boden. Er begann, sich zu putzen.
    „Fühlt sich
schon wie zuhause“, witzelte Belenus. Er betrachtete Rolo. „Mein Junge! Deine
Sachen sind ganz schmutzig. Und deine Arme sind verkratzt. Das soll Kinsella
sich gleich mal ansehen. Und du siehst ganz verfroren aus. Ich hole dir schnell
was zum drüber ziehen.“ Er kam mit einem dunkelgrünen Kapuzencape zurück, das
er Rolo um die Schultern legte.
    „Das ist
aber cool.“
    „Was? Kühl?
Immer noch? Ach, cool . Das gehört zur Schuluniform.“
    „Wo ist mein
Vater?“, fragte Rolo.
    „Er ist bei
Adalar. Hat sich wirklich große Sorgen um dich gemacht. Dein Vater hat das Herz
am rechten Fleck, Rolo. Da solltest du nicht dran zweifeln.“
    „Das habe
ich nie getan. Es ist nur ...“. Rolo schluckte. „Schon gut, mein Junge. Ich
verstehe. Wird schon.“
    Rolo nickte
und schwieg. Er schaute sich um. Ein seltsames Licht durchströmte die Halle. Es
waren die Wände. Sie glühten aus sich selbst heraus wie Holzkohlen. Hinauf bis
in die Spitze der Farralot.
    „Ich besorg
dem Kater mal was zu essen“, sagte Belenus und ging.
    Auf dem
Tisch, im Schein vieler Kerzen, lag das Buch. Rolo erkannte das mysteriöse
Fundstück seines Vaters. Auf der einen Seite waren viele kurze Verse notiert.
Rolo fragte sich, was sie bedeuten könnten. Und wer sie einst schrieb. Auf der
anderen Seite waren Bilder. Zwei der affenähnlichen Kreaturen standen zwischen
Bäumen. Die mit dem dunklen Pelz fuchtelte mit den Armen in der Luft rum. Die
Helle schien zu tanzen. Auf dem nächsten Bild lag ein Samenkorn auf der Erde.
Dort, wo der Helle eben noch stand. Der Dunkle war auch verschwunden. Dafür war
ein kleiner Erdhügel zu sehen. Wie ein Grab. Als Belenus mit dem Katzenfutter
zurückkam, klopfte es an der Pforte. „Nanu. Um diese

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