Der Sommer der Vergessenen (German Edition)
Driftwood.
Socke
überging das. „Rolo, kannst du uns das Eiphon wiedergeben?“
„Ich hätte
gerne meinen Arm zurück“, murmelte Driftwood. „Ich denke schon. Ich hatte alles
vergessen, nachdem der da …“, er deutete auf Driftwood, „… mich damit umgehauen
hat. Das war übrigens voll die feige Aktion. Wenn wir fair gekämpft hätten ...“
„Rolo!“,
unterbrach Socke.
Driftwood
gähnte gekünzelt.
„Ich
verspreche, dass wir deinen Freund wieder aufwecken. Wo ist das Eiphon?“
„Ich weiß
nicht genau. Vermutlich in meiner Hosentasche. Jemand anders hat mir die Hose
ausgezogen.“
„Baby“,
flüsterte Driftwood.
Rolo warf
ihm einen giftigen Blick zu.
„Können wir
nachsehen?“
Rolo nickte.
Er ging zur Treppe. Die Alben folgten ihm. Die Wände der Farralot glühten ein
wenig heller als zuvor.
„Weiß die
Schule, dass hier was nicht stimmt?“
Rolo hatte
keine Ahnung, welches sein Zimmer war. Es waren so viele. Der Gedanke an Flucht
ging ihm durch den Kopf. Die Nachtalben machten keine Geräusche beim Gehen.
Nicht mal die Stufen knarrten unter ihren Schritten. Wenn die sich ran
schleichen, hört man keinen Laut. Bis es zu spät ist. Seltsamerweise führte
jetzt eine Treppe direkt zu seinem Zimmer. Rolo öffnete die Truhe. Oben auf lag
seine Jeans. Er betastete die Taschen. Das Eiphon war noch da. Rolo hielt es
den Alben hin. Driftwood streckte die Pfote danach aus, doch da war es schon in
Sockes Tasche verschwunden.
„Danke. Dann
lass uns jetzt Driftwoods Arm finden.“
Sie gingen
zurück in die große Halle. Rolo hatte es nicht sehr eilig. Er hoffte, dass sein
Vater und Tante Farrah bald zurückkämen. Auch wenn Socke freundlich zu ihm war,
diese Wesen waren gefährlich.
„ Igel hat Angst vor euch. Er wird nicht kommen,
wenn ihr in der Nähe seid.“
„Brrr.“
„Gut. Kotze
verspricht, sich zu benehmen“, übersetzte Socke. „Geht doch zum Tisch rüber.
Ich suche Igel “, schlug Rolo vor.
„Versuch
keine Dummheiten! Wir sind schnell. Sehr schnell“, drohte Driftwood.
Rolo machte
eine sehr unschöne Geste mit dem Finger, als Socke gerade nicht hinsah. Die
Alben gingen an den Tisch. Kotze folgte ihnen, schaute aber einige Mal zurück.
Ich muss
hier raus!, entschied Rolo. Aber wie? Der Weg hinaus führte an den
Nachtalben vorbei. Und ich kann den armen Belenus doch nicht zurücklassen. Er
braucht Hilfe. Vielleicht schaffe ich es, mich oben in der Farralot zu
verstecken. Sein Blick streifte die Alben.Sie flüsterten
miteinander.Driftwood blätterte mit seinem verbliebenen Arm
geistesabwesend in dem großen Buch.
Socke
behielt Rolo im Auge, als er sprach.„Die Magusch vermag den Jungen
nicht zu täuschen. Wundert dich das nicht?“
„Schon.“
„Und?“
„Vielleicht
hat Trödel uns Mist verkauft.“
Im
Hintergrund hörten sie Rolo: „ Igel ? Wo
bist du?“
„Das glaube
ich nicht. Überleg' doch mal. In Neunseen war es ähnlich.“
„Hm.
Vielleicht ist er einfach nicht ganz richtig im Kopf.“ „Sei doch nicht so
garstig.“
„Komm, Igel . Hab keine Angst.“
Driftwood
blätterte gedankenverloren eine Seite weiter. „Socke?“
„Ja?“
„Der Kerl
hier im Buch, der sieht aus wie du.“
„Zeig mal.“
Socke stand auf, um besser sehen zu können. „Komm, mein Kätzchen. Ich hab
lecker Fresschen.“
„Tatsache.
Und der sieht aus wie du.“
„So sehe ich
doch nicht aus, Socke. Ich bin doch viel größer als du.“
„Aber der
Pelz. Die Augen. Wie du.“
Dann fiel
der Groschen. „Das ist das Buch!“
Driftwood
klappte es zu. Auf dem Einband war ihr Zeichen. Ein Herz, auf dem eine
vierfingrige Pfote lag.
„Das geht
doch nicht mit rechten Dingen zu! Wo ist der Junge?“
„Verflixt!“,
fluchte Socke.
„Kotze! Such
die Nacktschnecke!“ Driftwood sprang auf, das Buch unterm Arm. Sie sahen Rolo
auf der Treppe. Er trug den Kater. Der Kater trug Driftwoods Arm im Maul.
„Rolo!“,
rief Socke.
„Mein Arm!“,
rief Driftwood.
„Brrr!“,
rief Kotze.
Schon waren
sie am Fuß der Treppe.
„Evitar,
Evitar“, murmelte Driftwood. Sein Blick war fest auf Rolo gerichtet. Der Arm
geriet in Bewegung. Er krümmte sich wie eine Schlange und knuffte das erschreckte
Tier. Igel fauchte und verschwand im
Gewirr der Treppen. Bevor Rolo es sich versah, schlängelte sich der Arm um
seinen Hals.
„Drift, das
ist eklig“, sagte Socke kopfschüttelnd.
Die Pfote
hielt Rolo die Augen zu. Er schrie um Hilfe und schlug um sich.
„Er sollte
nicht so
Weitere Kostenlose Bücher