Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
ihr noch. Mehr nicht. Flux wartet auf sie.«

Besuch beim Brautpaar
    Friedliche Tage folgten. Die Ernte war in vollem Gange, wir hatten Stoppelfelder zum Galoppieren, ich feierte meinen vierzigsten Geburtstag, und meine beiden Frauen verwöhnten mich bei dieser Gelegenheit mit Geschenken und einem Festmahl.
    Am Tag nach meinem Geburtstag fuhren wir alle drei in die Stadt hinein, denn Muni wollte mir schließlich auch gratulieren.
    »Es scheint, ich bin für dich überhaupt nicht mehr auf der Welt«, sagte Muni ein wenig gekränkt.
    »Du könntest ja auch wieder einmal für eine Woche zu mir herauskommen«, sagte ich.
    »Du hast ja gar keinen Platz«, antwortete Muni, womit sie recht hatte.
    Am nächsten Tag riefen wir den Toni an und wurden für nachmittags zum Kaffee eingeladen. Der Nanni ginge es den Umständen entsprechend ganz gut, erfuhren wir.
    »Hat sie dir denn verziehen?« fragte ich.
    »Was gibt's denn da zu verzeihen?« fragte der Toni großspurig zurück. »Sie hat eh gewußt, daß ich wiederkomm'.«
    Nun, vielleicht hatte sie es wirklich gewußt. Frauen wissen ja meist sehr genau, wie sie mit den Männern dran sind. Bewaffnet mit einem großen Blumenstrauß fanden wir uns in Schwabing ein. Die Nanni entpuppte sich als eine warmherzige, lebhafte Frau, die über genügend Humor und Gelassenheit verfügte, Tonis Benehmen als das zu sehen, was es gewesen war: das letzte Verteidigungsgefecht einer sturmreifen Festung.
    »Er tät' sich wundern, was er ohne mich machen würde«, sagte sie lächelnd. »Mit der Zeit hat er sich nämlich doch an ein geordnetes Leben gewöhnt. Wenn der Mensch älter wird, weiß er die Bequemlichkeit zu schätzen.«
    Über Tonis Verbleib hatte sie sich nicht die geringste Sorge gemacht, wie wir erfuhren, denn das Hosenmädchen, die Freundin des Bärtigen, hatte ihr schon am Tage nach der Flucht genau berichtet, wo der Toni gelandet war. Ihrem Freund hatte sie zwar Stillschweigen gelobt, aber mit der selbstverständlichen Solidarität, die sich die Frauen in gewissen Situationen erweisen, hatte sie sich an diesen Schwur nicht im geringsten gebunden gefühlt.
    »Ich hab' mir gedacht, so ein bißchen Erholung auf dem Land wird ihm ganz guttun. Wenn's ihm langweilig wird, kommt er schon wieder.«
    Der Toni saß dabei und grinste über das ganze Gesicht.
    »Die Weiber, was?« sagte er. »Und ich hab' mir gedacht, sie weint sich hier die Augen aus nach mir.«
    »Was ihr euch immer so denkt«, meinte die Nanni. »Über das Alter, wo ich um einen Mann geweint hab', bin ich lang hinaus. Das tut man nur, wenn man sehr jung und dumm ist. Nachher weiß man, daß es nicht der Mühe wert ist. Hab' ich nicht recht?«
    Die Frage war an Steffi gerichtet, die energisch mit dem Kopf nickte. Ja, es stimmte schon, in gewissen Dingen waren uns die Frauen über. So in der pragmatischen Beurteilung des Daseins im allgemeinen und der Liebe im besonderen.
    Der Toni machte sich als Hausherr nützlich, er kochte den Kaffee und deckte den Tisch, da die Nanni ja durch den gegipsten Arm behindert war. Aber gleich nach dem Kaffeetrinken zog er sich mit den ersten fünf Kapiteln des Schwabing-Buches, die ich mitgebracht hatte, in eine Ecke zurück. Er schien sehr befriedigt zu sein.
    »Gar net schlecht«, sagte er. »Da werd' ich gleich morgen zum Verlag gehen und sehen, daß wir einen Vorschuß kriegen.«
    »Das eilt doch nicht so.«
    »Und ob das eilt. Erstens heizt man damit die Verleger an, und zweitens brauch' ich Geld zum Heiraten, und du brauchst ja vermutlich auch welches.«
    Er sprach in aller Gemütsruhe von der bevorstehenden Heirat, als sei er niemals in panischem Entsetzen davor davongelaufen. Im September, wenn der Gips herunter sei, würde das Ereignis stattfinden. Wir wurden gleich dazu eingeladen.
    »Das sind dann gleich zwei Hochzeiten auf einen Fleck«, sagte ich. »Rosalind heiratet auch.«

Rosalind sorgt für eine Überraschung
    Aber Rosalind sorgte auch diesmal für eine Überraschung. Geruhsam war ja das Leben mit ihr nie gewesen. Und die Tatsache, daß wir geschieden waren, änderte für mich durchaus nichts daran. Eines Nachmittags kam der Alois außerfahrplanmäßig zu mir herausgeradelt.
    »An Eilbrief!« sagte er vorwurfsvoll zu mir. »Und bei dera Hitzn!«
    Ich besah den Brief erstaunt. Er kam aus Chur in der Schweiz, und meine Adresse war in Rosalinds steiler Kinderhandschrift geschrieben. Was tat sie in Chur? Soviel ich wußte, lag das weitab vom Luganer See. Und was war denn so

Weitere Kostenlose Bücher