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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Weile erbost auf die Wiese gestarrt hatte, wurde ich ruhiger. Ich dramatisierte die Sache unnötig. Noch wußte ich gar nicht, was geschehen war. Rosalind wandte sich in einer Notlage an mich, das war verständlich. Schließlich war ich es ja gewesen, der seit ihrer Mädchenzeit für sie die Verantwortung getragen hatte und für ihr Wohl und Wehe zuständig gewesen war. Daß wir geschieden waren, hatte nichts daran geändert. War mir das etwas Neues? Mir kam es vor, als hätte ich das sowieso gewußt. Ich ging wieder hinein. Meine beiden Damen saßen noch da, wie ich sie verlassen hatte. Steffi hatte eine undurchsichtige Miene aufgesetzt. Lix schien höchst angeregt.
    »Was machen wir nun?« fragte sie munter.
    Ich nahm mir eine Zigarette. »Das weiß ich auch nicht.«
    »Du mußt hinfahren, Paps.«
    »Ich muß gar nichts.«
    »Aber du kannst sie doch nicht dort sitzenlassen«, rief meine Tochter empört. »Wenn sie doch kein Geld hat.«
    »Vielleicht schreibt sie der Abwechslung halber mal an Herrn Killinger. Ich würde sagen, der ist dafür zuständig.«
    »Sie will doch von dem nichts mehr wissen. Das schreibt sie doch. Hier.« Lix schwenkte mir den Brief vor der Nase herum.
    Ich nahm ihn und knallte ihn auf den Tisch. »Das habe ich gelesen. Aber was kümmert mich das?«
    »Du bist gemein«, rief Lix wütend.
    »Halt den Mund«, fuhr ich sie an.
    Erstmals mischte sich Steffi in das Gespräch. »Du mußt ja nicht hinfahren. Du kannst ihr ja Geld schicken.«
    Lix betrachtete sie feindselig. »Mami schreibt, er soll sie holen.«
    »Entschuldige«, sagte Steffi kühl. »Ich weiß, es geht mich nichts an. Es war nur ein Vorschlag.«
    Sie stand auf und wollte das Zimmer verlassen. Ich hielt sie fest.
    »Bitte, Steffi, sei vernünftig. Ich kann ja nichts dafür. Ich weiß auch nicht, was vorgefallen ist. Und du, Lix, hältst deinen vorlauten Mund.«
    Lix schob in bekannter Manier die Unterlippe vor und sah bockig vor sich hin.
    Schließlich einigten wir uns darauf, daß wir am nächsten Tag in die Stadt fahren würden, Steffi und ich, und von ihrer Wohnung aus mit Chur telefonieren würden. Vom Gasthaus in Unter-Bolching aus schien mir das zu umständlich. Wer weiß, wie es mit der Verbindung klappte. Ich führte selten Auslandsgespräche. Um ehrlich zu sein, nie. Ich hatte da noch ein bißchen vorsintflutliche Vorstellungen.
    Das zeigte sich am nächsten Tage, denn die Verbindung mit dem Hotel Steinbock kam ohne Schwierigkeiten mit Windeseile zustande. Rosalind war allerdings nicht im Hotel. Die gnädige Frau sei ausgegangen, erfuhr ich. Ich hinterließ, daß mich Frau Schmitt unter der und der Nummer baldmöglichst anrufen solle. R-Gespräch, bitte sehr. Steffi machte uns eine Kleinigkeit zu essen, aber wir hatten beide keinen rechten Appetit. Und Steffi konnte es wie alle Frauen nicht unterlassen, die Schwierigkeiten noch ein bißchen schwieriger zu machen.
    »Dann dürfte ja meine Rolle in deinem Leben ausgespielt sein«, sagte sie.
    »Bitte, tu mir den Gefallen und sei nicht kindisch.«
    »Wieso? Habe ich nicht recht? Rosalind kehrt zu dir zurück. Im Grunde bist du doch sehr froh darüber. Du liebst sie doch immer noch. Und es ist schließlich für dich ein großer Triumph.«
    Ich schwieg, sah sie nur an. Zum erstenmal enttäuschte sie mich. Sie benahm sich wie jede Frau.
    Steffi war unsicher geworden unter meinem Blick. Sie kam zu mir und rieb ihre Wange an meiner. »Sei nicht böse. Ich glaube, ich bin wirklich kindisch. Aber was soll nun werden?«
    »Das weiß ich auch noch nicht. Ich muß erst einmal hören, was los ist. Auf jeden Fall, was auch immer geschehen ist und geschieht, zwischen uns beiden ändert sich nichts.«
    Steffi lächelte traurig. »Ich fürchte, das ist ein Irrtum deinerseits.«
    Es war wirklich ein Irrtum meinerseits.

Sie kommt
    Das Gespräch kam am späten Nachmittag. Rosalind zwitscherte aufgeregt im Telefon. Sie sei nur ein bißchen spazierengegangen und habe unterwegs Kaffee getrunken.
    »Ich denke, du hast kein Geld?« sagte ich.
    »Na, für eine Tasse Kaffee reicht es gerade noch. Aber sonst … Wann kommst du denn, Dodo?«
    »Ich komme überhaupt nicht. Ich werde dir telegrafisch Geld anweisen. Wieviel brauchst du denn?«
    »Nun – das Hotel, und dann die Fahrkarte, das macht etwa …« Sie nannte eine ziemlich hohe Summe.
    »Allerhand«, sagte ich.
    »Es ist ein gutes Hotel, weißt du.«
    Ich unterdrückte die Bemerkung, daß sie auch hätte in einer bescheideneren Bleibe

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