Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
gekauft hatte. Ich kannte Fräulein Behrends nicht. Nach Rosalinds Schilderungen konnte man nicht gehen. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß Herr Killinger mit seinem ganzen Geld eine begehrenswertere Frau kaufen konnte als Rosalind. Der Meinung war ich immer noch, obwohl ich sie nicht mehr liebte. Nein, das tat ich wirklich nicht. Ich sagte mir das immer wieder, obwohl ich mir manchmal meiner Sache nicht ganz sicher war. Denn jetzt, wo ich sie immer um mich hatte, wirkte ihr alter Zauber auf mich, ob ich wollte oder nicht. Und immer war sie auch nicht traurig, manchmal auch vergnügt und amüsant wie früher. Und vor allem weich und zärtlich und liebevoll. So wie ganz, ganz früher.
    An einem sonnenblauen, windstillen Septembertag war sie besonders liebevoll zu mir. Ich hatte mich am Nachmittag wieder einmal an die Maschine gesetzt, was ich regelmäßig tat, wobei aber nicht viel herauskam. Rosalind brachte mir eine Tasse Kaffee, strich mir zärtlich übers Haar und fragte anteilnehmend: »Kommst du gut voran?«
    Ich brummte nur vor mich hin.
    »Wir sind sehr störend für dich, nicht wahr?«
    »Es geht.«
    »Aber vorher warst du schließlich auch nicht allein. Lix hat mir erzählt, daß dieses Fräulein Bergmann immer dein Manuskript abgeschrieben hat. Also das könnte ich ja auch machen, wenn du willst.«
    »Du? Du kannst ja gar nicht ordentlich maschineschreiben.«
    »Ich werde es lernen.«
    Ich blickte zu ihr auf, sie lächelte mich unschuldig an, eine gehorsame kleine Frau, ganz bereit, ihrem Mann jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
    »Rosalind«, begann ich, aber dann stockte ich schon. Ohne Zweifel, wir mußten einmal ernsthaft miteinander reden. Es war nur schwer, ihr zu sagen, was ich empfand. Für mich war es schwer, trotz allem. Aber heute war die Gelegenheit günstig, Lix war hinüber zur Mali geradelt, um beim Einkochen zu helfen.
    »Ja, Liebling?«
    »Rosalind, hast du eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, wie es weitergehen soll?«
    »Weitergehen?«
    »Ja, hier mit uns. Ich meine, hast du dir schon einmal Gedanken über deine Zukunft gemacht?«
    »Über meine Zukunft?«
    »Ja. Herrn Killinger willst du nicht mehr heiraten. Einen Beruf hast du nicht gelernt. Wie wirst du leben?«
    »Aber Dodo!« Ihre großen Augen wurden traurig. »Was willst du damit sagen? Willst du mich denn nicht mehr bei dir haben? Ich hab' gedacht …«
    Ich wappnete mich mit Härte gegen den Vorwurf in ihrem Blick, das schmerzliche Beben in ihrer Stimme. »Was hast du gedacht?«
    »Es wird alles wieder so wie früher«, sagte sie leise.
    »Wie früher? Nein. Wie früher kann es nicht mehr werden. Das siehst du hoffentlich ein.«
    »Aber du warst doch unglücklich, weil ich fortging. Und nun bin ich wieder da.«
    »Und? Meinst du, das genügt, mich wieder glücklich zu machen?«
    »Ja«, sagte sie naiv. »Das dachte ich.«
    Ich stand auf. »Mein liebes Kind, so einfach, wie du dir das Leben vorstellst, ist es nicht. Ja, zugegeben, ich habe sehr gelitten darunter, daß du mich verlassen hast. Und ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich einigermaßen damit zu Rande gekommen bin. Du bist zu einem anderen Mann gegangen, hast mit ihm gelebt, hast dich fast ein Jahr lang sehr wohl dabei gefühlt. Und nun kommst du hier an und tust, als sei nichts gewesen. Es ist aber allerhand gewesen.«
    »Ich habe immer nur dich geliebt, Dodo. Und du weißt, warum ich weggegangen bin. So richtig glücklich war ich gar nicht. Und ich weiß jetzt, daß es dumm von mir war. Eigentlich weiß ich es schon lange. Dodo«, sie kam zu mir, legte beide Arme um meinen Hals und sah mich mit tränengefüllten Augen an, »ich will es gutmachen. Du mußt mir diese Chance geben.«
    Es war schwer für mich. Sehr schwer. Schließlich war Rosalind nicht irgend jemand. Sie war meine Frau. Ich hatte fünfzehn Jahre lang mit ihr gelebt. Steffi kannte ich seit einem Vierteljahr. Es war eine junge und süße Liebe gewesen. Aber das, was mich mit Rosalind verband, wog eben doch schwerer.
    Ich nahm sacht ihre Arme von meinem Hals. »Es ist für mich nicht leicht, an deine sogenannte Liebe zu glauben. Und das Leben bei mir ist nicht anders wie früher. Es würde dir wieder nicht genügen.«
    »Doch«, rief sie eifrig. »Es genügt mir. Ich habe ja jetzt eine Menge neuer Kleider. Die reichen eine Weile. Du wirst Konrad schreiben, daß mir meine Sachen zugeschickt werden. Schließlich gehören sie mir. Ich sehe nicht ein, warum er sie behalten soll.

Weitere Kostenlose Bücher