Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
doch interessieren, was aus seiner Braut geworden war.
    Ich befragte Rosalind dieserhalb.
    »Er kann sich denken, daß ich hier bin«, sagte sie. »Hab' ich ihm ja gesagt.«
    »Was hat du gesagt?«
    »Daß ich zu dir zurückgehe. Daß ich dich liebe. Und daß du ein guter und anständiger und liebevoller Mensch bist. Während er ein übles Subjekt ist, mit dem zu leben keiner Frau von Geschmack zugemutet werden kann.«
    Hm. Das war deutlich gewesen. Rosalind war noch nie sehr wählerisch in ihrer Ausdrucksweise gewesen, wenn der Zorn sie packte.
    Herr Killinger war jedenfalls auch davon unterrichtet, daß Rosalind in meine Arme zurückgeeilt war. Und wie es schien, war er damit ganz zufrieden. Das war ja heiter.
    »Ich denke, er liebt dich.«
    »Das dachte ich auch.«
    »Und du?«
    »Was ich?«
    »Ich dachte, du liebst ihn auch.«
    »Ich? Ihn lieben?« Rosalind ließ mich einen ihrer langsamen, sehr gekonnten Augenaufschläge miterleben. »Dodo«, sagte sie mit Nachdruck, »das kannst du doch nicht im Ernst denken.«
    »Entschuldige, aber das denke ich. Du hast mich verlassen, du wolltest ihn heiraten. Schön, er ist ein reicher Mann, aber das kann doch nicht der einzige Grund gewesen sein.«
    »Nnnnein, natürlich nicht«, sagte sie langsam und seufzte über so viel männlichen Unverstand, »er gefiel mir am Anfang ganz gut. Er sieht ja auch ganz imposant aus, nicht?«
    »Ich habe nicht die Ehre, den Herrn zu kennen. Ich kenne ihn nur aus deinen Schilderungen, und die variieren, das wirst du ja zugeben. Früher jedenfalls hast du mir ihn als außerordentlich attraktive männliche Erscheinung dargestellt.«
    »Du brauchst gar nicht so mit mir zu reden. Er sieht nicht schlecht aus. Aber es kommt schließlich auf den Charakter an.«
    »Aha.«
    »Ja. Du hältst mich für oberflächlich, Dodo. Das hast du immer getan. Aber ich kann keinen Mann ertragen, der herzlos ist und rücksichtslos. Ich kann ihn einfach nicht um mich ertragen.«
    »Wenn er aber doch so viel Geld hat.«
    »Rede doch nicht immer von Geld. Das ist schließlich nicht die Hauptsache im Leben.«
    Ich schwieg beeindruckt. Kein Zweifel, meine Chancen waren großartig. Nur daß ich kein Interesse mehr daran hatte. Doch das sah Rosalind nicht ein. Wollte sie nicht sehen. Sie verschloß sich eisern gegen die Möglichkeit, daß eine andere Frau, daß beispielsweise Steffi in meinem Leben eine Rolle spielen könnte, eine so große Rolle, daß sie dadurch aus meinem Leben endgültig verdrängt worden war. Sie nahm es einfach nicht zur Kenntnis. Vielleicht hätte ich es ihr unmißverständlich und genauso rücksichtslos, wie Herr Killinger zuzeiten sein konnte, klarmachen sollen. Aber das lag mir nun mal nicht.
    Denn bei alledem, so albern es sein mochte, tat sie mir leid. Sie war so hochgemut ausgezogen, sich ein neues Leben zu erobern. Und war so schnell wiedergekommen.
    »Also wie dem immer auch sei, Geld oder Charakter, auf jeden Fall müßte sich Herr Killinger einmal nach deinem Verbleib erkundigen. Findest du nicht auch?«
    Sie hob die Schultern, aber an der harten Linie ihres Mundes sah ich, daß es sie tief kränkte, so einfach ohne Sang und Klang beiseite gestellt worden zu sein.
    »Soviel ich weiß, wolltet ihr ja heiraten. Lieber Himmel, Rosalind, das ist doch schließlich nicht so eine Kleinigkeit, daß man von heute auf morgen zur Tagesordnung übergeht. Schließlich ist unsere Ehe daran kaputtgegangen. Er kann doch nicht annehmen, daß du so ohne weiteres wieder in dein altes Leben einsteigen kannst.«
    Sie schwieg, blickte vor sich hin, ein trauriges, verlassenes Kind.
    »Vielleicht«, sagte sie leise, »vielleicht …« Sie stockte.
    »Was?«
    »Vielleicht ist er ganz froh, daß er mich los ist. Dann kann er Fräulein Behrends heiraten.«
    »So«, sagte ich erstaunt. »Aber das hätte er ja längst tun können, wenn ihm daran gelegen war. Er kennt sie länger als dich. Und außerdem hast du gesagt, sie sei eine ganz ordinäre Person.«
    »Ist sie auch. Keine Dame. Nicht in meinen Augen. Sonst hätte sie das nicht getan. Im Büro ist sie halt tüchtig. Und – ja, eben jung.« Sie schluckte. »Sie ist immerhin zehn Jahre jünger als ich.«
    Ich lachte. »Komm, Rosalind, das ist ja lächerlich. Du bist dreimal jung genug für den. Er ist doch über Fünfzig.«
    »Ja, sicher. Aber du weißt doch, wie die Männer heutzutage sind. Besonders wenn sie Geld haben.«
    Hm. Geld kauft natürlich junge hübsche Mädchen genauso, wie es meine Rosalind

Weitere Kostenlose Bücher