Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
ich ihr sagen sollte.
    Lix kam zurück, wir aßen zu Abend und sprachen dabei vom bevorstehenden Schulbeginn.
    »Du willst also wieder bei Muni wohnen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Lix.
    Auch für sie war alles selbstverständlich. Auch für sie mußten wir alle kommen und gehen, zur Verfügung stehen oder beiseite treten, ganz, wie es paßte. Nun ja, sie sah sich das von ihrer Mutter ab. Auf einmal merkte ich, daß ich auf beide, auf Rosalind und Lix, ehrlichen Zorn hatte.
    Ich stand auf, nahm meine Jacke und pfiff nach Dorian.
    »Wo willst du denn hin?« fragte Rosalind.
    »Ich gehe noch spazieren.«
    »Da komme ich mit«, rief Lix.
    »Nein«, sagte ich kurz. »Ich gehe allein.«
    Beide, Mutter und Tochter, blickten mir schweigend nach, als ich das Zimmer verließ. Beide fanden es wahrscheinlich ein bißchen komisch, wie ich mich benahm. Beide waren weit davon entfernt, es tragisch zu nehmen. Sie würden mich schon wieder hinbiegen, wie sie mich brauchten. Ich war schließlich und endlich ihr Besitz.

Herbstgedanken am Abend
    Es war schon fast dunkel draußen, die ersten Sterne zitterten auf dem blassen Abendhimmel. Aber mir fehlten heute alle poetischen Gefühle. Ich schritt grimmig, mit langen Schritten durch den Wald und pfiff dabei vor mich hin. Als wir aus dem Wald kamen, dufteten die Wiesen. Andres hatte das zweite Heu geschnitten. Der Sommer neigte sich seinem Ende zu.
    Ich mußte flüchtig an Gwen denken. Ich hatte nichts wieder von ihr gehört. Das Reiten hätte ihr jetzt Spaß gemacht, über die Stoppeln hätte sie sich so richtig austoben können. In letzter Zeit war ich immer mit Lix geritten, die zunehmend Spaß daran gefunden hatte. Sie ritt abwechselnd den Flux oder das Mohrle der Gräfin. Ich würde beide Pferde auf das Gut zurückbringen. Steffi war nicht da, und Lix würde wieder in die Schule gehen.
    Ich blieb stehen. Hatte ich Steffi schon abgeschrieben? Nein, gewiß nicht. Ich wünschte, sie würde lieber heute als morgen kommen. Ich beschloß, nach Unter-Bolching zu marschieren und Steffi noch anzurufen. Heute vormittag hatten wir nur ein paar Sätze miteinander gesprochen.
    Wie geht es? Danke, gut. Und dir? Kommst du mit der Arbeit gut weiter? Es geht. Und was machst du? Och, nichts Besonderes. Ich habe zwei gute Stellenangebote, nächster Tage müßte ich mich für eines entscheiden. So, na, das ist ja fein.
    So ähnlich verliefen jetzt unsere Gespräche. Kein schöner Zustand. Ihre Stimme klang merkwürdig unbeteiligt. Und wenn ich eine persönliche Frage stellte, wich sie aus.
    Zunächst besuchte ich Isabel. Ich bemühte mich, leise zu sein, im Haus war noch Licht, und ich hatte jetzt keine Lust, mit dem Andres oder der Mali zu reden.
    Isabel rieb den Kopf an meiner Schulter, als ich zu ihr in die Box trat.
    »Du bist doch die Beste«, sagte ich. »Von allen Frauenzimmern bist du mir die liebste.«
    Isabel nickte. Sie fand das ganz verständlich. Sie bekam ihren Zucker, dann bekamen die anderen auch etwas, und wir machten uns wieder auf den Weg. Dorian und ich.
    Dorian war etwas verwundert, daß wir nicht nach Hause gingen. Aber er trabte eifrig den Weg zum Dorf entlang. So ein Abendspaziergang gefiel ihm, frische, kühle Luft, wunderbare Fährten überall. Ihm war es recht. Im Gasthaus von Unter-Bolching saßen nur noch drei Unentwegte beim Schafkopf. Der Wirt begrüßte mich erstaunt.
    »So spät am Abend kimmst heit noch daher?«
    »Ja, ich muß telefonieren. Und ein Bier hätt' ich gern.«
    Hier mußten sie sich doch auch wundern über meine täglichen Telefonate. Sie dachten sich wohl ihr Teil. Sicher wußten die Leute mehr, als ich annahm. Mehr oder weniger blieb ja nichts verborgen. Und bestimmt verfolgten sie interessiert den Ablauf meines bewegten Privatlebens. In München meldete sich keiner. Steffi war nicht zu Hause. Ich trank mein Bier und versuchte es noch einmal. Nichts. Es war mittlerweile halb zehn, die Wirtschaft war leer. Ich mußte nach Hause wandern. Morgen würde ich in die Stadt fahren. Ich mußte mit Steffi sprechen.

Steffi ist traurig, und Muni hat eine Idee
    Ich traf am Nachmittag bei Steffi ein. Wir tranken Kaffee zusammen und saßen uns gegenüber wie zwei Fremde. Sie war blaß und sah unglücklich aus. Aber sie tat, als sei weiter nichts los, plauderte höflich mit mir über allen möglichen Unsinn, blickte an mir vorbei und machte es mir nicht leicht.
    Schließlich setzte ich mich neben sie auf Tante Josefas hübsches Biedermeiersofa und nahm ihre

Weitere Kostenlose Bücher