Der Sommer des glücklichen Narren
Hände.
»Steffi, ich bitte dich um Verständnis. Du kennst meine Situation. Ich weiß bis jetzt noch nicht, wie ich damit fertig werden soll. Du mußt ein bißchen Geduld haben.«
Sie zog ihre Hände zurück. »Geduld?« fragte sie zurück. »Verständnis? Ich glaube, ich habe beides gezeigt. Aber was erwartest du von mir? Ich kann dir nicht helfen. Und ich glaube auch nicht, daß du meine Hilfe haben willst. Du hast deine Familie bei dir, und vermutlich ist das ganz normal. Und du hast das Gefühl, du müßtest mir ein paar freundliche Worte sagen. Aber du brauchst dich nicht anzustrengen. Ich habe schon verstanden …«
»Steffi, bitte … Du siehst es ganz falsch. Ich habe doch an der ganzen Entwicklung keine Schuld. Ich wünschte, Rosalind wäre nicht gekommen, und wir hätten weiter zusammenbleiben können wie bisher. Und ich …«
»Ich sehe es ganz richtig«, sagte sie kühl. »Und ich verstehe alles. Ich mache dir keine Vorwürfe. Oder? Ich bin doch wirklich sehr vernünftig, ich …« Ihre Stimme brach, sie weinte. Ich nahm sie in die Arme, küßte sie, streichelte sie und sagte ihr, daß ich sie liebte. Aber sie schüttelte den Kopf. »Nein, du liebst Rosalind. Du hast sie immer geliebt. Das wußte ich vorher schon. Es ist immer das gleiche bei mir. Ich habe kein Glück.«
Auch dieses Gespräch führte zu keinem Ergebnis. Wir redeten hin und her und kamen keinen Schritt weiter. Ich war unglücklich, weil Steffi unglücklich war und überhaupt. Es war alles meine Schuld. Aber ich konnte nichts daran ändern. Ich hatte gehofft, ich könnte bei Steffi übernachten, aber sie schickte mich weg. Freundlich, aber sehr entschieden.
»Du kannst nicht mit zwei Frauen leben«, sagte sie.
»Zwischen mir und Rosalind ist nichts«, beteuerte ich.
»Davon kann keine Rede sein.«
Sie lächelte nur, ein wenig traurig und ein wenig ironisch. Sie glaubte mir nicht. Sie wollte nicht, daß ich bei ihr blieb. Ich war verärgert, als ich ging. Böse mit der ganzen Welt. Ich war in eine Sackgasse geraten und wußte nicht, wie ich hinauskommen sollte. So kam ich zu Muni. Sie sah mir sofort an, wie mir zumute war. Und sie endlich war neutral und wußte Rat.
Ich erzählte ihr mein ganzes Dilemma, von vorn bis hinten, ohne etwas auszulassen. Sie hörte sich schweigend alles an. Als ich fertig war, sagte sie: »Mei, Bub, das ist eine dumme Geschichte. Aber gar so arg auch wieder nicht. Vor allem mußt du dir klarwerden, was du willst. Welche willst du haben? Rosalind oder Steffi?«
Ich blickte sie irritiert an. Eine so deutliche Frage verlangte eine deutliche Antwort.
»Ich glaube …«, begann ich.
»Ich will nicht wissen, was du glaubst«, sagte Muni streng. »Überlege es dir gut, und antworte mir dann.«
Ich überlegte also eine kleine Weile vor mich hin und sagte dann: »Steffi.«
Muni nickte befriedigt. »Das habe ich mir gedacht. Und es ist richtig.«
»Aber Rosalind ist meine Frau. Und Lix ist auch da.«
»Rosalind war deine Frau. Und Lix ist alt genug. Ihr Vater bleibst du allemal. Mit Rosalind würde es in kurzer Zeit wieder wie früher sein. Sie wird nie zufrieden sein. Mit Steffi wirst du besser leben können.«
Ja. Muni hatte recht. Jetzt, wo sie es sagte, sah ich es ein.
»Aber was soll ich mit Rosalind machen? Ich kann nicht zwei Frauen ernähren. Jedenfalls momentan nicht. Und Rosalind ist ziemlich anspruchsvoll.«
»Ich denke mir«, meinte Muni, »daß Rosalind bald wieder heiraten wird, wenn nicht den, den sie da hatte, dann eben einen anderen. Sie ist ja eine hübsche Frau und versteht es, mit Männern umzugehen. Na, und wenn nicht, dann wird sie arbeiten müssen. Das müssen andere Frauen auch tun.«
»Kannst du dir Rosalind als berufstätige Frau vorstellen? Ich nicht. Sie hat nichts gelernt. Und sie wird keineswegs davon begeistert sein. Und sie muß auch erst einmal Arbeit finden.«
»Sie findet schon was. Arbeitskräfte werden heute genug gesucht. Und ob sie begeistert davon ist oder nicht, das kann dir egal sein. Sie hätte ja bei dir bleiben können, nicht wahr? Du mußt ihr das nur mal deutlich klarmachen.«
Ich seufzte.
»Du mußt aber«, betonte Muni, »du kannst nicht ewig einer Entscheidung aus dem Weg gehen. Es ist Steffi gegenüber nicht anständig.«
»Ja«, sagte ich niedergeschlagen, »du hast vollkommen recht. Aber es ist so schwierig. Du kennst Rosalind nicht.«
»Ich kenne sie sehr gut. Wahrscheinlich besser als du. Und es schadet ihr gar nichts, wenn es mal nicht
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