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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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unverwandt an.
    Bisher hatte keiner von den beiden etwas zu meinem Fall gesagt. Aber nun konnte sich die Mali doch eine Frage nicht verkneifen.
    »Is jetzt dann des vorbei?« fragte sie.
    »Sei doch stad«, wies sie der Andres unwirsch zurecht.
    »Es ist vorbei«, sagte ich, »erledigt und abgetan. Ich bin geschieden. Ich bin ein freier Mann.«
    »Ja so was aa«, meinte die Mali, faltete die Hände auf der Schürze und blickte kummervoll ins Land hinaus.
    »Alsdann«, bemerkte der Andres nach einer Weile, »was hat sein müssen, hat halt sein müssen. Früher hat's ja so was net geben. Aber heut gengans z'samm und rennans auseinand', wie's eahna grad paßt. Vielleicht is' ganz gut so. Wann sich die Leut' nimmer vertragen, nacha solln's halt auseinandergehn.«
    »Vertragen ham sich die zwoa scho«, sagte die Mali.
    Andres kratzte sich am Kinn. »Kann net guat möglich sei. Oder?«
    Ich schwieg. In etwa wußten die zwei ja doch, worum es sich handelte, warum Rosalind von mir fortgegangen war. So weltfremd sind die Bauern auf dem Hügel heutzutage auch nicht mehr. Der Gstattner hatte einen großen Wagen in der Scheune stehen, und wenn seine Töchter am Samstag oder am Sonntag nach München fahren oder nach Rosenheim zum Tanz, werden sie ebenfalls im Auto abgeholt, sind fesch und adrett angezogen und haben rotgemalte Münder nicht viel anders wie eine Städterin.
    Trotzdem würde es schwerfallen, den beiden klarzumachen, daß nicht der Mann, den Rosalind heiraten wollte, mein Nebenbuhler war, genausowenig wie damals der Ami vor der PX-Tür. Es war eher ein Monsieur Charleron mit seinem todsicheren Modegefühl, der kleine Einladungskärtchen zur Saisoneröffnung an bestimmte Damen der Gesellschaft verschickte. Der unter anderem war es.
    Und ich möchte niemand raten, Rosalind deswegen der Oberflächlichkeit, der Lieblosigkeit oder Treulosigkeit zu zeihen. Keiner sollte ein Wort gegen sie sagen. Wenn einer etwas sagen könnte, dann ich. Aber ich tue es nicht. Jeder Mensch hat das Recht, seinem Wesen gemäß zu leben, jeder das Recht, seine Träume zu erfüllen, wenn sie sich erfüllen lassen. Verdammt noch mal, ja! Daß unser aller Träume verschieden sind – wen will man dafür verantwortlich machen? Daß Rosalinds Wünsche ans Leben und meine Vorstellung von Glück nicht auf dem gleichen Weg marschieren und sich nur vorübergehend an einem Kreuzweg treffen konnten – wem will man die Schuld dafür geben? Keinem von uns. Oder beiden.
    Wenn ich, der ich mir anmaße, Bücher über das Leben und über die Menschen zu schreiben, es nicht einmal versuchen würde, das Leben und die Menschen zu verstehen, wenn ich es nicht einmal fertigbringen würde, diese eine Frau, die ich liebe, zu verstehen, wer in aller Welt sollte es dann tun? Wenn ich ein schlechtes Wort über Rosalind sagen, einen bösen Gedanken gegen sie denken würde, dann war ich es nie wert, daß sie mich geliebt hat. Und einen anderen Beruf sollte ich mir dann auch suchen.
    Und daß ich unglücklich bin? Lieber Himmel, ich bin es nicht seit gestern. Wo steht geschrieben, daß ich, ausgerechnet ich armseliger Durchschnittsmensch, ein Recht darauf hätte, das Glück als Dauerbesitz zu pachten? Das Glück ist ein flüchtiger Vogel, der sich in keinen Käfig sperren läßt. Wer ihn aber für eine Zeitlang mal in seinen Händen halten will, der muß auch bereit sein, wenn die Stunde kommt, vor dem leeren Käfig zu stehen.

Die schöne Isabel
    Ehe wir endgültig nach Hause gingen, Dorian und ich, begrüßten wir noch schnell unsere schöne Isabel. Sie sei auf der Koppel hinter dem oberen Roggenfeld, hatte mir der Andres gesagt. Dort ist das Gras besonders saftig.
    Gemeinsam stiegen Dorian und ich über den kleinen Hügel hinter dem Haus, und als wir oben angelangt waren, sahen wir Isabel schon. Sie hatte sich ganz zum Waldrand zurückgezogen, getrennt von den Kühen und den beiden anderen Pferden, sie naschte ein wenig vom Gras, mehr aus Gewohnheit als aus Appetit, und ihr weißes Seidenfell schimmerte märchenschön vor den dunklen Bäumen.
    Ich muß immer an Tom den Reimer denken, wenn ich Isabel betrachte. ›… die saß auf einem weißen Roß, die Mähne war geflochten fein …‹ Nun, geflochten war Isabels lange Mähne gewiß nicht, und eine blonde Frau hatte auch noch nie auf ihr gesessen. Trotzdem mußte ich an die Elfenkönigin denken. Isabel wäre das richtige Pferd für die Dame gewesen.
    »Hübsch ist sie schon, was, Dorian?« sagte ich, als wir am

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