Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
bestand nicht mehr der geringste Zweifel daran, daß Isabel mein Pferd war. Sie selbst war am tiefsten davon überzeugt. Und bewies es mir damit, daß es keinen Ärger, keinen Streit mehr zwischen uns gab. Sie gehorchte, sie tat alles, was ich von ihr verlangte, willig und so gut sie es vermochte.
    Natürlich gab es wegen dieses Geldes, das ich gelegentlich für Isabel zahlte, Streit zwischen Rosalind und mir. Und zweifellos war Rosalind damit im Recht. Wenn ein Mann so wenig Geld verdient wie ich und Weib und Kind zu ernähren hat und ihnen so verdammt wenig bieten kann, dann hat er nicht die geringste Berechtigung, sich den Luxus eines Reitpferdes zu leisten. Und letzten Endes war auch Isabel einer der Gründe, warum ich mich vom Waldhaus nicht trennen wollte. Hier kostete sie mich verhältnismäßig wenig. Der Andres verlangte nichts dafür, daß sie bei ihm im Stall stand, den Hafer bekam ich billig, und die Weide war sowieso da, und im Garten bei der Mali wuchsen die herrlichsten gelben Rüben, die ich auch noch gratis bekam. In der Stadt hätte ich mir nie ein Pferd halten können. Und darum, unter anderem, wollte ich eben nicht in die Stadt.
    Zweifellos hatte Rosalind eben doch recht, wenn sie mich einen Egoisten nannte. Und sie hatte recht gehabt, ihrer Wege zu gehen. Sie wollte leben, wie es ihr paßte, und ich wollte leben, wie es mir paßte. Sie wollte Kleider von Monsieur Charleron kaufen, und ich wollte mit Isabel durch den Wald reiten. Sicher gibt es genügend Männer auf der Welt, die das alles unter einen Hut bringen können. Und noch einen Cadillac und eine Villa dazu. Ich konnte es eben nicht, zum Teufel. Und deshalb mußte ich auf Rosalind verzichten und allein mit meinen Tieren leben. Alles im Leben hat seinen Preis, und kein Mensch kann alles haben. Das war schon immer so. Und es würde auch immer so bleiben.

Ein Maientag, der mit Gewitter …
    Ich hatte vor einiger Zeit einen neuen Roman begonnen. Nun bin ich kein leichter und rascher Arbeiter. Wenn dazu noch mein Seelenleben gestört ist, dann geht es gar nicht mehr vorwärts.
    Um ehrlich zu sein, in der Woche nach meiner Scheidung schaffte ich so gut wie gar nichts. Ich setzte mich zwar jeden Tag gewissenhaft nach meinem Morgenritt an die Schreibmaschine, tippte ein paar Zeilen, saß dann da und starrte in die Luft. Es wurde einfach nichts.
    Schließlich kam ich auf die Idee, mich anders zu beschäftigen. Ich fuhr ins Dorf, kaufte mir Farbe und begann die drei Zimmer im Waldhaus neu zu streichen. Eins himmelblau, das andere rosa und das dritte sogar dreifarbig, die eine Wand gelb, die andere lachsfarben und die Decke in einem duftigen Frühlingsgrün. Ich weiß nicht, was ein Innenarchitekt dazu gesagt hätte, zumal sich danach herausstellte, daß die rot-weiß gemusterten Vorhänge eigentlich nicht ganz dazu passen, aber mir gefiel es. Und ich hatte ein paar Tage lang tüchtig zu tun, denn anschließend mußte saubergemacht werden.
    Ich kochte auch jeden Tag Mittagessen, das mußte ich schon wegen Dorian, der meine handwerkliche Tätigkeit mit tiefer Mißbilligung betrachtete und beleidigt die Nase rümpfte, wenn er die neugestrichenen Räume betrat.
    Das Wetter war unverändert schön, warm wie im Hochsommer. Am Samstag stand ich schon in aller Herrgottsfrühe auf, was im allgemeinen nicht zu meinen Gewohnheiten gehört, stieg in meine Reithosen, und dann liefen Dorian und ich im Eiltempo zum Gstattner-Hof und holten uns die Isabel aus dem Stall.
    Ein herrlicher Morgen! Was für ein Himmel, was für ein frisches junges Grün! Zum erstenmal, seitdem ich aus München herausgekommen war, wich die Beklemmung etwas von meiner Brust. Ich hielt mir selber so viele gescheite Vorträge, sah so bereitwillig meine eigenen Fehler ein, und konnte doch nicht verhindern, daß ich litt. Mein Gott, vierzehn Jahre! Vierzehn Jahre Ehe. Und fünfzehn Jahre Liebe, so lange kannte ich Rosalind, man konnte das doch nicht von heute auf morgen auslöschen. Genaugenommen war sie die einzige Frau meines Lebens, denn die paar harmlosen Abenteuerchen, so am Rande des Krieges mitgenommen, die vor ihr gewesen waren, die zählten doch nicht. Gar kein Ruhmesblatt, wenn ein Mann so monogam ist. Was gab es doch für tolle Kerle, die vergnügt von einer Frau zur anderen spazierten. Und ich hatte immer nur eine geliebt und eine gewollt. Und auch nur eine gehabt. Nicht viel Staat mit mir zu machen, nicht einmal in der Beziehung. Und jetzt hatte ich gar keine Frau mehr. Und

Weitere Kostenlose Bücher