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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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anderen Welt. Zunächst war sie noch interessiert daran, mich ihrer neuen Freundin Dolly zu präsentieren. Falls ich vor Dollys Augen keine Gnade fand, und man darf nicht vergessen, daß Dolly einen sehr attraktiven Papa besaß, dann sah es schlecht für mich aus. Deutscher Aufsatz war schließlich nicht so wichtig.
    Ich ließ den Brief ins Gras fallen, trank meinen Kaffee aus, legte mich zurück und blickte hinauf in den Himmel.
    Wie still es hier war! Wie einsam!
    Fing mir jetzt die Stille, die Einsamkeit an, auf die Nerven zu gehen? Ich hatte mir doch immer Einsamkeit gewünscht. War sie mir jetzt zu einsam?
    Ich konnte Lix ja schreiben, daß sie mit Dolly zum nächsten Wochenende herauskommen sollte. Eine Weile dachte ich angestrengt darüber nach, was ich den beiden jungen Damen hier zu bieten hatte. Spaziergänge, ein Bad im Weiher, der kein Swimming-pool war, aber immerhin mit Wasser gefüllt. Ich hatte die neugestrichenen Zimmer, ich konnte nach Ober-Bolching ins Gasthaus mit ihnen essen gehen und vielleicht ein paar lehrreiche Gespräche über deutsche Aufsätze führen.
    Plötzlich entdeckte ich, daß ich fast Angst vor diesem angekündigten Besuch hatte. Meine kleine Lix, die mir so nahe und vertraut gewesen war, fing sie bereits an, eine Fremde zu werden? War sie mir verloren an die neue Umwelt? Dolly, Frau Boll, Onkel Conny, die Reise nach Paris, der Swimming-pool. Und mein einziges Verbindungsglied zu meinem Kind, Rosalind, würde auch immer mehr ein Teil dieser fremden Welt werden. Sie waren beieinander. Ich war allein. Allein. Allein!
    Ich sprang auf von meinem Liegestuhl, so heftig und schnell, daß Dorian erschrocken auffuhr und mich vorwurfsvoll ansah.
    »Schon gut, mein Freund«, sagte ich. »Ich hol' mir bloß ein Stamperl Schnaps.«
    Ich holte die Flasche mit dem Himbeergeist, stellte sie neben den Liegestuhl, trank ein, zwei, drei Stamperl, las die Zeitung dabei, ohne richtig mitzukriegen, was drin stand.
    Der Schnaps machte es auch nicht besser. Ich war trotzdem allein. »Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei.« Wo war das gleich her? Im Zweifelsfall aus der Bibel. Da standen noch immer die klügsten Sachen.
    Ich war vierzig. Somit begann nun das, was man die besten Jahre nennt. Ein Mann in den besten Jahren. Wo steht geschrieben, daß ein Mann in den besten Jahren allein leben soll? Von hier bis in alle Ewigkeit.
    Ich hatte Dorian, ja. Mein bester Freund. Und meine schöne Isabel. Ich hatte den Wald, die Wiesen, na und so weiter. Aber ich war allein.
    Es befriedigte mich geradezu, als das Gewitter aufzog. Erst hatte ich gar nicht gemerkt, daß die Sonne verschwunden war, bis ich anfing zu frösteln in meiner Badehose. Dann hörte ich das ferne Grollen über den Baumwipfeln. Ich wußte, wo es herkam. Drüben über den Wendelstein. Ein Maigewitter in den Bergen. Da ist was gefällig. Manchmal hatte es sich ausgetobt, bis es hierherkam.
    Heute nicht. Es kam mit der Gewalt, mit der Wildheit eines Urgeschöpfes. Grelle Blitze, krachende Donner, ein brausender Sturm, der die Bäume beugte und peitschte, und dann ein hemmungsloser Wassersturz vom Himmel, ein Wolkenbruch, der alles zu ertränken drohte.
    Das Gewitter kam mir gerade recht. Ich stand vor der Tür, die Flasche mit dem Himbeergeist unter dem Arm und lachte in das Toben hinein. Herrlich! Wunderbar! Was für eine Befriedigung zu wissen, daß die Erde noch lebte, daß der Himmel sich noch bewegte! Daß es da oben und da unten und um mich herum nicht so tot war wie in meinem Herzen.
    Dorian, der eine heilige Scheu vor Gewittern hat, war beim ersten Donnergrollen mit eingezogenem Schwanz ins Haus gelaufen und hatte sich verkrochen. Aber dann trieb ihn die Sorge um mich wieder aus seinem Winkel hervor. Er stand mitten im Zimmer, ein wenig geduckt, mit zitternden Flanken und spähte durch die offene Tür zu mir hinaus. Ein paarmal bellte er mich ärgerlich an. Es war nicht zu begreifen, daß dieser Mensch nicht hereinkam.
    Erst als mir das Wasser in dichten Bächen über die Haut lief und ich vor Kälte bebte, ging ich hinein, trocknete mich ab, nahm noch einen Schluck, diesmal gleich aus der Flasche.
    »Ein Gewitter, Freund«, sagte ich, »das ist nichts Böses, das ist was Gutes. Außerdem donnert es nicht mehr. Es regnet. Wasser für die Bäume, die Wiesen und die Felder. Schönes, frisches Wasser, direkt vom Himmel, ohne Chlor und ohne chemische Zusätze. Wo gibt's denn so was noch?«
    Ich zog mich an, ein sauberes Hemd, die graue

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