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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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Flanellhose und die dunkelgrüne Cordjacke, denn es war ziemlich kühl geworden. Der Regen war ausdauernd. Eine halbe Stunde lang schüttete es vom Himmel herunter, als sei da oben ein Ozean übergeflossen. Dann ließ die Heftigkeit des Regens nach, er kam jetzt beständig und dicht, rauschte in den Bäumen wie volltönender Gesang. Dann wurde das Lied immer leiser, immer sanfter, bis es zart verklang.
    Die Erde atmete. Sie hatte sich geduckt vor der Gewalt des Gewitters, hatte den Regen bereitwillig in ihren dunklen Leib aufgenommen, und nun dehnte er sich, streckte sich, wohlig und satt, lebenschaffend. Das Gras um das Waldhaus leuchtete wie edelster Smaragd. Und dann begannen die Vögel ihr Abendlied. Einer begann, schüchtern rufend, die anderen folgten, eine Amsel schwang sich jauchzend darüber, und nach dem Toben des Gewitters, dem Gesang des Regens erfüllte nun der Chor dieser glücklichen kleinen Geister die Luft.
    Ich blickte zu der Amsel auf. Ich kannte sie. Sie saß meist auf dem wilden Apfelbaum hinter dem Haus, manchmal auch auf dem Dach, und sie sang ihre Seligkeit über das Leben, über die Welt, über den lieben Gott, der sie geschaffen, so jubelnd gegen den Himmel, als sei ihr schwarzer Leib ein Dom, ihre Kehle die Orgel und ihr kleines Herz die Ewige Lampe des Lebens.
    »Komm, Dorian«, sagte ich, »das ist die rechte Zeit für einen Spaziergang. Abendessen können wir nachher auch noch. Aber jetzt müssen wir ein Stück durch den Wald und dann einmal über die Felder gehen.«
    Unter den tropfenden Bäumen gingen wir zwei langsam dahin, bis zum Waldrand, wo der kleine Weg, der zum Waldhaus führt, ins Freie tritt, durch die Wiesen geht und drüben auf die Straße trifft, die in die Stadt führt.
    Ach ja, die Straße. Es war Samstag. Auf der Straße war Betrieb. Die Wagen rollten stadteinwärts. Die Ausflügler waren wohl durch das Gewitter festgehalten worden, und nun, anstatt den Abendfrieden zu genießen, strebten sie zurück in ihre Häuser.
    Wir blieben am Waldrand stehen, blickten über die Felder und Wiesen, die vor Nässe dampften, denn die Abendsonne stand gerade noch eine Handbreit über den Bergen und sprühte ihr letztes Gold über das Land.
    Plötzlich hob Dorian witternd den Kopf, blickte zur Seite und trabte dann schnell fort. Ich hörte sein kurzes Bellen, gar nicht weit von mir, dann eine Stimme.
    Eine Frauenstimme.
    Ich folgte rasch dem Hund. Etwa zwanzig Schritte seitlich saß ein Mädchen auf einem Baumstumpf. Dorian stand vor ihr und betrachtete sie aufmerksam.
    Als ich näher kam, blickte sie auf, und ich glaubte Angst in ihren hellen Augen zu sehen.
    »Keine Angst vor dem Hund«, sagte ich, »er tut Ihnen nichts.«
    »Vor dem Hund habe ich keine Angst«, sagte das Mädchen.
    »Na, vor mir doch hoffentlich auch nicht«, antwortete ich und lachte ein wenig.
    Sie schwieg.
    Ich betrachtete sie mir genauer und rief dann: »Großer Gott! Sie sind ja pitschnaß.«
    »Ist wohl kein Wunder«, sagte sie und strich die nassen, glatten Strähnen ihres Haares aus der Stirn. Das Gesicht wirkte nackt dadurch. Es war ein schönes Gesicht. Jedenfalls in meinen Augen. Ein starkes, klares Gesicht mit einer geraden, schmalrückigen Nase und einem schönen großen Mund. Aber nicht nur ihr Haar war naß. Sie hatte nichts an als ein blaues dünnes Sommerkleid, und das klebte ihr am Körper wie eine zweite Haut.
    Ich sah, daß sie zitterte.
    »Wollen Sie etwa sagen, Sie hätten das ganze Gewitter im Freien verbracht?« fragte ich.
    »Allerdings.«
    Ich blickte mich unwillkürlich um. »Haben Sie nichts dabei? Keinen Mantel, keine Jacke! Und sind Sie ganz allein?«
    Sie preßte die Lippen zusammen und blickte feindselig zu mir auf. »Geht Sie das was an?«
    »Entschuldigen Sie, natürlich nicht. Ich dachte nur …« Ja, was dachte ich? Die Frage war doch ganz selbstverständlich gewesen.
    Sie stand auf. Sie war fast so groß wie ich, schlank und gut gewachsen, das nasse Kleid verbarg nichts von ihrer ebenmäßigen Figur.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte sie, »ich wollte nicht unfreundlich sein. Es ist nur …«
    Plötzlich sah ich, daß sie Tränen in den Augen hatte. Sie blickte hinüber zur Straße, wo immer noch die Wagen rollten. Eine steile Falte erschien auf ihrer hohen Stirn. Dann sah sie mich wieder an.
    Sie wies mit der Hand über die Wiesen und sagte: »Dort sind doch Gleise, nicht?«
    »Ja«, antwortete ich verwundert.
    »Da geht also die Bahnlinie.«
    »Ja.«
    »Und wo ist die

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