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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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komme ich eben zu Muni. Aber ruf mich bestimmt an, ja?«
    »Bestimmt.«
    Und noch leiser: »Paps?«
    »Ja?«
    »Du bist mein Paps. Mein allerliebster, allerbester Paps.«
    »Ist recht«, sagte ich und schluckte.
    Und als ich den Hörer hingehängt hatte, sagte ich noch: »Danke, kleine Lix.«
    Sie hatte das Gefühl gehabt, mir ein kleines Trostpflaster draufpappen zu müssen.
    Vor der Telefonzelle stand ein Mann und trat von einem Fuß auf den anderen. Ich hatte nicht das Herz, das zweite Gespräch anschließend zu erledigen, ging erst mal hinaus und ließ ihn rein. So bin ich eben. Wenn jemand denken sollte, dies sei eine gute Eigenschaft von mir, so irrt sich der. Deswegen wird aus mir auch nichts. Derjenige, der hineingegangen war, führte drei Gespräche hintereinander, und es störte ihn gar nicht, daß ich davorstand und wartete.
    Ich dachte derweil über das eben geführte Telefongespräch nach. Es hatte mich traurig gemacht. Du bist mein allerliebster, allerbester Paps. Na ja. Gut gemeint. Die Große redete zuckersüß mit mir und gab mir Trostpflästerchen, und die Kleine nun auch schon. Sie saßen auf der Terrasse bei Generaldirektors, und ich stand hier vor der Telefonzelle. Und eigentlich war ich ein Trottel gewesen, daß ich mich von Rosalind hatte scheiden lassen. Warum denn eigentlich? Sie war meine Frau, und Lix war meine Tochter, verdammt noch mal! Ich war kein Generaldirektor, aber verhungert waren sie bei mir auch nicht. Warum sagte ich denn immer zu allem ja und amen? Ich hätte ja auch sagen können: Nein, und zum Donnerwetter, ihr gehört zu mir und bleibt da. Basta. Es gab Leute, die waren dafür, die Scheidung ganz abzuschaffen. Und vielleicht hatten sie recht. Vielleicht auch nicht, es war schwer zu entscheiden.
    Bis die Telefonzelle glücklich wieder frei war, hatte ich schlechte Laune und eigentlich gar keine Lust mehr, Steffi anzurufen. Was sollte das denn? Hatte ich nicht Enttäuschungen genug erlebt? War ich partout auf eine neue aus? Aber ich hatte es mir nun mal vorgenommen, und darum wählte ich also die Nummer, die Steffi mir auf der Station von Tanning genannt hatte.
    Sie war sogar selbst am Apparat. Ich erkannte ihre Stimme sofort. Also war sie noch dort, und vermutlich war alles wieder in bester Butter.
    »Hier ist Schmitt«, sagte ich spröde.
    »Oh!« sagte sie. Eine winzige Pause, und dann sehr lebhaft, sehr aufgeregt: »Das ist aber nett, daß Sie anrufen.«
    So, war das nun Höflichkeit, oder freute sie sich wirklich?
    »Ja«, sagte ich lässig, »ich bin heute in der Stadt und wollte mich mal erkundigen, wie es Ihnen geht.«
    »Mir? Na ja, so lala.«
    Aha.
    »Störe ich bei der Arbeit?«
    »Das macht nichts.«
    »Und sind Sie gut nach Hause gekommen?«
    »Doch, ja.«
    Mehr sagte sie nicht. Aber vielleicht hörte jemand zu, und sie konnte nicht sprechen. Andrerseits brachte ich es nicht über mich, einfach zu fragen, wie das denn nun alles abgelaufen sei und wie die Dinge lagen. Lieber Gott, sie war ja eine Fremde. Und was ging es mich denn an.
    »Bleiben Sie länger in der Stadt?« fragte sie.
    »Ich weiß noch nicht. Vielleicht bis morgen.«
    »So.«
    Also jetzt frage ich sie einfach mal. Mehr wie nein konnte sie nicht sagen.
    »Können wir uns mal sehen?«
    »Aber natürlich«, rief sie, und ich konnte aus dem befreiten Ton heraushören, daß sie auf die Frage gewartet hatte. Das tat mir gut.
    »Wann?«
    »Sagen Sie.«
    »Heute abend?«
    »Gern.«
    Nun wurde ich ganz kühn. »Kann ich Sie an Ihrem Büro abholen?«
    »Das wäre wunderbar«, das klang nun geradezu enthusiastisch, und ich grinste. Sie war nicht mit Eberhard versöhnt, und sie wollte gern von einem Mann abgeholt werden, ganz egal, was für einer. So einer wie ich tat es auch.
    »Ich bin um halb sechs fertig«, sagte sie, und sie sprach es genüßlich und langsam, nannte dann Straße und Hausnummer, und ihre Stimme war eitel Sonnenschein und Freude, woraus ich schloß, daß sich Eberhard im Zimmer befinden mußte. Und schließlich fügte sie noch hinzu: »Aber groß ausgehen können wir nicht. Ich bin nicht angezogen.«
    Oh, Eberhard, du wirst platzen!
    »Nein, nein«, sagte ich nonchalant, »nur ein kleines Abendessen, wo es Ihnen beliebt. Also bis halb sechs.«
    Als ich wieder auf der Straße stand, blickte ich auf meine Uhr. Jetzt war es drei, Zeit im Überfluß bis halb sechs. Ich würde nach Hause zu Muni gehen und meinen hübschen hellgrauen Anzug anziehen, der dort bei ihr im Schrank hing, und einen Hut

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