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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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über mich hin, nickte ein wenig mit dem Kopf und fuhr fort: »Du weißt doch, dieser Baron Munck, da in Tutzing, der …«
    »Darf ich bekannt machen?« unterbrach ihn Steffi. »Herr Klug – Herr Schmitt.«
    Wir tauschten einen kurzen Blick, Eberhard und ich, und machten beide eine knappe Bewegung mit dem Kopf. Von da an ignorierte er mich völlig. Vermutlich nahm er an, ich sei ein Verwandter oder Bekannter der verblichenen Tante.
    »Das Haus da bei Feldafing«, fuhr Eberhard fort, »du hast die Sache doch im Kopf?« Steffi nickte, und er redete weiter. »Ich sollte Freitag zu ihm hinauskommen und es ansehen. Jetzt hat er gerade vorhin angerufen, daß er morgen nach Rom fliegen muß und vierzehn Tage nicht dasein wird. Und es eilt ihm mit dem Verkauf. Ich hätte das Objekt ganz gern an der Hand, falls es ein gutes Objekt ist. Heute hätte er gerade Zeit. Ich dachte, wir fahren mal hinaus und schauen es uns an.«
    »Wir?«
    »Ja. Ich hätte gern, daß du mitkommst. Es ist schließlich ein Fünfhunderttausend-Mark-Objekt, man muß es sich gut anschauen. Und du hast doch immer einen sehr unbestechlichen Blick. Mir liegt viel an deinem Urteil.«
    Jetzt lächelte er sie an, sehr gekonnt, sehr schmeichelnd, und Steffi errötete dabei ein wenig.
    »Aber ich …«, begann sie unsicher.
    »Ja, ich weiß, du bist heute nicht in der Verfassung. Aber schau, Kind, sie ist nun mal tot, nicht? Ich versteh's ja, daß du traurig bist. Die Fahrt wird dich ablenken. Und wie gesagt, es geht nur heute. Tu mir den Gefallen und komm mit. Du kannst ja morgen frei nehmen, wenn du Partout willst.«
    Steffi sah ihn an, dann streifte sie mich mit einem raschen Seitenblick, dann landete ihr Blick auf dem Straßenpflaster. Sie war sehr verlegen. Und wußte durchaus nicht, was sie tun sollte.
    Aber Eberhard war nicht der Mann, einer Frau die Entscheidung zu überlassen. Er wollte mit ihr da hinausfahren, und er würde mit ihr hinausfahren. Vermutlich war das Ganze nur ein Vorwand, er hatte sich ausgedacht, sie hier vor dem Friedhof abzufangen, dann mit ihr über Land zu fahren, in der weichen, deprimierten Stimmung, in der sie sich befand, und alles andere war dann seine Sache.
    »Na, komm schon«, sagte er und griff nach ihrem Arm. »Ich habe uns für vier Uhr angemeldet.«
    Steffi sah mich wieder an, hilfeflehend, wie es schien, immer noch unschlüssig, was sie sagen und tun sollte.
    »Dann darf ich mich wohl verabschieden?« sagte ich steif.
    »Ja, bitte sehr«, rief Eberhard strahlend und schüttelte mir kräftig die Hand, »hat mich gefreut.« Und damit war ich für ihn nicht mehr vorhanden.
    Ich machte vor Steffi eine kleine Verbeugung, und weil ich dumm war und weil ich es ihr leichtmachen wollte, sagte ich: »Auf Wiedersehen, Fräulein Bergmann.«
    Nachher ärgerte ich mich, daß ich das gesagt hatte. Steffis verletzter, erschrockener Blick blieb mir im Gedächtnis, auch als Eberhard sie schon, wie eine sichere Beute, am Arm zu seinem Wagen geführt und darin verstaut hatte.
    Wußte ich denn, ob sie mit ihm fahren wollte? Wußte ich denn, ob sie nicht viel lieber mit mir gekommen wäre? Warum war ich denn bloß immer so empfindlich, so leicht bereit, aufzugeben und zurückzutreten? Würde ich es denn nie, in meinem ganzen Leben nicht, lernen, meinen Platz zu behaupten und meine Rechte geltend zu machen?
    Nein, ich würde es wohl nicht lernen. Wo hatte ich nur diese verdammte Mimosenseele her? Welcher dreimal verfluchte Ahnherr hatte sie mir vererbt?
    Uneins mit mir selbst und verärgert über Steffi fuhr ich mit der Trambahn in die Stadt zurück. Und während der Fahrt malte ich mir genau aus, was sich zwischen Steffi und dem attraktiven Eberhard abspielen würde. Er würde mit ihr reden, verständnisvoll und vernünftig, so wie er sich heute eingestellt hatte, irgendwann würde er an den Straßenrand fahren, sie anschauen, den Arm um sie legen. Und Steffi, mein kühles Fräulein Bergmann noch im Ohr, würde sich widerstandslos von ihm küssen lassen. Vielleicht geschah das auch erst auf dem Rückweg. Erst besichtigten sie vielleicht wirklich die 500.000-Mark-Villa am Starnberger See. Die Sonne schien, draußen würde es herrlich sein. Und dann war da noch ein Baron im Spiel, zu dem würde Eberhard nonchalant sagen: Fräulein Bergmann, meine Verlobte, und der Baron würde Steffi die Hand küssen, sie sah ja heute ganz bezaubernd aus, sehr damenhaft in dem schwarzen Kostüm, möglicherweise trank man noch ein Glas Wein, um das

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