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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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verloren hat. Auf dem Friedhof haben wir schließlich alle früher oder später etwas verloren. Man kann ruhig gelegentlich einmal daran denken.«
    Muni zog unmutig die Stirn in Falten. Wenn ich diesen salbungsvollen Ton anschlug, reizte ich sie immer.
    »Du brauchst mir mein Alter gar nicht vorzuwerfen«, sagte sie ärgerlich, »ich weiß, daß ich bald sterben werde.«
    Ich nahm sie in die Arme und gab ihr einen Kuß. »Du bist vierundsechzig Jahre alt, teure Mutter. Das ist beim Stand der heutigen Lebenserwartung, überhaupt bei Frauen, geradezu ein Backfischalter. Du kannst dich gut und gerne noch zwanzig Jahre mit mir herumärgern, vielleicht noch dreißig, und unter Umständen überlebst du mich in strahlender Frische.«
    Muni bekreuzigte sich erschrocken. »Davor schütze mich Gott«, sagte sie leise und ernst.
    Übrigens waren gar nicht sowenig Leute bei Tante Josefas Begräbnis. Ich hatte gedacht, ich würde mit Steffi ganz allein sein. Aber es schien, als habe diese kluge und liebenswerte Dame noch manchen Leuten mit Rat und guten Worten zur Seite gestanden. Es seien Freunde und Nachbarn und Bekannte, sagte mir Steffi. Alle hätten sie gern gehabt.
    Auch der Himmel, wie es schien. Die Sonne kam seit Tagen zum erstenmal wieder zum Vorschein, als wir auf dem Waldfriedhof zwischen den Gräberreihen hinter dem Sarg herschritten.
    Es war alles grün, es blühte und leuchtete ringsumher. Die Vögel sangen unbekümmert, und einmal lief sogar ein Eichkätzchen über den Weg. Nein, so schrecklich fand ich es hier gar nicht. Nicht, daß ich demnächst hier schon landen wollte. Aber wenn es denn einmal sein mußte – es war kein gar so übler Ort.
    Ich warf einen Blick auf Steffi, die zu meiner rechten Seite ging. Fremd sah sie aus, blaß und schmal und sehr hübsch, in einem knappen schwarzen Kostüm und mit einer kleinen schwarzen Kappe. Elegant sah sie aus. Es war vielleicht nicht der richtige Ort, um so etwas festzustellen. Aber ich konnte nicht umhin. Eine kühle, rassige Dame war meine kleine Steffi auf einmal, die ich verheult am Waldrand gefunden hatte.
    Nachdem alles vorbei war und wir uns von den anderen Leuten verabschiedet hatten, machten wir noch einen kleinen Umweg, um beim Grab meines Vaters vorbeizugehen. Es war gar nicht so weit entfernt. Und es sah reichlich verwildert aus. Ich schämte mich ein bißchen vor Steffi. Muni brauchte ihre Abneigung vor Friedhöfen nicht so weit zu treiben, um nicht gelegentlich einmal Vaters Grab zu besuchen. Aber gleich darauf rief ich mich zur Ordnung. Wieso Muni? Mich ging es schließlich genausoviel an. Ich nahm mir vor, demnächst einmal herauszufahren und ein paar Blumen zu pflanzen. Mali gab mir sicher ein paar Pflanzen aus ihrem Garten.
    »Was machen wir jetzt?« fragte ich, als wir zum Ausgang gingen. »Mußt du ins Büro?«
    »Nein. Ich habe heute frei.«
    »Wie wär's, wenn wir bei mir zu Hause Kaffee trinken«, schlug ich vor. »Bei meiner Mutter, meine ich.«
    Steffi gab mir von der Seite einen scheuen Blick. »Ach, ich weiß nicht …«
    »Du brauchst dich nicht vor ihr zu fürchten.«
    »Ich tu's aber. Mütter sind immer dagegen, daß ihre Söhne Frauen kennen.«
    Da war was dran. Ob man zwanzig war oder dreißig oder vierzig, Mütter waren dagegen.
    »Sie wird sich schon an dich gewöhnen«, sagte ich. »Ich wüßte auch nicht, was sie gegen dich haben könnte.«
    Steffi lächelte ein wenig und schwieg.
    Als wir aus dem Tor des Friedhofs traten, stand davor ein riesenlanges Auto in hellstem Beige, und ein hochgewachsener, breitschultriger Mann in einem gutgeschnittenen Anzug, ebenfalls aus hellem Beige, kam auf uns zu.
    »Oh!« hauchte Steffi und blieb stehen.
    Eine Blutwelle war ihr ins Gesicht gestiegen, und in ihren Augen lag eine Mischung von Angst, Schreck und Abwehr. Und noch etwas anderes, das ich nicht gleich definieren konnte.
    »Eberhard«, flüsterte sie.
    Also der. Da war er schon heran, lächelte Steffi an, sehr nett und charmant, mich beachtete er gar nicht.
    »Ich dachte, ich hole dich ab«, sagte er.
    »Oh … aber warum?« stammelte Steffi und blickte ihn verwirrt an.
    Er sah wirklich gut aus. Das mußte der Neid ihm lassen. So ein bißchen amerikanischer Filmhelden-Typ. Ein kantiges Gesicht mit einer attraktiven Kerbe im Kinn, volles dunkles Haar, braungebrannt und dazu die imponierende Figur. Und obendrauf das dreimal imponierende Automobil im Hintergrund.
    »Ja, es ist nämlich so«, begann Eberhard, wischte einen kurzen Blick

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