Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
Vom Netzwerk:
hatte geschrieben, daß sie am kommenden Freitag zu mir herauskommen würde. Das konnte sie ja tun, und das zeigte dann, was nun eigentlich mit uns beiden los war. Ganz wohl war mir jedoch nicht in meiner Haut. Mein Benehmen am Nachmittag zuvor war auch nicht richtig gewesen, soviel stand fest.
    Ich radelte nach Hause, zog mich um, stieg hinauf zum Gstattner-Hof, begrüßte Dorian und sattelte Isabel. Über Nacht war es föhnig geworden, es war viel wärmer als gestern. Und Isabel war launisch und ungezogen, wie immer bei Föhn. Sie bockte ein paarmal, scheute bei jeder Kleinigkeit, verweigerte den Sprung über ein winziges Gatter und nahm mir doch wirklich einmal die Hand. Das war lange nicht mehr vorgekommen. Ich ließ sie eine Weile lospreschen, parierte sie dann sehr energisch durch, setzte die Sporen an und hielt sie gleichzeitig fest. Eine Zeitlang ging sie in gereiztem Ballerinaschritt. Das verstand sie großartig. Sie machte sich steif, ihr Hals wurde wie aus Holz, der Rücken wie aus Eisen, sie schäumte ärgerlich im Gebiß und schlug unartig mit dem Kopf. Jetzt hatte ich also auch noch Ärger mit dieser einen letzten Frau, die mir geblieben war.
    »Warte du«, murmelte ich grimmig, »das fehlt noch, daß auch du mit mir umspringst, wie es dir paßt. Wenn ich schon mit allen anderen nicht fertig werde, mit dir nehme ich es auf alle Fälle noch auf.«
    Beide kamen wir naß und verschwitzt zum Gstattner-Hof zurück, beide waren wir aufeinander böse. Dorian merkte es und stand bekümmert bei uns, während ich Isabel trockenrieb. Er trat dicht vor sie hin, reckte sich, Isabel senkte den Kopf, und er schleckte ihr rasch mit der Zunge über die Nüstern. Wollte er sie trösten? Anscheinend war er der Meinung, der Unausstehliche in der Familie sei heute ich. Konnte auch sein. Die Tiere merkten es ja immer gleich, wenn man sich in schlechter Verfassung befand.
    Erst als ich wieder zu Hause war, sah ich, daß Rosalind dagewesen war. Unter meiner Maschine eingeklemmt lag ein Zettel mit ihrer fahrigen steilen Kinderschrift: ›Liebling, ich habe Dich vermißt. Warst Du in der Stadt? Warum rufst Du mich dann nicht an? In dem großen Topf ist Suppe für Dich, alles andere habe ich in den Kühlschrank gepackt. Bis nächste Woche. Viele liebe Küsse, Deine Rosalind.‹
    Sie war also dagewesen und hatte mich nicht angetroffen. Wenigstens etwas. Auf dem Herd fand ich eine erstklassige Rindfleischbrühe mit Grießnockerl drin und einem großen Stück Ochsenfleisch. Und der Kühlschrank war neu mit Lebensmitteln gefüllt.
    Ich starrte eine Weile versunken auf meinen ansehnlichen Vorrat und knallte dann die Kühlschranktür zu. Wenn das so weiterging, brauchte ich überhaupt nichts mehr zu tun. Das Haus kostete mich keine Miete, die schenkte mir der Andres. Lebensunterhalt brauchte ich ebenfalls nicht, den spendete der Generaldirektor auf dem Umweg über meine verflossene Gattin. Holz zum Heizen fand ich im Wald. Ich konnte hier bis ans Ende meiner Tage selig und in Freuden leben, genauso wie die Lilien auf dem Felde. Nichts säend, aber ausreichend erntend.
    »Was sagst du dazu, Dorian?«
    Er hatte nichts dagegen, fraß seine Ration, denn Rosalind hatte ihn auch diesmal nicht vergessen, und sah mich nur vorwurfsvoll an, weil ich immer noch mißgestimmt schien, obwohl so schöne Sachen zu essen da waren.
    »Wir können nur noch auswandern, Freund«, sagte ich. »Vielleicht in den Kongo. Oder nach Australien. Dort werden Leute gebraucht, soviel ich weiß.«
    Vermutlich keine Schriftsteller. Nun, zur Not konnte ich auch etwas anderes tun. Wenn ich nicht mehr schrieb, hatte die Welt auch nicht viel verloren.
    Man kann sich leicht vorstellen, daß ich bei solchen Ansichten nicht gerade in Arbeitsstimmung kam. Ich schrieb verbissen ein paar Seiten, doch als ich sie durchlas, landeten sie im Papierkorb.
    »Gehn wir baden. Vielleicht ersaufe ich, wäre noch nicht der übelste Ausweg.«
    Das Ersaufen würde einem gar nicht einmal schwerfallen. Das Wasser war saukalt. Der Regen und die Kälte der letzten Woche hatten das erste bißchen Sommerwärme aus dem See vertrieben. Leicht konnte einen da der Schlag treffen.
    Aber ich schwamm eisern hinüber und herüber. Genauso verbissen wie ich heute geschrieben hatte und geritten war. Nun gerade.
    Doch wie ich leicht blau gefärbt aus dem Wasser kletterte, sah ich vor mir eine überraschende Erscheinung.
    Am Waldrand stand ein Bild von einem Pferd. Ein Vollblut, hoch und schmal gebaut, mit

Weitere Kostenlose Bücher