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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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ganz feinen Fesseln, einem kleinen edlen Kopf, die Ohren aufmerksam zu mir gespitzt. Und eine Farbe hatte dieses Tier! Ein dunkles Kupfer, schimmernd wie Metall war das Fell. Der Schweif reichte fast bis auf die Erde, die Mähne war lang und dicht. Jetzt schüttelte es mit dem Kopf, tänzelte ein bißchen und kam näher.
    Auf der Fuchsstute saß ein Junge. Ein schmaler hellblonder Junge in grauen Hosen und einem weißen Hemd. Und so schön wie das Pferd war, so schön war dieser Knabe.
    Ein feingeschnittenes Gesicht, ganz ebenmäßig, große braune Augen, die mich ansahen, ein schöngeschwungener Mund, der mir zulächelte.
    Wer waren diese beiden? Ich hatte weder Pferd noch Kind jemals gesehen.
    Jetzt waren sie bei mir. Das Pferd scheute ein wenig vor Dorian, der sein nasses Fell schüttelte.
    »Hallo«, sagte der Reiter. »Sie müssen der Schriftsteller sein. Ich wollte Sie gestern schon besuchen, aber Sie waren nicht da. Baden Sie immer hier? Darf ich auch mal? Sieht 'n bißchen dreckig aus.«
    »Hallo«, erwiderte ich und versuchte, meine Verblüffung nicht merken zu lassen. Denn der Junge war ein Mädchen. Ich hörte es an der Stimme, und jetzt in der Nähe sah ich es an der Bluse. »Das ist kein Dreck. Es ist nur ein bißchen moorig hier im Wald.«
    »Ach so. Bring' ich mir morgen meinen Badeanzug mit. Sie sind doch der Schriftsteller, nicht?«
    »Ja, schon. Falls Sie mich meinen. Mein Name ist Schmitt.«
    »So? Weiß ich gar nicht. Einen Namen hat niemand genannt. Na ja, irgendwie müssen Sie ja heißen. Schmitt paßt immer.« Sie lachte ziemlich frech auf mich herunter, machte dann eine elegante Flanke über den Pferdehals und stand neben mir im Gras.
    »Tag.« Sie streckte mir die Hand hin und schüttelte meine kräftig, die ich ihr erstaunt reichte. »Freut mich, daß ich Sie heute treffe, Herr Schmitt. Gestern waren Sie nicht da. Ich nehme doch an, daß das Ihr Haus ist da vorn«, sie wies mit dem Finger den Pfad entlang, der durch den Wald führte, »gleich dort vorn auf der Lichtung.«
    »Ja, sicher, aber …«
    »Man hat es mir beschrieben, und ich hab's auch gefunden. Grad als ich kam, fuhr ein Mercedes fort. Da sind Sie wahrscheinlich gerade weggefahren, nicht?«
    »Das war ich nicht. Ich hab' keinen Wagen.«
    »Nein? Ist auch besser, hier im Wald nicht mit dem Wagen herumzusausen. Mit dem Pferd ist es hübscher. Ist das Ihr Hund? Netter Kerl.« Sie beugte sich zu Dorian und streichelte ihn. »Gutgebauter Setter. Erstklassige Zucht.«
    »Ihr Pferd aber auch«, sagte ich. »Das ist ja eine Pracht von Tier.«
    »Ja, nicht? Ist eine süße Puppe. Aber unverschämt. Mein Lieber, was glauben Sie, was die mich schon runtergefegt hat. Sie ist erst fünf. Ich reite sie noch nicht lange. Aber die wird mal mein Olympiapferd, passen Sie auf.«
    »Na, mit einem Vollblüter«, meinte ich kopfschüttelnd, »und noch dazu so jung, werden Sie kaum auf der Olympiade antreten können.«
    »Ich schon. Ich krieg' sie hin. Wir passen nämlich zusammen. Mein Vater sagt auch, ich bin verrückt. Aber ich hab' nun mal gern Vollblüter. Ein bißchen irisches Blut hat sie auch. Was denken Sie, wie die springen wird in ein paar Jahren. Die springt Häuser, sie ist heute schon wie eine Katze. Bloß ruhiger muß sie noch werden. Bis jetzt stürmt Sie wie eine Wilde auf jedes Hindernis los, und nachher kriegt man sie schwer zum Halten.«
    »Mit einem so jungen Pferd sollten Sie überhaupt noch nicht springen«, sagte ich tadelnd.
    »Na ja, vielleicht. Aber mir macht's Spaß. Und ihr auch. Vor einem Vierteljahr habe ich mir mit ihr das Schlüsselbein gebrochen. Hier, sehen Sie mal.« Sie streifte ungeniert ihre Bluse beiseite und hielt mir ihre gebräunte Schulter hin. »Fühlen Sie mal, ist nicht ganz gerade zusammengewachsen.« Sie legte ihre Wange an den Pferdekopf und sagte zärtlich: »Das habe ich dir zu verdanken, Jessy. Nun auch noch äußere Fehler zu meiner schwarzen Seele dazu.« Sie lachte mich an, dieses bildschöne, blutjunge Kind, und fügte hinzu: »Das sagt mein Vater.«
    »Er muß es ja wissen.«
    Sie legte den Kopf ein wenig schief, lächelte mich an, rückte lässig ihre Bluse wieder gerade und sagte: »Nun machen Sie schon. Ziehen Sie sich an. Ich möchte sie gern heute noch sehen.«
    »Wen?« fragte ich verwirrt.
    »Na, Isabel. Was dachten Sie denn, warum ich hergekommen bin? Doch nicht Ihretwegen.«
    »Ach so. Ja, entschuldigen Sie, davon haben Sie bis jetzt kein Wort gesagt. Ich weiß ja gar nicht,

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