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Der Sommer des glücklichen Narren

Titel: Der Sommer des glücklichen Narren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danella Utta
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eleganter und weitaus ruhiger sprang als die ungestüme Jessica, die öfter die Stangen riß.
    »Lassen Sie mich Isabel mal reiten«, sagte Gwen atemlos, als sie neben mir hielt. »Sie springt großartig.«
    Ich zögerte. Auf Isabel hatte seit Jahren kein anderer mehr gesessen. Lix mal für ein paar harmlose Trabrunden. Aber beim Springen war sie nur an mich gewöhnt.
    »Nun machen Sie nicht so ein Gesicht. Ich verspreche Ihnen, ich gehe ganz vorsichtig mit ihr um.«
    Ich hielt Jessica am Zügel und sah den beiden zu. Gwen ritt ruhig, und Isabel nahm jeden Sprung gut taxiert und mit Sicherheit.
    »Ein gutes Pferd«, sagte Gwen, als sie wieder bei mir war. »Man merkt kaum, daß man springt. Und wie weich sie aufsetzt. Aus der könnten Sie ein tolles Turnierpferd machen. Die springt gut und gerne noch höher, als sie es hier tut.«
    »Das braucht sie nicht«, sagte ich entschieden. »Und auf Turniere will ich nicht gehen. Ich reite zu meinem Vergnügen.«
    »Schade. Darf ich noch mal?«
    »Nein. Es langt. Isabel ist heute schon zwei Stunden gegangen. Wir reiten jetzt ganz friedlich im Schritt zurück. Und Sie müssen schließlich auch wieder mal nach Hause.«
    Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Ach du lieber Himmel! Schon fünf. Ich habe gesagt, ich bin zum Tee wieder da. Wie lange brauche ich nach Tanning?«
    »Das kommt aufs Tempo an. Aber ich würde raten, Sie kommen lieber zu spät zum Tee, als daß Sie Ihr Pferd so abjagen.«
    »Sie sind ein sehr vernünftiger Mensch, nicht?« fragte sie und glitt aus dem Sattel.
    »Ich hoffe es. Vernunft ist eine feine Sache.«
    »So?« Wieder der schräge Blick von der Seite.
    »Bestimmt. Es lebt sich leichter, angenehmer und schöner damit.«
    Sie schwieg. Das überraschte mich. Der Fürst konnte mit mir zufrieden sein. Ich hatte seine Tochter zum Nachdenken gebracht.
    »Reiten wir morgen zusammen?« fragte sie, als wir uns dem Gstattner-Hof näherten.
    »Gern«, sagte ich. »Ich komme Ihnen entgegen. Ehe Sie nach Ober-Bolching kommen, ist eine kleine Brücke. Dort werde ich Sie erwarten. Um neun?«
    »Gut.«
    »Bestellen Sie bitte Grüße an den Grafen und seine Frau.«
    »Mach' ich. Also, tschüs.«
    Sie hob grüßend die Gerte an die Schläfe und zack, weg war sie, im gestreckten Galopp.
    »Wie findet ihr das?« fragte ich meine beiden Tiere. »Habt ihr schon einmal so eine Verrückte gesehen?«
    Isabel schnaubte verächtlich, und Dorian blickte beleidigt vor sich hin. Er hatte es noch nicht verwunden, daß wir ihm vorhin davongaloppiert waren.

Damenbesuch, nichts als Damenbesuch
    Am nächsten Morgen fand ich Gwen schon wartend an der Brücke hinter Ober-Bolching. Pünktlich war sie also. Und das blieb sie auch in Zukunft. Sie wurde meine tägliche Begleiterin. Ich wußte nicht, wie ich zu dieser Ehre kam, aber offensichtlich hatte ich Gnade vor ihren Augen gefunden. Wir machten schöne, weite Ritte zusammen, trainierten auf dem Parcours, und mit der Zeit bürgerte es sich ein, daß Gwen mich nach Hause begleitete. Sie sattelte Jessica ab, ließ sie grasen und trieb sich bei mir herum. Da das Wetter wieder besser geworden war, gingen wir meist zum Baden. Bekleidet nur mit dem winzigsten Bikini, den ich je gesehen hatte, stürzte sie sich todesmutig in das kalte Wasser. Sie stieß zwar jedesmal einen Schrei aus, aber sie schwamm quer mit mir durch den Weiher, auch wenn ihr nachher die Zähne klapperten.
    Am dritten Tag hatte sich Graf Tanning auf seinem braunen Wallach eingefunden und begleitete uns. Er wollte wohl sehen, ob alles stimmte, was sein junger Gast, der ihm schließlich anvertraut war, berichtete. Ob wirklich ich es war, mit dem sie sich traf. Offensichtlich hatte der Graf keine Bedenken, mir die junge Dame anzuvertrauen. Im Gegenteil, es schien, er erhoffte sich einen guten Einfluß von meiner Seite. Denn er sagte, als er neben mir hielt, während Gwen mit Jessica eine Runde sprang:
    »Ihre Ermahnungen scheinen auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Sie reguliert ihr Tempo schon besser, sehen Sie. Vernunft ist eine feine Sache, hat der Schriftsteller gesagt.« Er lachte. »Das hat sie Maria und mir erzählt. Sie schien nicht ganz überzeugt davon zu sein, aber irgendwie hat es Eindruck auf sie gemacht.«
    »Das freut mich.«
    »Der Fürst war sehr böse auf die Kleine. Die jungen Mädchen sind heutzutage reichlich vorurteilslos. Obwohl man nicht alles ernst nehmen muß, was sie erzählt. Sie gibt gern ein bißchen an. Na, das steht mir auch noch alles bevor.

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