Der Sommer des glücklichen Narren
denn? Du denkst doch nicht etwa, daß ich mit dem kleinen Fratz …«
Steffi, die sich schon von Rosalind verabschiedet hatte, erschien unter der Tür. Es lag ihr wohl daran, unseren Abschied abzukürzen.
»Bitte, komm nächste Woche hinein. Ich muß dich sprechen.«
Rosalind lächelte ein wenig verzerrt zu Steffi hinüber, schob sich hinter ihr Steuerrad und fuhr ab.
Gott sei Dank. Jetzt war nur noch eine da.
Ich wandte mich mit einem tiefen Aufatmen Steffi zu und breitete meine Arme aus, um sie an mich zu ziehen.
Aber Steffi wich betont zurück. »Ich bin nur geblieben, weil du mich darum gebeten hast. Ich fahre dann auch gleich.«
»Schön«, sagte ich friedlich, »ich werde mir geduldig alles anhören, was du zu sagen hast. Mag sein, das wirkt hier alles ein bißchen komisch auf dich. Aber glaub mir, es ist nichts geschehen, was dich ärgern könnte.«
»So?« fragte sie kurz.
Ich schwieg und blickte sie an.
»Du mußt zugeben, eine etwas merkwürdige Situation, in der ich dich angetroffen habe.«
»Finde ich gar nicht. Nicht für dich. Für Rosalind vielleicht. Als sie kam, war ich mit der Kleinen allein, und die war reichlich keß. Als du kamst, waren es bereits zwei Damen. Darf ich noch schnell etwas sagen? Ich freue mich schrecklich, daß du da bist. Und ich wünschte, du würdest bleiben. Und ich mag dich. Dich allein.«
Ihr Blick wurde weich. »So?« fragte sie wieder, aber es klang etwas freundlicher.
»Wenn ich dir alles erklären dürfte?«
»Ich bitte darum.«
»Also mit Rosalind war das so. Eines Vormittags …«
Ich erzählte, wie Rosalind überraschend aufgetaucht war und sich um mich und meinen Haushalt gekümmert hatte.
»Du hast mir nichts davon erzählt, als wir uns in der Stadt getroffen haben.«
»Ich hätte es dir erzählt, wenn du mir nicht mit Eberhard davongefahren wärst.«
»Das ist auch so etwas«, rief sie. »Ich wollte gar nicht mit Eberhard fahren. Ich wollte mit dir bei deiner Mutter Kaffee trinken. Aber du hast mich ja geradezu weggeschickt. Als wenn du froh wärst, mich los zu sein.«
»Ich hätte diesen verfluchten Eberhard in der Luft zerreißen können. Aber ich wollte es dir leichtmachen. Falls du eben doch ganz gern mit ihm gefahren wärst.«
»Das wollte ich nicht. Du bist schuld, daß ich mit ihm fuhr. Du hast mich im Stich gelassen.«
»Gut. Ich bin ein Depp. Ich habe mir das an jenem Nachmittag auch gesagt.«
Sie nickte zustimmend. »Das bist du.«
»Und was ist nun mit Eberhard? Hast du dich mit ihm versöhnt?«
»Erst du. Rosalind weiß ich nun. Und wer ist dieses kleine Biest?«
»Dieses kleine Biest ist die Fürstin K. Mit Vornamen Gwendolyn. Zu Besuch bei ihrem Onkel, dem Grafen Tanning. Sie kam zu mir, um Isabel zu sehen, weil Isabel aus dem Gestüt ihres Vaters stammt. Seitdem reiten wir zusammen.«
»Und?«
»Du hast sie ja gesehen. Sie ist ein recht hoffnungsvoller Nachwuchs eines alten Geschlechts. Und da sie sich auf dem Lande langweilt, beehrt sie mich mit ihrer Gesellschaft. Das ist manchmal reichlich lästig, aber ich kann sie schlecht hinauswerfen.«
»Lästig, so? Kann ich mir kaum vorstellen. Sie läuft hier so gut wie nackt herum, und sie ist sehr hübsch.«
»Das ist sie. Aber, wie gesagt, sie ist die Tochter eines Fürsten und achtzehn Jahre alt. Du wirst kaum annehmen, daß ich sie verführen will.«
Steffi hob die Schultern. »Es gibt die tollsten Dinge auf der Welt. Hast du?«
»Was?«
»Sie verführt?«
Ich lachte. »Gott behüte, nein. Ich fühlte mich nicht im geringsten dazu versucht.« Das stimmte zwar nicht ganz, aber ich brachte es dennoch im Brustton der tiefsten Überzeugung heraus. »Ich habe dich verführt, wenn ich mich recht erinnere. Und ich habe die Absicht, es wieder zu tun.«
»Das machst du dir auf jeden Fall sehr leicht. Du wartest einfach, bis ich mich zu diesem Zweck wieder bei dir einfinde, wie?«
Ich grinste. »Genau.«
Sicher war das etwas unverschämt. Aber ich wußte, daß ich Steffi wieder küssen würde. Sehr bald sogar. Ich hatte großes Verlangen nach ihr. Einen richtigen, gewaltigen Männerhunger, und trotz Rosalinds Fürsorge und Gwens Bikini hatte ich ihn nach dieser Steffi, die so appetitlich und frisch in ihrem braven Kleidchen vor mir stand und sich bemühte, eine finstere Miene aufzusetzen.
»Ich will dir etwas zeigen«, sagte ich, nahm sie bei der Hand und zog sie ins Haus und ins Schlafzimmer.
»Hier, siehst du, da habe ich dein Bett neben meinem zurechtgemacht. Es wartet
Weitere Kostenlose Bücher