Der Sommer des glücklichen Narren
hoffentlich finden, was sie suchte. Und das war nicht Liebe und nicht Verstehen und nicht eine zärtliche Gemeinschaft. Das war leider ganz etwas anderes. Aber das konnte ich Lix nicht erklären. Nicht heute und hier. Vielleicht später einmal.
Der verhinderte Hochzeiter
Das Wetter hatte sich noch immer nicht gebessert. Es regnete sacht, aber beständig vor sich hin, und es war ziemlich kühl. So konnte der Münchner Sommer manchmal auch aussehen, und das hielt er unter Umständen eine ganze Weile durch.
Steffi und ich beschlossen dennoch, an diesem Abend ins Waldhaus hinauszufahren. Erstens wegen Dorian, zweitens wegen Isabel und drittens überhaupt.
»Weißt du«, sagte Steffi, als sie auf die Landstraße hinaussteuerte, »ich finde es schick, zwei Wohnsitze zu haben. Macht mir Spaß. Wie bei feinen Leuten.«
»Ich habe sogar drei«, prahlte ich. »Bei Muni auch noch. Herr Killinger mit seiner Tessiner Villa ist ein alter Hut gegen mich.«
»Das dürfte deine Frau … ich meine Rosalind, nicht hören. Ihr wird es großen Spaß machen, den Sommer bei den reichen Leuten im Tessin zu verbringen.«
»Bestimmt. Schön heiß und staubig. Und viele Autos. Habe ich mir jedenfalls erzählen lassen. Ich bin noch nicht dort gewesen. Du?«
»Doch. Voriges Jahr mit Eberhard. In Ascona. Ist sehr hübsch. Aber immer möchte ich nicht dort sein. Mir gefällt es im Waldhaus besser.«
Ich streichelte dankbar ihr Knie und sah ihr zu, wie sie chauffierte. Hübsch machte sie das. Sie saß gerade und konzentriert, ich konnte ihr intelligentes und energisches Profil bewundern und die sanfte Linie zwischen Kinn und Hals.
»Du gefällst mir«, sagte ich. »Du gefällst mir jeden Tag besser. Von Kopf bis Fuß.«
»Das freut mich. Ich habe immer Angst, du vergleichst mich mit Rosalind. Sie ist viel hübscher als ich.«
»Sie ist nicht hübscher. Sie ist anders. Oder du bist anders. Wie man will. Und mir gefällst du besser.«
»Momentan.«
»Sicher. Vor einem Jahr konntest du mir nicht besser gefallen, da kannte ich dich noch nicht. Da hatte Eberhard noch Gelegenheit, dich zu bewundern. In Ascona …«
Sie zog ein wenig die Brauen hoch. »Fang bloß nicht an, auf mein früheres Leben eifersüchtig zu sein.«
»Ich bin es aber. Und wenn ich an Eberhard denke …«
»Denke nicht an ihn. Ich tue es auch nicht.«
»Eben hast du von ihm gesprochen.«
»Ich habe bloß gesagt, daß wir in Ascona waren.«
»Eben.«
»Was ist dabei?«
»Ein anständiges Mädchen fährt nicht mit einem Mann in Urlaub.«
»Damals waren wir ganz neu«, sagte sie versonnen, und sie sagte es mit einem gewissen Genuß, wie Frauen immer von vergangenen Liebesabenteuern sprechen. »Und ich bin kein anständiges Mädchen. Ich fahre jetzt auch mit einem Mann in sein einsames Landhaus. Der ist auch neu.«
»Wirklich? Ist der so neu?«
»Ziemlich. Drum ist es auch so aufregend.«
»Das klingt nicht sehr verheißungsvoll. Wenn ich nicht mehr neu bin, werde ich dann nicht mehr aufregend für dich sein?«
Sie lachte und gab mir einen kurzen Seitenblick. »Ich hoffe sehr, du wirst es bleiben.«
»Ich werde mir Mühe geben.«
»Wenn du mich immer so wunderbar küßt und …«
»Und?«
»Und so wunderbar liebst, dann bleibt es aufregend.«
»Ist es wunderbar?«
»Sehr. Du bist ein viel besserer Liebhaber als Eberhard.«
Einerseits freute mich das. Andererseits – welcher Mann hört schon gern von früheren Liebhabern.
»Ich könnte Eberhard erdrosseln«, sagte ich finster.
»Wozu denn? Das ist vorbei. Ich sage dir doch, ich bin viel lieber bei dir.«
Na schön. Damit mußte ich mich zufriedengeben. Man bekam selten eine Frau ganz fabrikneu. Und ich war nicht so sicher, ob ich das auch wirklich wollte.
»Du wirst gleich Dorian holen, Florian. Ist das nicht hübsch? Florian und Dorian. Daß du da nie draufgekommen bist. Und du schaust nach Isabel, ich mache inzwischen Abendessen. Und dann werde ich ein Buch von dir lesen.«
»Das denn doch nicht.«
»Aber ja. Darauf freue ich mich schon. Wir wollen uns einen richtig gemütlichen Abend machen. Und wenn es kühl ist, stecken wir das kleine elektrische Öfchen an. So wie damals, ja?«
Ja. Das hatten wir uns so gedacht. Von wegen gemütlicher Abend.
Als wir über den Waldweg gehoppelt waren und auf die Lichtung einbogen, stand da ein Automobil. Demnächst werde ich Parkgebühren verlangen. Aber was heißt Automobil. Ein winzig kleiner, verdreckter Karren.
»Nanu?« sagte ich. »Wer ist denn
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