Der Sommer des glücklichen Narren
könntest du auch meine Sekretärin sein.«
»Ich bin ziemlich teuer, weißt du.«
»Hm. Auch wenn du gratis Reitunterricht bekommst und jeden Morgen mit deinem Chef ausreiten kannst?«
»Das ist ein Angebot. Ich werde es mir überlegen. Und jetzt stehe ich auf, sonst müssen fürstliche Gnaden zu lange auf dich warten.«
Ehe ich fortging, sagte ich: »Wie fange ich es bloß an, sie nachher nach Hause zu schicken? Wenn du schon so gescheit bist, dann sage mir auch das.«
»Ist sie sonst jeden Tag mit hierhergekommen?«
»Jeden Tag. Wir haben meist im Weiher gebadet.«
»Na, da badet ihr heute eben auch.«
»Aber du kommst mit?«
»Wenn ich darf.«
Gwen begrüßte mich strahlend wie jeden Morgen. Und wir waren kaum aus Ober-Bolching hinaus, fragte sie mich: »Na, wie war es gestern noch? Ist dein Besuch lange geblieben?«
Am besten, ich sagte es ihr gleich. »Ein Teil fuhr bald wieder ab, der andere ist noch da.«
»Oh!« machte Gwen. Dann schwieg sie. Sie schwieg lange und ausdauernd, und ich störte sie nicht dabei. Schließlich richtete ich es so ein, daß wir in der Nähe des Waldhauses landeten.
»Kommst du mit zum Baden?« fragte ich.
Sie zog eine hochmütige kleine Schnute, sah mich kurz von der Seite an und meinte kühl: »Ich denke nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das erwünscht ist.«
»Aber warum denn nicht?« fragte ich harmlos. »Hat dir Steffi nicht gefallen? Es wäre doch nett, wenn ihr euch ein bißchen anfreundet.«
»Anfreunden?«
»Warum denn nicht?«
»Ich freunde mich nicht mit Frauen an.«
Ich mußte lachen. »Sei nicht kindisch, Gwen.«
Diesmal war ihre Miene voll fürstlicher Ungnade. Sie gab keine Antwort.
»Sieh mal …«, begann ich, aber weiter kam ich nicht.
»Schon gut«, sagte sie sehr kühl und hoheitsvoll. »Mich interessiert es weiter nicht, was du für Freundinnen hast und was sie bei dir treiben. Ich wünsche viel Spaß. Jetzt reite ich lieber heim. Tschüs.«
Schon gab sie Jessica die Sporen.
»Halt«, rief ich, »warte doch. Und was ist morgen? Um neun wieder, bei der Brücke?«
»Nein«, rief sie über die Schulter zurück. »Morgen habe ich keine Zeit.« Und weg war sie.
Ich lachte, aber es klang gezwungen. War die Kleine am Ende wirklich ein wenig verliebt gewesen? Mangels anderer Gelegenheit natürlich, darüber war ich mir klar.
Aber was sollte ich tun? Ich konnte ihretwegen nicht Steffi nach Hause schicken. Und wenn Ihre fürstliche Durchlaucht also beliebte zu bocken, dann konnte ich ihr nicht helfen. Aber irgendwie betrübte es mich ein wenig. Gwen war ein sehr reizender Spielgefährte gewesen.
»Allein?« fragte Steffi, als ich kam.
»Ja. Sie ist mir böse, daß ich nicht mehr allein bin.«
»Aha. Also doch. Hast du ihr denn gesagt, daß ich noch hier bin?«
»Warum denn nicht? Soll ich mich vielleicht vor diesem halbwüchsigen Fratzen fürchten?«
Ich gab ziemlich wortgetreu den kurzen Dialog wieder, der zwischen Gwen und mir stattgefunden hatte.
Steffi war bemerkenswert verständnisvoll. »Fürstin her oder hin, in dem Alter ist man so. Man verliebt sich immerzu und bildet sich ein, jeder Mann könne keine andere Frau mehr anschauen. Das ist nun mal so. Willst du nun mit mir baden gehen, oder trauerst du um dein entschwundenes Prinzeßlein? Soll ich etwa heimfahren?«
»Schmarrn«, sagte ich grob. »Fang bloß nicht an zu spinnen, dafür ist unsere Ehe noch zu jung. Wir gehen jetzt schwimmen, und dann machen wir uns einen herrlichen faulen Tag.«
»Keineswegs«, widersprach Steffi. »Wir gehen zwar schwimmen. Aber dann wirst du dich an deine Schreibmaschine setzen, und ich werde mal saubermachen. Das scheint mir dringend notwendig zu sein.«
»Das sind alles keine Beschäftigungen für ein junges Liebespaar.«
»O ja, gerade. Du wirst sehen, was für ein nützliches Leben man trotz aller Liebe führen kann.«
Nun, allzu nützlich wurde es an diesem Tag nicht. Nach dem Baden half ich Steffi ein bißchen beim Aufräumen, und als sie Mittagessen kochte, sah ich ihr zu. Sie gefiel mir immer besser. Mit welchem Eifer sie herumwirtschaftete. Und wie bereitwillig sie jedesmal Besen oder Kochlöffel beiseite legte, wenn ich sie küssen wollte. Wir lachten viel, wir waren sehr vergnügt und glücklich, und erst am Nachmittag, als wir Kaffee tranken, dachte ich wieder an Gwen, als ich die zwei putzigen Bikinifetzchen auf der Leine hängen sah. Ob sie gar nicht mehr kommen würde?
Am nächsten Morgen wartete ich vergeblich an der
Weitere Kostenlose Bücher