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Der Sommer des Kometen

Der Sommer des Kometen

Titel: Der Sommer des Kometen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ließ sich mit einem kleinen Ächzer auf den Stuhl neben Claes plumpsen, griff nach dessen Kaffeetasse und schnupperte mit misstrauisch gespitztem Mund an dem kalten Gebräu.
    «Dachte ich es doch, Kardamom. Mitten im Sommer schmeckt Euer Kaffee mal wieder winterlich.»
    «Jeder nach seiner Fasson, das wisst Ihr doch.» Claes lachte. Mit Sonnin würde er seine wirren Gedanken erst einmal vergessen können. «Aber wegen Marburger muss ich Euch enttäuschen, ich kann den Kerl nicht ertragen. Es ist mir ein Rätsel, wie ein solcher Schaumschläger und Dummkopf so gute Geschäfte machen kann.»
    «Aber ich dachte immer, die Schaumschlägerei sei eine der wichtigsten Tugenden im Handel. Und liefert Ihr ihm etwa keinen Rohzucker? Ah, macht nicht so ein Gesicht. Ich bin nur ein schlichter Baumeister und Mechanikus. Von den Finessen der hohen Kunst des Handels verstehe ich nichts. Holla, was ist denn da los?»
    Von Marburgers Tisch, der nun von vielen Rücken fast ganz verdeckt wurde, drangen laute Stimmen herüber. Die beiden Männer erhoben sich, um über die geschlossene Reihe der Schultern vor ihnen besser sehen zu können, und Sonnin, einen halben Kopf kleiner als der hochgewachsene Claes, stieg auf seinen Stuhl. Marburger saß zurückgelehnt auf einem Sessel. Ein hagerer, aber doch muskulöser Mann, gewiss noch keine dreißig und mit hochrotem Kopf, stand mit wütend geballten Fäusten vor ihm.
    «Hier ist wirklich nicht der Ort, über deine dummerhaftigen Anschuldigungen zu reden, Oswald. Du bist bankrott, und daran bist du selbst schuld. So ist das Geschäftsleben, einer gewinnt, der andere verliert.» Marburger leckte sich genüsslich die breiten Lippen und lächelte mit spöttischer Großzügigkeit. «Komm in zwei Stunden in mein Kontor, und da sagst du mir, was du willst. Vielleicht kannst du wieder bei mir arbeiten, wir wollen mal sehen. In der Sirupkocherei ist immer genug zu tun.»
    Der junge Mann zitterte, und zwei der anderen Gäste griffen nach seinen Armen und hielten ihn fest. Einer von ihnen war Christian. Claes hatte in dem Gedränge nicht bemerkt, dass sein Sohn hereingekommen war.
    «Lasst mich los», sagte der Mann, den der Zuckerbäcker Oswald genannt hatte, ruhig, «an dem mache ich mir die Finger nicht schmutzig. Und Ihr», fuhr er zu Marburger gewandt fort, «wisst genau, wie oft ich versucht habe, Euch im Kontor zu sprechen. Ihr habt mir schon in der Diele Eure Schläger auf den Hals gehetzt. Aber eines sollt Ihr wissen, Marburger» – seine Stimme senkte sich zu einem bedrohlichen Flüstern –, «so kommt Ihr mir nicht davon.» Voller Verachtung spuckte er in Marburgers grinsendes Gesicht, und während die Männer, die dicht um die beiden Kontrahenten herumstanden, noch verblüfft das Rinnsal von Speichel auf der schweißglänzenden Wange des Zuckerbäckers anstarrten, schob er hastig die Menge zur Seite und verschwand durch die weit geöffnete Tür.
    «Platz», piepste Jensen, «so macht doch Platz.»
    Eilfertig wischte er mit einem großen weißen Tuch das Kinn und den Rock seines reichen Kunden ab. Der saß immer noch sprachlos auf seinem Sessel, bis er schließlich ärgerlich die Hand des Wirts beiseiteschob und aufsprang.
    «Der Kerl ist irre!», brüllte er plötzlich. «Hat nichts, kann nichts, und vergreift sich an einem ehrbaren Bürger. Der kriegt die Wedde auf den Hals. Bei Gott! Und kein Bein mehr auf die Erde, dem bleibt nur das Arbeitshaus.» Dann stürzte auch er aus der Tür.
    Nun schrien alle nach Kaffee, Branntwein oder Tee, einer verlangte sogar irischen Whiskey. Aber damit konnte Jensen nicht dienen. Stattdessen beeilte er sich, eine Karaffe mit gutem alten Port zu füllen. So ein Spektakel hatte es in Jensens Kaffeehaus schon lange nicht mehr gegeben, und alle hatten schlagartig die beste Laune. Sogar Claes.
    Johns, Besitzer der großen Kattundruckerei am Valentinskamp, wusste, wer der aufgebrachte Mann war, der so zielsicher spucken konnte, und war sofort der gefragteste Gast an allen Tischen.
    Aber auch Christian, der sich nun zu Sonnin und seinem Vater setzte, kannte den Mann. «Das ist Götz Oswald, du müsstest dich eigentlich auch an ihn erinnern, Vater. Im letzten Winter habe ich ihm für unsere Mecklenburger Kunden eine ganze Menge Zucker abgekauft. Aber die Geschäfte mit ihm wurden einfach zu unsicher. Eigentlich ist er ein netter, honoriger Kerl.»
    Oswald war Zuckerknecht bei Marburger gewesen, und zwar einer der besten, er hatte ein Rezept entwickelt, das

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