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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Willst du uns jetzt verhaften?«
    »Ich werde fünf gerade sein lassen«, sagte der Sheriff.
    Schließlich flaute der Wind etwas ab. Frank versuchte es erneut, und aus der Urne flog Martin Millers Asche, wie eine Staubwolke, vermischte sich mit dem Schnee und verschwand, bevor sie auf dem Wasser auftraf. Die Gruppe blieb stehen und schaute dem Nichts nach.
    »Jetzt werde ich jedenfalls keinen Fisch mehr im Smith’s Diner essen«, sagte Blenda.
    Anschließend gingen sie über den aufgeweichten Boden zurück, mit gesenkten Köpfen gegen den Wind, der jetzt aus Osten wehte. Frank und Blenda blieben am Haus stehen. Die anderen fuhren zurück in die Stadt. Frank gehörte der Hof, aber er konnte sich nicht an diesen Gedanken gewöhnen. Es war nicht richtig. Er hatte die Schlüssel. Er wollte das alles nicht haben, weder die Schlüssel noch den Hof. Langsam ging er die ausgetretenen Stufen zur Veranda hinauf, Blenda dicht hinter ihm. Die Bierflaschen standen noch genau wie an dem Abend da, als Steve bei lebendigem Leib starb. Er starb bei lebendigem Leib, so musste Frank es in seinem Protokoll notieren. Und er musste hinzufügen: Steve ist weiterhin bei lebendigem Leib tot. Oder war es umgekehrt, dass Steve im Tod bei lebendigem Leibe war? Niemand war in der Zwischenzeit hier gewesen, nur Martin, als er den Plattenspieler holte. Blenda begann, das Leergut zusammenzusuchen. Das gefiel Frank nicht. Er wollte, dass alles so blieb, wie es war. Wenn sie etwas anrührten, gab es keinen Weg mehr zurück. Was du anfasst, gehört dir. Frank sagte nichts. Die Tür war offen. Er ging in die Küche und stellte die Urne auf den Tisch. Hier war er als Junge ein und aus gegangen. Es hatte ordentlicher ausgesehen, als Mrs Miller, Steves Mutter, noch gelebt hatte. Sie konnte wie ein Rohrspatz losschimpfen, um im nächsten Moment Pfannkuchen zu backen. Frank wollte nicht daran denken. Ich scheiße auf die Erinnerungen, dachte er. Er ging weiter ins Wohnzimmer und in Steves Zimmer. Auf dem Regal standen alle Pokale, das Einzige, was in dieser Bruchbude glänzte. Steve war damals, als man noch Rekorde in Karmack aufstellte, der Beste im Siebenkampf gewesen. Blenda kam zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Kannst du dir vorstellen, hier zu wohnen?«, fragte sie.
    »Findest du, das hier sieht aus wie ein Ort, an dem man wohnen möchte?«
    »Wenn wir es etwas in Ordnung bringen, kann es bestimmt ganz schön werden.«
    Frank trat ans Fenster. Es schneite nicht mehr. Stattdessen regnete es, dicke Tropfen, die auf die Erde klatschten. Wenn wir. Wenn wir es etwas in Ordnung bringen, kann es bestimmt ganz schön werden. Das wird hier so oder so nie schön, dachte er. Und plötzlich überkam Frank eine große Ruhe. Wenn Martin ihm den Hof, das Grundstück und die Tankstelle vermacht hatte, dann doch wohl, weil er eingesehen hatte, dass Steve nicht wieder aufwachen würde.
    »Ich muss ihn besuchen«, sagte Frank.
    »Und das wahrscheinlich am liebsten allein?«
    »Ja, das ist wohl das Beste.«
    »Sicher?«
    Als sie zum Krankenhaus fuhren, war Frank dennoch froh, dass Blenda bei ihm war. Er brauchte sie. Er wusste nicht so recht, wofür, er wusste nur, dass er sie brauchte. Die Scheibenwischer mühten sich ab, den Regen fernzuhalten. Dass das Auto von innen beschlagen war, machte es nicht besser. Die Feuchtigkeit legte sich wie eine Haut aus Nebel und alten Tränen auf die Frontscheibe. Es schien, als erfüllte ihre gesamte Körperwärme den Innenraum, und sie schienen die Einzigen auf der Welt zu sein, eingehüllt in Dampf und im Schneckentempo auf der Fahrt zu einem Ort, an den sie gar nicht wollten. Nimm es, wie es kommt, dachte Frank. Doch auch das galt nicht mehr. Diese Zeiten waren vorbei. Was kommen sollte, das war bereits gekommen.
    Im Fahrstuhl nach oben traf Frank Marions Vater, Mr Perkins. Er wirkte gleichzeitig angespannt und abgestumpft. Am liebsten hätte Frank diese Begegnung vermieden. Als sie sich dem zweiten Stock näherten, meinte Frank, er müsse etwas sagen. Trotz allem war er derjenige, der mit der Nachricht gekommen war, dass die Tochter lebte, im Gegensatz zu dem anderen Mädchen, Veronica, die tot war, und was war eigentlich vorzuziehen, die Gewissheit oder die Hoffnung? Ein ansehnliches Grab, zu dem man gehen konnte oder eine unmenschliche Tochter, die bereits in der Zukunft begraben war?
    »Wie geht es Marion?«
    »Ihre Mutter ist die ganze Zeit bei ihr.«
    »Genau wie Martin. Steves Vater. Steve Miller. Das ist

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