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Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman

Titel: Der Sommer, in dem meine Mutter zum Mond fliegen wollte - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mehr. Bob Spencers Gesicht war hässlicher als je zuvor.
    »Wie geht es mit Blenda?«, fragte er.
    »Ja, wie soll es gehen mit Blenda.«
    »Momentan bleibt nicht viel Zeit, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Nachdem ihr euch so blamiert habt.«
    »Haben wir das?«
    Frank ging zur Pforte. Er wollte mit diesem Mistkerl nichts zu tun haben. Der Mistkerl folgte ihm.
    »Aber es hätte schlimmer kommen können, Farrelli. Viel schlimmer.«
    »Ach ja?«
    »Ihr hättet sie lebendig begraben können!«
    Bob Spencer lachte laut und unpassend.
    Frank ging nicht zu Marion Perkins’ Beerdigung, die eine echte Kopie der vorigen war, abgesehen davon, dass der Name der Toten dieses Mal korrekt war. Und der malträtierte Pfarrer konnte mit noch stärkerer Eingebung die verzweifelten Worte wiederholen: Sinnlosigkeit. Während der Stunde, die es dauerte, sie unter die Erde zu bringen, zwischen vier und fünf Uhr am Tag vor Heiligabend, war nicht ein einziges Geräusch in ganz Karmack zu hören. Und Frank Farrelli saß in seinem Büro mit einer Wut im Bauch, die nur noch anwuchs. Er wurde sie einfach nicht los. Dann ging er nach Hause und rief Arthur Clintstone an.
    »Hier ist Frank.«
    »Welcher Frank?«
    »Frank Farrelli.«
    »Ach so. Hast du weitere gute Nachrichten, Frank?«
    »Erinnerst du dich noch, was du gesagt hast?«
    »Was ich gesagt habe? Nein, daran erinnere ich mich nicht. Ich sage ja so viel.«
    »Du hast gesagt, dass du mir einen Gefallen schuldest.«
    »Dann habe ich das wohl gesagt. Wenn du es sagst.«
    »Und jetzt bitte ich dich um einen Gefallen.«
    »Was kann ich für dich tun, Farrelli?«
    »Schlag Bob Spencer zu Boden.«
    Eine Weile blieb es still am anderen Ende.
    »Warum?«
    »Er hat Steve Miller niedergeschlagen. Er hat das verdient.«
    »Bob arbeitet für mich, Frank.«
    »Ich dachte, du hättest ihn freigestellt.«
    »Stimmt schon. Aber trotzdem.«
    »Willst du mir also keinen Gefallen tun?«
    »Gibt es nicht was anderes, was ich für dich tun könnte?«
    »Dieses Mal nicht.«
    »Dieses Mal? Soweit ich mich erinnern kann, habe ich dir einen einzigen Gefallen versprochen.«
    »Ach, daran erinnerst du dich.«
    »Scheiße, warum machst du es nicht selbst, Farrelli?«
    »Überleg doch mal. Es schickt sich nicht.«
    »Es schickt sich nicht?«
    »Ich bin Mitglied der Kommission, Clintstone.«
    »Reicht es, wenn ich ihm eine runterhaue?«
    Einen Moment lang zögerte Frank. War das ein gerechtfertigter Preis, den Bob Spencer bezahlen sollte, nach allem, was er angestellt hatte? Eine Ohrfeige? Dass Arthur Clintstone ihm eine runterhaute? Zweifellos war das ein geringer Preis. Am liebsten hätte Frank gesehen, wenn Bob Spencer einen Schlag in der Art verpasst bekäme, wie er ihn Steve verpasst hatte, und noch lieber wäre es ihm gewesen, wenn er genauso fiele, mit dem Kopf aufschlüge, ins Koma versank und dort blieb, bis jemand die Maschine ausschaltete, die ihn an dieses elende und unerreichbare Leben kettete. Stand nicht irgendwo in der Bibel was von Auge um Auge und Zahn um Zahn? Frank konnte das nur so verstehen, dass es sich um eine Art Gleichgewicht handelte, dass ein Schlag mit einem entsprechenden Schlag vergolten werden musste, um Ruhe und Ordnung herzustellen. Man konnte es mit der Verteilung der Last auf einem Schiff vergleichen. Wenn nichts verteilt wurde, würde Frank kentern und nie wieder die Balance gewinnen. Aber Arthur Clintstone war nicht besonders kooperativ. Weiter, als Bob zu ohrfeigen, wollte er nicht gehen. Bob Spencer würde aber auf jeden Fall einen Schrecken bekommen, das war besser als nichts.
    »Okay. Du kannst ihn ohrfeigen.«
    »Und ich sage ihm, dass du es warst, der mich darum gebeten hat. Nur dass du es weißt.«
    »Sag, was du willst. Und ruf mich hinterher an.«
    Frank legte auf und wartete. Er war allein in dem Haus in der April Avenue. Mark war tot. Er lief zwischen den Räumen hin und her. Wenn das hier alles vorbei sein sollte, würde er zu Blenda fahren und alles in Ordnung bringen. Als die Uhr sieben zeigte, machte er sich langsam Sorgen. Es würde ja wohl nicht mehrere Stunden dauern, Bob Spencer eine runterzuhauen? Er musste die Zeit totschlagen. Da fiel ihm ein, dass am nächsten Tag ja Heiligabend war und seine Mutter bisher noch nicht einen einzigen Stern aufgehängt hatte. Sie hatte wohl genug im Hotel zu tun, jetzt, wo Karmack von diesen Schnüfflern heimgesucht wurde, die sich auf Kosten der Mädchen dick und fett fraßen. Aber bald war es damit vorbei. Frank ging in den

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