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Der Sommerfaenger

Titel: Der Sommerfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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einen guten Grund dafür gehabt haben.«
    Auch dafür, mit dir Schluss zu machen?, dachte Merle und senkte den Kopf.
    »Luke würde mich niemals verlassen«, sagte Jette, als wäre ihr klar, was Merle dachte. »Außer, um mich zu beschützen. Er will mich aus der Sache raushalten.«
    »Aus welcher Sache, Jette? Worum geht es hier?«
    »Ich weiß es nicht.« Jette sackte zu einem kläglichen Häuflein Elend zusammen. »Es könnte auch alles ganz anders sein. Jemand könnte ihn ja doch entführt haben und …«
    »Was auch immer. Wir sind hier, um genau das herauszufinden.«
    Merle hatte ihren Kaffee ausgetrunken und schaute ihre Freundin nun auffordernd an.
    »Wie gehen wir vor?«
    Dabei war klar, wo sie anfangen würden. Sie hatten nur einen einzigen konkreten Anhaltspunkt und das war die Uni, an der das ermordete Mädchen studiert hatte.
    *
    Auf dem Weg zur Arbeit fuhr Bert bei Imke Thalheim vorbei. Die Wiesen und Felder, die sich entlang der Landstraßen ausbreiteten, waren von Nebel bedeckt, aus dem dann und wann ein Baum aufragte, der sich schwarz von dem rötlichen Himmel abhob. Es würde ein heißer Tag werden.
    Die Mühle war ihm selten so schön erschienen wie heute. Ein Vogel stieß schrille Warnrufe aus, als Bert aus seinem Wagen stieg und über den weißen Kies auf die Eingangstür zuging. Er hatte sich von unterwegs kurz angemeldet und war enttäuscht, als nicht Imke Thalheim, sondern Tilo Baumgart ihm öffnete.
    Der Psychologe trug eine schwarze Hose, ein schwarzes T-Shirt und darüber ein sandfarbenes Leinensakko. Der Duft seines Aftershaves war so dominant, dass Bert das Gefühl hatte, es mit jeder Pore in sich aufzunehmen. Er fragte sich, ob ein in psychologischen Fragen derart versierter Mann wie Tilo Baumgart diesen Effekt bewusst einsetzte.
    Markierte er auf diese Weise sein Revier?
    Wollte er den Geruch möglicher Rivalen überdecken?
    Tilo Baumgart drückte ihm so herzlich die Hand und bat ihn so freundlich herein, dass Bert vor Scham am liebsten im Boden versunken wäre. Beim kleinsten Hauch einer Chance würde er diesem Mann sofort die Frau ausspannen. Ein Wort von Imke Thalheim, und er würde Anstand und Fairness vergessen und seinen niedrigsten Instinkten folgen.
    Wer im Glashaus sitzt, dachte er, soll nicht mit Steinen werfen.
    »Einen kleinen Moment, bitte«, sagte Tilo Baumgart, der von Berts verzweifelten Gedanken nichts ahnte. »Meine Frau ist gleich bei Ihnen.«
    Meine Frau .
    Die Worte trafen Bert ins Mark.
    Hatten sie geheiratet?
    »Darf man gratulieren?«, fragte er und wartete angstvoll auf die Antwort.
    Tilo Baumgart, der ihn in den Wintergarten geführt hatte, blickte ihn verständnislos an. Dann dämmerte es ihm, und er lachte.
    »Nein. Ich mag nur diese Umschreibungen nicht. Lebensgefährtin käme meiner Vorstellung noch am nächsten, aber das klingt so furchtbar korrekt, finden Sie nicht auch?«
    Es geht mich nichts an, dachte Bert und rang sich ein Lächeln ab. Es ist egal, wie er sie nennt.
    Fakt ist, dass sie ein Paar sind.
    Er war froh, als Tilo Baumgart sich von ihm verabschiedete und ihn allein ließ. Sekunden später hörte er die Haustür zufallen, dann war es still.
    Natürlich hätte Bert nicht hierherzufahren brauchen, um nach einem Foto zu fragen. Imke Thalheim hätte es ihm per Mail zuschicken können. Falls sie überhaupt eines besaß. Das wiederum hätte er telefonisch in Erfahrung bringen können. Er hatte ihr jedoch nur angekündigt, mit ihr reden zu müssen.
    Er verhielt sich wie ein Volltrottel.
    Aber er musste sie sehen. Er hatte so lange darauf verzichtet. Es war wie bei einer Sucht. Er hatte sich nach Köln versetzen lassen, um ihr nicht mehr zu begegnen, und kaum ergab sich die Gelegenheit, wurde er rückfällig.
    Er überlegte gerade, wie wenig wahrscheinlich es gewesen war, dass einer seiner nächsten Fälle ihn ausgerechnet wieder mit Jette und ihrer Mutter in Verbindung bringen würde, als er Schritte hörte.
    Imke Thalheim kam ihm lächelnd entgegen und all seine Vorsätze waren Schnee von gestern. Auf ein Zeichen von ihr hätte er sie an sich gerissen. Das Verlangen, ihr Gesicht mit Küssen zu bedecken und ihr all das ins Ohr zu flüstern, was er nie hatte aussprechen dürfen, wurde fast übermächtig.
    Als er ihre ausgestreckte Hand nahm, blieb ihm für einen Moment fast die Luft weg.
    »Hat mein Lebensgefährte Ihnen nichts zu trinken angeboten?«, fragte sie.
    Lebensgefährte .
    Sie hatte offenbar kein Problem mit dieser sachlichen, emotionslosen

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