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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Eltern. Vielleicht können Sie mir dabei helfen.«
    »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich das wissen könnte?«
    »Bitte, ich will doch nur mit Ihnen sprechen.«
    »Das dürfen Sie natürlich, das dürfen Sie.«
    Kari fand, dass er einen seltsam singenden Tonfall hatte.
    »Jetzt sofort?«, wollte sie wissen.
    »Nein, nein. Ich bin nicht zu Hause, habe viel zu tun. Kommen Sie morgen Abend. Kommen Sie doch beide. Ich bin in meiner Fischerhütte. Ich erkläre Ihnen den Weg, das tue ich. Haben Sie was zu schreiben?«
    Kari verstand nicht recht, was er damit meinte, bat die Wirtin aber trotzdem um ein Stück Papier und einen Kugelschreiber.
    Robert sah sie an. Sie bewegte beim Schreiben leise die Lippen. Dann legte sie den Stift weg und hörte angestrengt zu.
    »Nein«, sagte sie dann. »Es ist zu kalt zum Zelten. Wir haben stattdessen hier ein Zimmer gemietet.«
    Sie legte auf und setzte sich wieder an den Tisch.
    »Das war er«, sagte sie. »Er will, dass wir morgen Abend zu seiner Fischerhütte kommen. Und zwar wir beide.«
    »Schien er zu wissen, dass wir in seinem …«
    »Nein. Überhaupt nicht.«
    »Na dann. Dann fahren wir eben morgen da hin.«

50. KAPITEL
    Elina wunderte sich, dass Ulf Nyman nicht protestierte und verlangte, nach Hause gehen zu dürfen. Sie hatten ihn nicht einmal festgenommen. Vielleicht hielt er es auch für sinnlos, sich zur Wehr zu setzen. Oder sein Widerstand war gebrochen, seit das Geheimnis seines Lebens plötzlich enthüllt worden war.
    Reglos saß er auf seinem Stuhl im Verhörzimmer. Der Anwalt wollte am Spätnachmittag wiederkommen. Elina wusste nicht, welche Anweisungen er Ulf Nyman gegeben hatte.
    »Wer ist Leif Oskar Bjerre?«, fragte sie und hoffte nur, dass er sich nicht weigern würde zu antworten, ohne dass sein Anwalt zugegen war.
    »Keine Ahnung«, antwortete Ulf Nyman. »Diesen Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Der Mann, der das Postfach mietete, hieß so.«
    »Ylva hatte mir das mit der Adresse geschrieben. Und ich habe immer Ylvas Namen auf den Umschlag geschrieben.«
    »Denken Sie noch einmal nach. Sagt Ihnen der Name wirklich überhaupt nichts?«
    »Nein. Absolut nichts.«
    Elina erhob sich und ließ Ulf Nyman allein. Sie ging in das Büro von Boel Haraldson hinüber. »Könnte es sich um einen Freund von Ylva handeln?«, schlug Boel Haraldson vor.
    »Die Post in Svolvsær sagt, er hätte das Postfach vom 15. Oktober 1979 bis zum 15. Juli 1980 gemietet. Ich habe das unangenehme Gefühl, dass er das Postfach aufgegeben hat, nachdem Ylva tot aufgefunden worden war.«
    »Aber das war doch wohl im Mai, wenn ich mich recht erinnere?«
    »Ja. Aber Juli, das ist nicht so viel später. Oktober 1979 bis Juli 1980. Das ist ungefähr die Zeitspanne, in der Ylva tot und verschwunden war.«
    »Und was heißt das?«
    »Ich weiß nicht, ich bin ziemlich durcheinander. Aber wenn Nyman die Wahrheit sagt?«
    »Dann was?«
    Elina setzte sich auf einen Besucherstuhl. Sie stützte ihren Kopf in beide Hände.
    »Vielleicht wusste Bjerre, dass Ylva tot war und dass Nyman ihr Geld geschickt hat. Vielleicht hat Bjerre diese Chance ausgenutzt.«
    Elina schaute zu Boel Haraldson hoch. »Ylva war unter der Erde. Für immer verschwunden. Aber ein Wolf hat sie ausgegraben. Die Kräfte der Natur haben dem Mörder einen Streich gespielt.«
    »Ständige Zahlungen«, meinte Boel Haraldson. »Achtzehn Jahre lang. Wenn sie nicht gefunden worden wäre. Das wäre wirklich ein origineller Raubmord gewesen. Können wir diesen Bjerre irgendwo auftreiben?«
    Elina schaute auf ihre Uhr. Jetzt handelte es sich nur noch um Stunden, nicht um Tage, ehe es zu spät war.

51. KAPITEL
    »Möchten Sie etwas trinken?«
    Die Stewardess beugte sich lächelnd zu Elina herab.
    »Einen Orangensatt, danke«, antwortete Elina.
    Es war halb zehn am Mittwoch, den 29. September. In Svolvsær erwartete sie ein gewisser Kriminalinspektor Didriksen. Boel Haraldson hatte blitzschnell alle Formalitäten geregelt. Dieses Mal würde sich Elina an die Regeln halten.
    Sie würde erst am Nachmittag eintreffen, da sie zweimal umsteigen musste, erst in Oslo, dann in Narvik. In ihrer Aktentasche hatte sie sämtliche Fingerabdrücke dabei, die im Haus in Jäkkvik gesichert worden waren und die mit Ausnahme jener auf dem Umschlag alle nicht mit denen von Ulf Nyman übereinstimmten.
    Nyman hatte am Vorabend nach Hause gehen dürfen. Allerdings stand er immer noch unter Verdacht. Elinas Reise nach Norwegen oder die verstreichende Zeit würden

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