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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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in die Arme. Nach Sekunden, die ihm unendlich lange vorkamen, umarmte sie ihn ebenfalls.
    Sie standen lange da, ohne etwas zu sagen.

56. KAPITEL
    Boel Haraldson rief sie an. Es war Mittwoch, der 6. Oktober. Sechs Tage waren vergangen und Elina zählte die Stunden. Sämtliche Versuche, sich mit etwas anderem abzulenken, waren vergeblich gewesen.
    »Ich habe gerade vom Labor Nachricht erhalten«, sagte Haraldson.
    Elina hielt den Atem an.
    »Das Ergebnis ist positiv.«
    »Ach«, erwiderte Elina.
    »Ja. So ist das.«
    Vor dem Fenster war Autolärm zu hören und vom Korridor drangen Schritte und Stimmen in Elinas Büro. Das Leben ging weiter, als sei nichts geschehen. Trotzdem veränderte diese Nachricht alles. Merkwürdig, dachte Elina.
    »Ich wollte es zuallererst Ihnen erzählen«, erklärte Boel Haraldson. »Jetzt rufe ich auf den Lofoten an und informiere seinen Anwalt. Dann wird die Untersuchungshaft verlängert. Das geht jetzt völlig problemlos. Es wäre gut, wenn Sie sich darauf vorbereiten könnten, so schnell wie möglich wieder hinzufahren. Vielleicht ändert Bjerre seine Einstellung zu einem Verhör nach diesem Ergebnis. Wenn nicht, müssen wir eben gleich die Anklageschrift vorbereiten.«
     
    Kurz nach dem Mittagessen rief Leif Oskar Bjerres Anwalt bei Elina an.
    »Ich habe mich jetzt eingehend mit meinem Mandanten beraten«, sagte er. »Nach dem positiven DNA-Test ist die Gefahr, dass er verurteilt wird, meiner Einschätzung nach sehr groß. Es hat etwas gedauert, bis er das einsehen wollte, aber jetzt sind wir uns einig, dass es nur einen vernünftigen Weg gibt.«
    »Und der wäre?«
    »Leif Oskar Bjerre wird gestehen. Ylva Malmberg getötet zu haben.«
    Elina ließ den Hörer fallen. Krachend prallte er auf die Schreibtischplatte. Sie nahm ihn wieder zur Hand und entschuldigte sich.
    »Er möchte in Ihrem Beisein das Geständnis ablegen«, erläuterte der Anwalt. »Wir hoffen, dass Sie bald herkommen können.«
    »Ich komme, so schnell es geht.«
    Sie rief Boel Haraldson an und erzählte ihr von dem Gespräch. Dann suchte sie John Rosén auf, der die anderen informierte. Um drei Uhr standen auf dem Tisch im Aufenthaltsraum zwei Torten. Die Kollegen waren zahlreich erschienen, nicht nur vom Dezernat. Rosén sagte ein paar schöne Worte. Elina wünschte sich, dass dieser Tag nie enden würde.

57. KAPITEL
    Es dämmerte bei Elinas Landeanflug über den Inseln. Die Sonne war an dem glühenden Horizont untergegangen. Die Gipfel streckten sich Elina entgegen, und sie fühlte sich, als schwebe sie unantastbar auf den Wolken dahin.
    Donnerstagabend erreichte sie Harstad. Didriksen erwartete sie im Hotel und hieß sie willkommen.
    »Wir fangen morgen früh um acht Uhr an«, sagte er. »Ich begleite Sie gern, falls Sie nichts dagegen haben.«
    »Gern. Wie geht es ihm?«
    »Er war die ganze Zeit sehr schweigsam. Wir haben auch einen Arzt zu ihm geschickt. Aber im Großen und Ganzen wirkt er recht zuversichtlich. Er hat Appetit und scheint gut zu schlafen. Es ist sicher eine Erleichterung für ihn, endlich gestehen zu können.«
    »Hat er etwas zu Ihnen gesagt?«
    »Nein. Keinen Ton.«
    Wird er erzählen, was er mit dem Mädchen gemacht hat?, überlegte Elina. Sie war sehr gespannt darauf, wie der nächste Tag verlaufen würde.
     
    Der Anwalt war bereits eingetroffen, als Elina ins Polizeipräsidium kam. Er saß neben Bjerre. Elina nahm ihnen gegenüber Platz. Didriksen holte sich einen Stuhl und setzte sich hinter sie. Auf dem Tisch stand ein Tonbandgerät. Elina schaltete es ein, nachdem sie alle begrüßt hatte.
    »Ihr Anwalt sagt, dass Sie mit uns sprechen wollen«, begann sie. »Darf ich Sie fragen, wie es Ihnen geht?«
    »Es ging mir schon besser«, erwiderte Bjerre. »Aber ich will erzählen, was passiert ist. Ja, das will ich.«
    Gut, dachte Elina. Ohne Umschweife. Er scheint reinen Tisch machen zu wollen, so dass keine Fragen offenbleiben.
    »Bitte.«
    »Ich habe Ylva in Indien kennen gelernt. Sie war dort mit zwei Bekannten unterwegs. Auch ich reiste herum, wollte die Welt sehen. Ich hatte ein Auto, ein indischer Geschäftsmann hatte mich angeheuert, es nach Patna zu überführen. Sie wollten in dieselbe Richtung und ich ließ sie mitfahren. Ja … und dann trennten wir uns. Nach Indien war ich dann eine Zeitlang in Schweden.«
    Elina überlegte, ob sie ihn unterbrechen und nach dem tödlichen Unfall bei Patna fragen sollte, aber das konnte warten.
    »Ich habe ein paar Einbrüche in Schweden gemacht und

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