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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Oskar Kärnlund nach Hause. »Du siehst aber munter aus«, sagte sie bereits in der Tür.
    »Ich habe einen Termin für die Bypassoperation«, erwiderte er. »Der Arzt meint, dass ich wieder so gut wie ganz gesund werde.«
    Sie erzählte detailgetreu alles, was geschehen war. »Der Typ hieß also Oskar? Kaum zu glauben!«, meinte er. Sie lachte.
    »Danke, Elina«, sagte er.
    »Nichts zu danken. Obwohl ich mich sehr für Ylva freue. Aber es gibt noch viel zu tun.«
    »Ich habe nicht nur dafür gedankt«, meinte Oskar Kärnlund. »Das weißt du auch. Danke für alles.«
    Vera trug Kaffeetassen herein. Elina blieb bis neun Uhr, bis Vera mit milder Gewalt ihren Mann ins Bett scheuchte. »Er hält sich für unsterblich«, sagte sie.
     
    Elina schlief eine Minute nachdem sie ihren Kopf aufs Kissen gelegt hatte ein. Die Sorgen des nächsten Tages waren ausnahmsweise einmal weit weg.

54. KAPITEL
    Um kurz nach zehn am Samstagvormittag rief Jesper Pärsson vom Aftonbladet an.
    »Wir sind auf den Haftbefehl aufmerksam geworden«, sagte er. »Unglaublich! Was für eine Story!«
    Er klang enthusiastischer, als sich Elina fühlte.
    »Ich muss Sie treffen!«, fuhr er fort.
    »Nein«, erwiderte sie. Er wollte sie überreden, aber sie fiel ihm rasch ins Wort. »Das steht noch nicht fest. Ich äußere mich erst, wenn Anklage gegen ihn erhoben worden ist. Sie müssen es gar nicht erst versuchen. Ich habe mich entschieden.«
    »Ich habe mich mit Steve Klinga unterhalten«, meinte er.
    »Sie wissen schon, dem Abteilungsleiter. Er sagte, er hätte die ganze Zeit an Sie und an Ihre Kompetenz geglaubt. Diese Sache würde beweisen, wie weit es die Polizei mit Zielstrebigkeit und Entschlossenheit bringen kann.«
    Klinga! Dieser verdammte Opportunist, dachte Elina, sagte aber nichts. Jedes Wort aus ihrem Mund würde zitiert werden.
    »Kein Kommentar«, sagte sie noch einmal. »Sie bekommen kein Wort aus mir heraus.« Jesper Pärsson bettelte weiter. Elina wollte nicht einfach auflegen; sie hatte keine Veranlassung unhöflich zu sein. Es reichte, eisern zu bleiben.
    Eines muss man Jönsson zugute halten, dachte Elina, als der Reporter schließlich aufgegeben hatte. »Er ist zumindest kein Opportunist«, sagte sie laut zu sich selbst. Das waren in den letzten drei Jahren, wenn nicht sogar mehr, die ersten freundlichen Worte über Jönsson, die sie geäußert oder gedacht hatte.
    Das Telefon klingelte erneut. Es war wieder eine Stockholmer Nummer, ein Anschluss der Reichskriminalbehörde. Wenn das mal nicht Klinga ist, dachte sie und hob ab. Es war Klinga.
    »Gratuliere«, begann er. Sie konnte sein breites Grinsen förmlich vor sich sehen.
    »Danke«, erwiderte sie. »Aber sowohl die Polizei von Västerås als auch ich kommen in Zukunft ohne dich aus. Das kannst du auch dem Reichspolizeichef ausrichten.«
    »Ach«, meinte Klinga. »Ich verstehe, was du meinst. Aber sollten wir diese Differenzen nicht lieber hinter uns lassen und in die Zukunft blicken? Hier bei der Reichskriminalbehörde gibt es Kollegen, die durchaus an deinen Diensten interessiert wären.«
    Elina verschlug es die Sprache. Hatte sie ihn richtig verstanden, oder war das wieder nur Taktik und er führte etwas ganz anderes im Schilde?
    »Ist das eine Einladung?«
    »Komm vorbei, wenn du Zeit hast.«
    Elina war verwirrt. »Okay«, erwiderte sie nur. »Wenn hier alles fertig ist.«
    »Wie gesagt, wann immer es passt.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, geriet sie ins Grübeln. Eine Stelle bei der Mordkommission in Stockholm? Hatte er das gemeint? Sie kämpfte gegen den Impuls an, zu Rosén zu gehen und ihm davon zu erzählen. Vergiss es bis auf weiteres, dachte sie. Das Dasein ist auch so schon kompliziert genug.

55. KAPITEL
    Kari und Robert trafen am späten Abend in Stockholm ein. Sie waren tagsüber fast ohne Unterbrechung gefahren und hatten zwei Nächte im Auto geschlafen. Sie nickten sich schweigend zu, ehe jeder in seiner Wohnung verschwand.
     
    Gegen zwölf am nächsten Tag klingelte Robert bei Kari. Sie öffnete und ließ ihn wortlos eintreten. Er fühlte sich verunsichert.
    »Ich habe vor, mich diesem Prozess zu stellen«, sagte er.
    »Man kann sich nicht immer nur verstecken. Dann höre ich mit dem Unsinn auf. Ich will nicht wieder geschnappt werden.«
    »Und ich melde mich bei der Polizei«, meinte sie. »Ich komme schon klar.«
    Er ging ganz langsam auf sie zu. Sie wirkte sehr klein, aber nicht mehr so zerbrechlich wie früher. Als er dicht vor ihr stand, nahm er sie

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