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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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Sie mich dann wieder an.«
    »Ich kann Ihnen nichts versprechen, aber geben Sie mir doch Ihre Telefonnummer.«
    »Ich wäre froh, wenn Sie die Sache gleich in Angriff nehmen könnten«, sagte Elina.
    Beim ersten Mal, dachte Elina, als sie aufgelegt hatte. Wenn man ihnen beim ersten Mal Einhalt gebietet, dann passiert das nicht wieder. Und niemand hatte Nyman Einhalt geboten.

37. KAPITEL
    »Leider.«
    Kari und Robert saßen im Büro des Chefs der Sozialbehörde. Das war Roberts Idee gewesen. Als einer seiner Freunde in eine Pflegefamilie gekommen war, hatte sich die Sozialbehörde darum gekümmert. Warum sollten sie also nicht den Chef der Sozialbehörde fragen? Er wusste vielleicht, wie die Pflegekinder der Solbakkens geheißen hatten.
    »Ich darf diese Informationen nicht weitergeben.« Der Chef der Sozialbehörde legte die Hand auf eine braune Mappe, um zu verdeutlichen, dass diese geschlossen bleiben würde. Mit seiner Hand hinderte er Kari daran, den Inhalt zu lesen.
    »Warum? Das ist wichtig für mich«, sagte Kari.
    »Das verstehe ich. Aber das Gesetz verbietet mir, diese Informationen weiterzugeben. Daran kann ich nichts ändern. Das einzige, was ich Ihnen sagen kann, ist, dass Ihre Adoptiveltern drei verschiedene Pflegesöhne hatten und dass das mehr als dreißig Jahre her ist. Einer von ihnen ist, soweit ich weiß, tot.«
    »Tot?«, sagte Kari.
    »Das waren Jungen mit großen sozialen Problemen. Sie haben getrunken, Drogen genommen und geklaut. Dass nur einer von ihnen tot ist, muss man unter diesen Umständen sogar als positiv werten.«
    »Können Sie uns nicht sagen, wer die beiden anderen sind?«, fragte Robert.
    Der Chef der Sozialbehörde lächelte geduldig. »Nein. Das wäre eine Straftat. Das könnte mich meine Stelle kosten. Und das wollen Sie doch nicht, oder?«
     
    Kari ließ den Kopf hängen, als sie die Dienststelle verließen. »Wir kommen nicht weiter«, sagte sie. »Ich will nach Hause fahren.«
    »Noch nicht«, sagte Robert. »Wir geben noch nicht auf. Uns fällt sicher noch etwas ein.«
    Ihm war etwas eingefallen. Aber er wollte es ihr nicht sagen. Noch nicht.

38. KAPITEL
    Es nieselte auf das Zeltdach. Das Geräusch verbreitete Gemütlichkeit. Wie lange hatte sie geschlafen? Ein paar Stunden mindestens, es musste mitten in der Nacht sein. Sie musste mal austreten, wollte aber nur ungern aus ihrem warmen Schlafsack schlüpfen. Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig. Sie drehte sich um und setzte sich auf. Roberts Schlafsack war leer. Seine Jacke, die sonst immer an einem Haken an der Zeltstange hing, war weg.
    Plötzlich war sie hellwach. Sie versuchte, ihre Angst zu bekämpfen. Umständlich schälte sie ihre Beine aus dem Schlafsack und öffnete vorsichtig den Reißverschluss des Zeltes. Draußen war es still. Es roch nach Salzwasser und Tang.
    »Robert? Bist du da?«
    Es blieb still. Sie zog ihre Schuhe an und kroch aus dem Zelt. Die Berge waren in dunklen Umrissen vor dem Nachthimmel zu erkennen. Es schauderte sie, und sie rief wieder nach ihm. Das Auto stand nicht mehr an seinem Platz. Sie parkten immer ein Stückchen weiter weg, aber jetzt war kein Auto mehr da. Warum war er, ohne ihr etwas zu sagen, mitten in der Nacht weggefahren? Automatisch ging sie zur Straße hoch. Nirgends waren Scheinwerfer zu sehen. Um diese Uhrzeit war niemand unterwegs. In einiger Entfernung sah sie Flakstad, den Kirchturm und den Friedhof. Sie hockte sich an den Wegrand und verrichtete ihr Bedürfnis. Sie wünschte sich, Robert würde zurückkommen.
    Als sie wieder aufblickte, meinte sie beim Zelt einen Schatten zu sehen, der sich bewegte. Bildete sie sich das nur ein? Sie kniff die Augen zusammen, vielleicht spielte ihr die Dunkelheit einen Streich? Doch, dort unten bewegte sich jemand. Konnte das Robert sein? Aber wo war dann das Auto? Sie wagte kaum zu atmen. Mit langsamen Schritten ging sie rückwärts. Dann knickte sie in einer Kuhle mit dem Fuß um und fiel nach hinten. Sie fing sich mit der einen Hand ab und spürte, dass sie sich dabei die Handfläche aufschürfte. Flink war sie wieder auf den Beinen und rannte in den Graben auf der anderen Straßenseite. Sie ging in die Knie und lauschte. Nur der Wind war zu hören.
    Aus der Ferne näherten sich auf der Straße zwei Lichtkegel. Lieber Gott, dachte sie, lass das Robert sein. Das Auto kam näher, fuhr an ihr vorbei und bog von der Landstraße Richtung Zelt ab. Eine Autotür wurde geöffnet und sie sah, dass jemand auf das Zelt zuging. Als sie

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