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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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weiter zu beschatten, war unsinnig. Aber die Internationale Entwicklungshilfeschule … dieses Rätsel ließ ihr keine Ruhe. Was steckte dahinter, warum hatte Ulf Nyman diesen Arbeitsplatz nicht in seinem Lebenslauf erwähnt? Sie musste erst selbst eine Antwort auf diese Frage finden, ehe sie sie ihm stellte.
     
    Am Morgen fuhr sie direkt ins Präsidium und ging ins Internet. Sie begann, nach dem ganzen Namen zu suchen. Unter Internationale Entwicklungshilfeschule gab es keine Treffer. Auch Entwicklungshilfe und Oslo waren ergebnislos. Erst die Erkenntnis, dass Entwicklungshilfe auf Norwegisch anders geschrieben wurde, brachte sie weiter. Bis 1996 hatte es eine Norads Entwicklungshilfeschule gegeben. Als sie unter Norad suchte, erfuhr sie, dass dies die Abkürzung für Norwegische Entwicklungshilfebehörde war. Diese Behörde hatte einen Pressechef, und von diesem Pressechef gab es eine Handynummer.
    Nach dem zweiten Klingeln hatte sie ihn bereits am Apparat. Er unterrichtete sie darüber, dass die Norads Entwicklungshilfeschule und die Internationale Entwicklungshilfeschule nicht dieselbe waren. Aber er wusste von der Internationalen Entwicklungshilfeschule. Diese Schule war privat gewesen, existierte jetzt aber nicht mehr. Er nannte Elina den Namen einer Person, die mehr wusste. Elina rief dort an. Erhielt einen weiteren Namen. Rief wieder an. Erhielt einen dritten Namen, wählte auch diese Nummer und hatte eine Frau am anderen Ende: Heidi Jenssen.
    »Ich war Direktorin der Schule«, antwortete sie auf Elinas Frage.
    Endlich mal eine brauchbare Antwort, dachte Elina. »Dann wissen Sie vielleicht auch, wer Ulf Nyman ist?«
    Am anderen Ende blieb es einen Augenblick still. »Warum wollen Sie das wissen?«, fragte Heidi Jenssen nach einer Weile.
    »Es geht um eine Ermittlung, mit der ich mich gerade befasse.«
    »Worum geht es dabei?«
    »Um ein Gewaltverbrechen, das einige Zeit zurückliegt.«
    »An der Entwicklungshilfeschule?«
    »Nein. Ein Vorfall in Schweden.«
    »Ulf Nyman hat Anfang der Achtziger zwei Jahre lang bei uns gearbeitet. Ich habe ihn damals eingestellt.«
    Yes, sagte Elina lautlos. Vielleicht konnte sie endlich das Rätsel lösen.
    »Zwei Jahre, sagen Sie?«, hakte Elina nach. »War das zwischen Herbst 1984 und Frühjahr 1986?«
    »Ja.«
    »Hat diese Entwicklungshilfeschule noch einen anderen Namen? Oder hat sie etwas mit einer gewissen Klarälvens Folkhögskola zu tun?«
    »Nein.« Heidi Jenssen klang erstaunt.
    »Was können Sie mir über Ulf Nyman erzählen?«, fragte Elina.
    Sie merkte, dass die andere zögerte. »Er unterrichtete in Landeskunde. Soziographie könnte man vielleicht sagen.«
    Sie verstummte. Elina fragte sich, warum sie so zögerlich war, warum sie ihr alles aus der Nase ziehen musste.
    »War an Ulf Nyman etwas Besonderes?«
    »Ich weiß nicht recht …«
    »Frau Jenssen«, sagte Elina. »Ich bin mit der Ermittlung eines schweren Verbrechens befasst. Außerdem eilt es. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, worum es geht, aber ich benötige Informationen über Ulf Nyman. Er hat bewusst verschwiegen, an der Entwicklungshilfeschule gearbeitet zu haben. Wenn Sie wissen, warum, so bitte ich Sie darum, es mir zu sagen, und zwar jetzt.«
    Elina hatte mit weiterem Zögern und Gegenfragen gerechnet, stattdessen kam die Antwort sofort.
    »Wir haben die Sache vertuscht.«
    »Sie haben was vertuscht?«
    »Ulf Nyman hatte eine Affäre mit einer unserer Schülerinnen. Bereits das verstieß gegen die Regeln. Dann glaubten wir auch zu wissen, dass er sich an ihr vergangen hatte. Sie bat uns jedoch, ihn nicht anzuzeigen, weil sie nicht wollte, dass der Vorfall publik wurde. Wir gaben nach. Ich gab nach. Vermutlich war das ein Fehler, aber es geschah ihretwegen. Nyman habe ich natürlich gefeuert.«
    »In welcher Form hatte er sich an ihr vergangen?«
    »Das Mädchen wollte natürlich keine Einzelheiten erzählen, aber wenn ich sie recht verstanden habe, handelte es sich um Erpressung. Er hat sie bedroht.«
    »Wie hieß diese Schülerin?«
    »Den Namen kann ich Ihnen nicht nennen, jedenfalls nicht ohne ihr Einverständnis.«
    »Könnten Sie dieses Einverständnis einholen?«
    »Ich weiß nicht einmal, wo sie jetzt wohnt. Oder wie sie mit Nachnamen heißt. Das ist schließlich lange her.«
    »Wenn Sie ein schlechtes Gewissen haben, weil Sie damals vielleicht nicht das Richtige getan haben, dann ist das jetzt Ihre Chance, das wieder gutzumachen. Versuchen Sie bitte, sie ausfindig zu machen, und rufen

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