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Der Sonntagsmann

Der Sonntagsmann

Titel: Der Sonntagsmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
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erzählte Heidi davon, und Heidi stellte Ulf zur Rede. Er stritt natürlich alles ab und sagte, es sei nicht sein Kind. Aber Heidi ist taff. Vermutlich wissen Sie das, Sie haben ja mit ihr gesprochen.«
    »Ja«, sagte Elina.
    »Heidi sagte, mit der Geburt des Kindes würde die Wahrheit ohnehin ans Licht kommen. Was würde er dann wohl sagen? Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu gestehen. Er verlor seinen Job an der Schule. Heidi fand, ich solle ihn wegen seiner Drohungen anzeigen. Sie fragte mich auch, ob er mich geschlagen hätte. Aber ich wollte ihr nicht antworten. Ich wollte nicht, dass man die Polizei einschaltete. Ich wünschte mir nur, bleiben zu dürfen und ihn loszuwerden. Heidi zwang ihn, für das Kind zu zahlen. Das hat er auch jeden Monat getan. Ich habe ihr viel zu verdanken.«
    »Hat er Sie geschlagen?«
    »Er hat damit gedroht, aber er tat es nie. Vielleicht hat er es nicht gewagt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich ging schließlich in die Schule. Man hätte es gesehen.«
    »Weiß seine Frau in Schweden davon?«
    »Ich habe ihr nichts erzählt.«
    »Warum nicht?«
    »Das war meine Garantie dafür, dass er weiterhin für Mary zahlen würde. Wenn er sich geweigert hätte, wäre er ein großes Risiko eingegangen. Und ich hatte nichts zu befürchten. Heidi weiß Bescheid. Er kann mir nichts anhaben.«
     
    Zwei Stunden später befand sich Elina wieder auf der E 18 auf dem Heimweg. Sie glaubte, ein gewisses Verhaltensmuster zu erkennen. Ulf Nyman nützte Frauen aus und bedrohte sie, wenn sie ihm nicht zu Willen waren. Er gab aber auch nach, wenn der Widerstand zu groß wurde. Man musste ihm beim ersten Mal Einhalt gebieten!
    Ihre Gedanken überschlugen sich. Hatte Ylva in Jäkkvik damit gedroht, ihn auffliegen zu lassen? Hatte er es daraufhin nicht nur bei Drohungen belassen? Ylva war in der Einöde ganz allein gewesen. Niemand hatte ihr beigestanden. In Ylvas Leben hatte es keine Heidi Jenssen gegeben.
    Sie sah ein, dass Grace Makondeles und Lisbet Strands Geschichten eigentlich nichts mit dem Mord zu tun hatten. Sie wusste nicht einmal, ob Ulf Nyman wirklich eine Affäre mit Ylva gehabt hatte. Aber möglich wäre es gewesen. Ylva hatte mehrere Liebhaber gehabt. Ulf Nyman interessierte sich für Frauen und war auch Affären mit Schülerinnen gegenüber nicht abgeneigt. War er der geheimnisvolle N? Oder der Unbekannte, der Ylva die sonntäglichen Besuche abgestattet hatte? Waren N und der Mann für sonntags ein- und dieselbe Person? War es Ulf Nyman?
    Elina überlegte, wie sie ihn mit Ylva in Zusammenhang bringen und feststellen konnte, ob sie sich auch außerhalb des Unterrichts gesehen hatten.
    Mit Hilfe des Alten aus der Sandgärdsgatan, Ylvas Nachbarn? Er hatte von dem Mann für sonntags erzählt. Er hatte ausgesagt, nie das Gesicht des Mannes, sondern nur seinen Kopf von oben gesehen zu haben. Trotzdem war es einen Versuch wert.
    In Ylvas Körper waren Spermaspuren entdeckt worden, aber selbst wenn es ihr gelang, Ulf Nyman zu einer freiwilligen Blutprobe zu bewegen, würde die Zeit nicht ausreichen. Bis der DNA-Vergleich abgeschlossen sein würde, war der Fall bereits verjährt. Um ihn rechtzeitig in Untersuchungshaft nehmen zu können, war eine andere Methode erforderlich. Sie musste ihm beim Verhör eine Falle stellen. Das war ihre einzige Chance.
    Vor Karlskoga musste sie anhalten und aussteigen. Durch den Stress hatte sie einen nervösen Magen. Sie konnte es nicht rechtzeitig schaffen.
    Es war bereits nach sieben, als sie wieder in Västerås eintraf. Sie fuhr direkt ins Präsidium, das um diese Zeit fast menschenleer war, um die Broschüre der Tärna Folkhögskola mit dem Klassenfoto zu holen. Sie blätterte. Ob es dort wohl auch ein Foto von Ulf Nyman gab? Sie entdeckte ihn auf einem Gruppenbild aus dem Lehrerzimmer. Er trug ein Hemd mit riesigem Kragen und keinen Schlips. Er wirkte selbstbewusst. Man schrieb das Jahr 1978. Ulf Nyman war 34 Jahre alt gewesen.
    Weniger als zehn Minuten später parkte sie vor dem Haus in der Sandgärdsgatan. Sie schaute zum zweiten Stock hinauf. Ylvas alte Wohnung wirkte immer noch verwaist. Aber das war ein Rätsel, für das sie momentan keine Zeit hatte.
    Der alte Mann bat Elina sofort einzutreten, als ihm klar wurde, dass sie die Polizistin war, die ihn erst kürzlich besucht hatte. Sie gingen in die Küche. Elina legte die Broschüre auf den Tisch.
    »Schauen Sie sich die Männer in dieser Broschüre an«, bat sie. »Achten Sie darauf, ob Sie jemanden

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