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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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zurückgeblieben.‹«
    »Gut«, sagte Carmine und kraulte dem Jungen das Haar. Er lehnte sich zurück, ein Weiser, der ansetzt, Weisheit zu verbreiten. »Ich habe dich aus einem bestimmten Grund dazu gezwungen, Michael – damit du nicht vergisst, was du lernen sollst. Lektion eins: Beleidige niemals jemanden, den du nicht kennst, jemand anderem gegenüber, denn das könnte jemand sein, der die beleidigte Person respektiert oder sie mag, so wie ich Geiger mag und respektiere, und dann hast du beide beleidigt. Verstehst du?«
    Der Neffe nickte. Seine Lippen bebten.
    »Lektion zwei: Rede weiter in diesem Ton, und du endest als ein verwöhnter kleiner Schnösel, dem man ständig eine knallen muss. Und jetzt geh nach Hause.«
    Ezra jedoch umgab jene Aura der Sanftheit, die man manchmal falsch als Traurigkeit deutet. Geiger bemerkte auch, dass dem Jungen Ruhe innewohnte: Von beabsichtigten und notwendigen Aktionen abgesehen bewegte er sich kaum – bei ihm sah man keine ungeduldigen Gesten oder kindliches Gezappel.
    Mit einem leisen Miauen, das seine Heimkehr ankündigte, kam der Kater durch die Katzenklappe im unteren Teil der Hintertür. Er hielt inne und betrachtete mit seinem einen Auge gut fünf Sekunden lang den Gast.
    Ezra kauerte sich nieder. »Hallo …« Er streckte eine Hand aus. »Junge, Junge, der sieht aber schlimm aus. Gehört der Ihnen?«
    »Er wohnt hier. Wenn er will, geht er weg, aber er kommt immer zurück.«
    »Darüber gibt’s ein Lied. Kennen Sie es?«
    »Nein.«
    »The cat came back, he just couldn’t stay away. Kennen Sie es?«
    Der Kater sprang mühelos auf die Arbeitsplatte und rieb seinen narbigen Kopf an Geigers Unterarm.
    »Wie heißt er?«, fragte Ezra.
    »Kater.«
    »Einfach nur Kater?«
    »Ja.«
    Geiger kraulte das Tier kurz am Kopf; dann füllte er die leere Schale mit Wasser. Der Kater setzte sich und trank. Der Junge verzog missmutig das Gesicht, als er sah, wie Geiger ein halbes Dutzend Spargelstangen auf die Arbeitsfläche legte und ihre blassen Enden mit einem Messerstreich abtrennte.
    »Das soll ich essen?«, fragte Ezra. Geiger nickte. »Zum Frühstück? Haben Sie nichts Richtiges da? Frühstücksflocken? Munchies? Chips?«
    »Nein.«
    »Mann …«, sagte der Junge traurig. »Können wir nicht einkaufen gehen?«
    »Nein. Wir verlassen das Haus nicht. Es gibt auch Äpfel und Birnen.«
    »Dann nehme ich ’ne Birne«, erklärte Ezra finster, ging zu der Obstschale, nahm sich eine Frucht und biss herzhaft hinein. »Lecker«, sagte er und biss noch einmal ab, ohne geschluckt zu haben. Mit einem Finger fuhr er dem Kater leicht am Rückgrat entlang; das Tier hob Schwanz und Hüften unter der Liebkosung.
    »Geiger …«
    »Ja?«
    »Ich glaube, er ist irgendwo hier in der Stadt. Mein Dad, meine ich.« Geiger legte den Spargel wieder in die Schale. »Er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Er hätte in der Stadt was zu erledigen, aber wollte später nach Hause kommen. Und ich sollte die Tür abschließen.«
    »Aber du weißt nicht, weshalb sie ihn suchen?«
    »Nein.« Der Junge hob die Schultern und seufzte, als er sie wieder sinken ließ. Er sah aus, als fiele er in sich zusammen. »Kann ich meine Mutter anrufen?«
    »Ja. Bald. Ist sie zu Hause?«
    »Nein. Sie ist in Urlaub. So ’ne Art Urlaub. In New Hampshire. Sie sagte irgendwas von ›Rückzug in eine Welt der Ruhe‹ oder so. Sie ruft mich morgens immer gegen zehn Uhr auf dem Handy an. Hinterher nehmen sie ihr das Telefon für den Rest des Tages weg.« Plötzlich schlug er mit der flachen Hand auf die Arbeitsplatte, und der Kater hob den Kopf. »Mist! Die Kerle haben mein Handy!«
    »Nein. Das habe ich.«
    Geiger zog das Handy aus der Tasche, schaltete es ein und legte es auf die Arbeitsplatte. Er wollte warten, bis sie anrief; dann wollte er mit ihr sprechen, was nicht einfach sein würde. Mein Name ist Geiger. Ihr Exmann ist verschwunden. Ihr Sohn wurde entführt, ist jetzt aber bei mir. Sie müssen sofort nach New York kommen …
    »Für deine Mutter wird es schwer sein«, sagte Geiger. »Ichhalte es für besser, wenn wir abwarten, bis sie dich anruft, wie sie es sonst auch tut. In Ordnung?«
    »Ja, schätze schon.« Ezra streichelte die Katze wieder. »Kann ich ihn hochnehmen?«
    »Ja. Kraul ihn an der Narbe. Das mag er.«
    Ezra nahm die Katze in die Arme. Mit dem Zeigefinger strich er über die alte Narbe. Das Tier schnurrte.
    »Mann, hören Sie sich das an!«
    »Wie viele Männer sind in die Wohnung deines Vaters

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