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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Begrüßung wirkte persönlich, vertraut sogar. Ezra streckte die Hände zur Tastatur aus. Dann verharrten sie, denn die Konzentration fiel von ihm ab. Einen Augenblick war ihm fast übel vor Angst – Angst um sich selbst, um seinen Vater, um den Mann im Wandschrank. Wenn Geiger nicht aufwachte, was dann? Ezra wusste nicht, wo er war, aber er wusste, dass Geiger ihn von innen eingesperrt hatte.
    Er atmete tief durch und senkte die Finger auf die Tasten.
    ***
     
    Harry blickte auf die Nachricht:
    GGGG: wer ist da?
    Das war eine ganz neue Form von Absurdität – ein kosmischer Scherz, zu dem sich nur ein kleinlicher Gott mit zu viel Zeit herabließ. Harry war so erstaunt, dass er, ohne es zu merken, ausrief: »Was soll denn die Scheiße?«
    Im ganzen Café drehten sich die Köpfe zu ihm um; Blicke suchten nach dem Proleten und blieben auf ihm haften. Selbst Lily sah von ihrem Teilchen hoch und leckte sich die Finger wie eine Katze, die ihre Pfoten säubert. Harry beachtete die Gaffer nicht und begann zu tippen.
    STICKLER: wer ich bin? wer bist du denn?
    GGGG: hier ist nicht geiger. hier ist ezra.
    STICKLER: der junge, der entführt wurde?
    GGGG: ja. wer sind sie?
    STICKLER: harry. geigers freund. wo ist er? hol ihn sofort an den computer.
    GGGG: er schläft.
    STICKLER: dann weck ihn.
    GGGG: trau ich mich nicht. etwas ist mit ihm passiert. etwas schlimmes.
    STICKLER: was soll das heißen?
    GGGG: er ist ausgeflippt. hatte eine art anfall.
    STICKLER: anfall?
    GGGG: er hat geschrien, ging auf die knie, hatte schlimme schmerzen. ich glaube, er konnte nichts mehr sehen. er ist dann in einen wandschrank gekrochen und schläft da jetzt auf dem boden.
    Harry hielt inne. Geiger hatte einen Anfall gehabt? Einen Herzinfarkt? Einen epileptischen Krampf? Doch noch während Harry sich fragte, was geschehen war, begriff er, dass ihn derGedanke, Geiger könnte einen Zusammenbruch erlitten haben, keineswegs schockierte. Die Episode im Sitzungsraum und die Entscheidung, den Jungen mitzunehmen, waren nur das Vorspiel gewesen. Seit Jahren schon betrachtete er Geiger als einen Menschen, dessen enormer Kraft nur die Last gleichkam, die auf seinen Schultern ruhte. Hatte sie ihn am Ende doch in die Knie gezwungen? Kaum kam ihm diese Frage in den Sinn, wurde ihm klar, dass er schon sehr lange auf diesen Augenblick wartete.
    Harry tippte weiter.
    STICKLER: ich komme zu dir. wo bist du?
    GGGG: was soll das heißen? ich bin bei geiger.
    STICKLER: das weiß ich. aber wo ist das?
    GGGG: keine ahnung. ich hatte die augen verbunden, als er mich herbrachte, und die fenster sind vernagelt. ich kann nicht nach draußen sehen. wie kann es sein, dass sie nicht wissen, wo er wohnt? ich dachte, sie sind sein freund.
    Harry suchte in den Ecken und Winkeln seines Innern, in denen er seinen dürftigen Vorrat an Geduld aufbewahrte, aber sie war fast aufgebraucht. Er fühlte sich überfordert. Der Umgang mit Jugendlichen war ihm schon immer an die Nieren gegangen. Sie waren so leicht zu durchschauen, dass er sich stets unbeholfen vorkam, unkünstlerisch. Auf den Jungen einzugehen bedeutete für ihn einen Hochseilakt.
    STICKLER: hör zu, ezra. ich weiß, du hast angst. das nehme ich dir nicht übel. aber ich bin sein freund. ich bin nur nie bei ihm zu hause gewesen. erinnerst du dich, dass noch ein mann dabei war, als er dich ins auto packte? dieser mann war ich.
    GGGG: okay. aber wie wollen sie mich finden? ich weiß nicht wo ich bin – und ich bin hier eingeschlossen.
    STICKLER: ich lass mir was einfallen.
    GGGG: beeilen sie sich.
    Harry schlug frustriert die Hand auf die Theke. Lily zuckte zusammen, und wieder drehte sich alles zu ihm um.
    »Verfluchte Scheiße!«, knurrte er.
    Der asiatische Angestellte des Internetcafés erschien neben ihm. Mit espressofleckigen Fingern zupfte er sich den Bart, der sein finsteres Gesicht zierte.
    »Sie machen zu viel Krach, Mister«, sagte er. »Viel zu viel.«
    Harry erwiderte nichts. Sein Blick blieb auf den Bildschirm gerichtet.
    »He, Mister? Hören Sie mich?«
    Harry hob den Blick, die Zähne zusammengebissen. »Ja?«, presste er hervor.
    »Sie machen zu viel Krach.«
    »Echt? Tut mir leid.«
    »Also kein Schreien mehr«, sagte der Angestellte. »Die Leute wollen das nicht hören. Okay?«
    Harry legte die Hände auf die Theke und atmete zittrig durch.
    »Ich hab verstanden. Kein Schreien mehr. Kapiert.«
    »Okay«, sagte der Angestellte; dann beugte er sich zu Lily vor, die von den Lippen bis zum Schoß voller

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