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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Blick auf sich. Als er sich umdrehte, sah er einen silberfarbenen Lexus mit getönten Scheiben, der langsam die Straße heraufkam. Geiger kauerte sich hinter einen geparkten Wagen und beobachtete den Lexus, wie er vorbeifuhr und dann neben Mr. Memz’ Vorposten hielt. Auf der Fahrerseite fuhr die Seitenscheibe herunter. Rauch quoll aus dem Wagen. Eine Hand kam aus dem Fenster. Sie hielt eine Karte im Format zehn mal fünfzehn Zentimeter, die in der Sonne glänzte. Mr. Memz beugte sich in seinem Klappstuhl vor und sah sich die Karte genau an. Er bewegte die Lippen, doch Geiger konnte nicht hören, was er sagte.
    Das dunkle Glas fuhr wieder hoch, und der Lexus fuhr weiter. Geiger erinnerte sich, auf Halls Versicherungskarte gelesen zu haben, dass er einen Lexus fuhr, aber die Farbe wusste er nicht mehr. Sein Gedächtnis enthielt ihm die Information schlichtweg vor. Er beobachtete, wie der Wagen auf die Amsterdam einbog und verschwand. Rasch ging er zurück zu Mr. Memz, blieb hinter dem Klappstuhl stehen und beugte sich vor.
    »Mr. Memz.«
    Der Veteran zuckte zusammen, als hätte jemand »Volle Deckung!« gebrüllt. Er drehte sich um.
    »Scheiße, Mann! Schleichen Sie sich nicht so an mich ran!«
    »Ich muss Sie etwas fragen«, sagte Geiger.
    Mr. Memz’ Rücken hob und senkte sich unter einem tiefen Atemzug. »LT, ich glaube, ich konnte Sie besser leiden, als Sie noch so ein alter Stockfisch waren.«
    »Der Lexus. Was hat der Fahrer gewollt?«
    »Er hat mir ein Foto von jemandem gezeigt, der Ihnen verdammt ähnlich sah. Hat mich gefragt, ob ich den Kerl gesehen hätte. Sagte, sein Name sei Geiger. Ist das Ihr Name, LT? Geiger?«
    Woher hatten sie ein Foto von ihm? Geiger spürte, wie seine Nähte wieder bis zum Zerreißen gedehnt wurden. Je mehr die Welt sich in ihn ergoss, desto stärker spannten sie.
    »Was haben Sie ihm gesagt?«
    Mr. Memz fuhr sich mit dem Daumennagel durch den Bart. »›Ich werde keine Informationen herausgeben oder an einer Handlung teilnehmen, die meine Kameraden gefährden könnte.‹«
    »Was?«
    »Artikel vier, Mann. Verhaltenskodex. Man verrät seine eigenen Leute nicht.« Mr. Memz grinste. »Ich hab dem Kerl gesagt, ich hätte Sie noch nie gesehen.«
    Als Geiger sich erhob, sah er Mr. Memz doppelt und an den Rändern ausgefranst. Er wusste, was das bedeutete, und unterdrückte ein Stöhnen.
    »Danke«, sagte er und schlug den Nachhauseweg ein.
    »He, LT!«, rief Mr. Memz ihm nach. »Der Kerl hatte die Augen eines Heckenschützen. Ich erkenne solche Augen sofort, wenn ich sie sehe. Sie sollten verdammt gut auf sich aufpassen!«
    ***
     
    Kaum hatte Geiger am Türschloss den Code eingegeben und das Haus betreten, als er Ezra am Schreibtisch entdeckte. Drei schwarze Ordner lagen aufgeschlagen vor ihm.
    Ezra wandte sich langsam Geiger zu. Seine Augen loderten. »So was tun Sie? So was?«
    Der Druck in Geigers Kopf war fast unerträglich geworden, aber er besaß genügend Geistesgegenwart, um nach dem Tastenfeld zu greifen und den Innencode einzutippen.
    »Was stimmt nicht mit Ihnen?«, schrie der Junge und erhob sich vom Sessel. Er war aufgewühlt, panisch; er schwankte, und seine Arme fuhren umher wie Springteufel, die aus der Schachtel geschnellt sind. Die Bewegungen hinterließen abgehackte Spuren in Geigers Gesichtsfeld.
    »Sprich jetzt nicht«, sagte Geiger. Seine Stimme erreichte ihn von irgendwo aus weiter Ferne. Die Heimsuchung war jetzt sehr nahe; schon zeigten sich die winzigen Lichter. Die Lehrbücher nannten es »Aura« – ein seltener Vorbote der Migräne.
    »Wenn Sie so etwas tun, warum haben Sie es dann nicht auch mit mir getan?«
    Der Junge schrie noch immer. Die Lautstärke ließ seine Stimme schrill und schneidend werden. Jedes Wort war scharf wie ein Messer.
    »Sag … nichts«, flüsterte Geiger.
    Er machte einen Schritt auf Ezra zu, doch die Bewegung löste einen üblen Schwindel aus, und er blieb wieder stehen. Er hörte seinen eigenen Atem; er brauste in seinen Ohren wie ein Sturmwind, der über ein Hausdach fegt. Geiger ließ die Taschen fallen und wandte sich dem CD-Regal zu. Er brauchte die Musik, ehe er im Schrank Zuflucht suchte. Er versuchte sich auf die zahllosen schimmernden Hüllen zu konzentrieren, doch schon die leiseste Bewegung des Auges in der Höhle machte die Beschriftung der Rücken unleserlich. Die Aura war gewaltig und stellte alles in den Schatten, was er bisher erlebt hatte – das Ausmaß der Verzerrung, das Zerfasern des Lichts in stachelige

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