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Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Stunde. Sie fahren Patrouille. Es geht um den Jungen, stimmt’s?«
    »Ja«, sagte Geiger. Er zog einen gefalteten Zettel aus der Tasche. »Vielleicht sucht jemand nach mir. Er heißt Harry. Mager, braunes Haar, Narbe auf der Stirn. Vielleicht ist eine Frau bei ihm. Wahrscheinlich wirkt er verwirrt. Als wüsste er nicht, wohin.«
    »Sie sind auf einmal sehr begehrt, LT. Wer hätte das gedacht?«
    Geiger reichte Mr. Memz den Zettel. Der entfaltete ihn und las. Auf dem Zettel stand eine Adresse in ordentlichen Blockbuchstaben.
    »Wenn Sie Harry sehen«, sagte Geiger, »würden Sie ihm dann sagen, er soll mich dort treffen?«
    »Okay.«
    Mr. Memz schnippte sein Feuerzeug, zündete den Zettel an einer Ecke an und schaute zu, wie die Flamme ihn verzehrte.
    »Sie haben es sich eingeprägt?«, fragte Geiger.
    Mr. Memz sah zu Geiger hoch und zeigte mit einem dickgelenkigen Finger auf sein eigenes Gesicht. »Wer bin ich wohl – und was mache ich hier?«
    Geiger blickte die Straße hinunter. »Ich hätte eine Frage.«
    »Ja?«
    »Haben Sie die Schmerzen ständig?«
    Mr. Memz zog eine Augenbraue hoch. »Welche meinen Sie? Ich hab ’ne Menge Schmerzen.«
    »Ich meine Ihr Bein.«
    »Scheiße, Mann – mein Bein?« Er fasste sich ans Hemd und zog es hoch. Die rechte Seite seines Oberkörpers war ein einziges Narbendickicht. »Zerschmettert. Auf dieser Seite ist kein Knochen heil geblieben. Wenn ich mich im Bett herumdrehe, höre ich mich an wie eine Schale Reiskrispys.« Er stampfte mit dem Fuß auf dem Gehwegpflaster auf. »Schmerz ist nicht das Eigentliche, Mann. Er ist nur der Bote – er erinnert einen daran, wieso man Schmerzen hat. Verstehen Sie, was ich sagen will?« Er sah Geiger an, den Kopf zur Seite geneigt. »Ja, ich glaub schon. Und jetzt machen Sie sich vom Acker, ehe Ihre Freunde wiederkommen.«
    Geiger wandte sich ab und winkte Ezra. Der Junge kam zu ihm, und nebeneinander gingen sie die Straße entlang und suchten ein Taxi.
    »Semper fi, Junge«, sagte Mr. Memz.
    Ezra sah zu dem Einbeinigen zurück.
    »Wer ist das?«, fragte er Geiger.
    »Mr. Memz.«
    »Memz?«
    »Wie in ›memorieren‹. Einprägen. Er kennt ganze Bücher auswendig.«
    »Im Ernst?«
    »Im Ernst. Geh schneller.«
    Mr. Memz sah ihnen nach. Sie hatten beinahe die Ecke erreicht, als er eine Stimme singen hörte: »Sally, go round the roses   …« Die Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern, als würde jemand einem Baby ein Schlaflied singen. »Sally, go round the pretty roses   …«
    Die Musik ließ ihn lächeln. Mr. Memz erkannte das Lied augenblicklich. Es war ein Song von den Jaynetts aus dem Jahr 1963. Als er sich herumdrehte, sah er die Sängerin ein paar Meter von ihm entfernt auf dem Gehsteig. Sie war eine sehr zierliche Frau, starrte zum Himmel und hielt die Hand eines Mannes. Der Mann wirkte verloren.
    ***
     
    Hall hielt an der 133rd Street vor einer roten Ampel und schaute Ray an, der vor sich hin dämmerte. Er hatte die Augen geschlossen, und sein Kinn sank herunter, bis er den Kopf hochriss; dann ging es wieder von vorn los. Wegen der Medikamente und der Schmerzen war er nur noch zur Hälfte der Mann, den Hall brauchte. Hall hatte sich gut überlegt, was Rays Beeinträchtigung bedeutete, als er zugeschaut hatte, wie der Arzt ihn zusammenflickte.
    »Ray, wach auf!«
    Rays Lider hoben sich auf Halbmast.
    »Ray, gottverdammt!«
    Ray setzte sich aufrecht und stierte aus dem Seitenfenster.
    »Ich guck ja, ich guck ja.«
    ***
     
    »He, sind Sie Harry?«
    Harry erstarrte, als er hörte, wie ihn jemand beim Namen rief.
    Als er mit Lily vor dem Internetcafé ins Taxi gestiegen war, hatte er noch dreizehn Dollar in der Tasche gehabt. Er hatte dem Fahrer gesagt, er solle fahren, bis das Taxameter zehn Dollar anzeigte. An der 116th Street war die Fahrt zu Ende. Die letzten achtzehn Blocks hatte Harry mit Lily im Schlepptau zu Fuß zurückgelegt. Sein Knie war so stark geschwollen, dass er glaubte, es bei jedem Schritt quietschen zu hören.
    »Harry? Geigers Harry?«
    Harry drehte sich um. »Ja?«
    Mr. Memz zeigte mit dem Finger zur Amsterdam Avenue. »Dahinten ist er. An der Ecke. Sie sollten besser im Laufschritt hinterher, Mann.«
    Harry blickte den Häuserblock entlang und sah Geiger, wie er den Gehsteig verließ und auf ein Taxi zuging, das neben ihm hielt. Geiger öffnete die Tür, und Ezra huschte herbei und stieg in den Fond.
    »Geiger!«, brüllte Harry, doch Geiger folgte Ezra bereits auf den Rücksitz und schloss die

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