Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spezialist: Thriller

Der Spezialist: Thriller

Titel: Der Spezialist: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
Vom Netzwerk:
stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Ich bin Harry. Wir sind uns schon mal begegnet, könnte man sagen. Das ist Lily, meine Schwester. Sie ist … ein bisschen durcheinander.«
    »Hi, Lily«, sagte Ezra.
    Lily drehte sich ihm zu, und ein Kind schaute dem anderen in die Augen.
    »Ich kenne viele Lieder«, sagte Lily. »Und du?«
    »Äh, ich …« Ezra hielt inne. »Ja, ich kenne auch viele Lieder.«
    »Das kommt daher, dass wir alle mit einer Million Lieder in uns geboren werden, und wir kennen sie alle auswendig.«
    Harry öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, schwieg dann aber.
    »Aber wenn wir älter werden«, fuhr Lily fort, »vergessen wir sie. Jeden Tag vergessen wir welche, und jeden Tag werden wir ein bisschen trauriger. Aber Kinder haben noch nicht ganz so viele Lieder vergessen.«
    Sie schloss die Augen und legte den Kopf auf Ezras Schulter.

17
     
    Als Corley die Tür öffnete, sah er zu seinem Erstaunen nicht nur Geiger vor sich, sondern auch einen Jungen von elf oder zwölf Jahren mit blauen Flecken und rosa Streifen im Gesicht; außerdem einen mageren, verdreckten Mann mit einer dunkel verfärbten Prellung an der linken Schläfe und eine zierliche Frau, deren leerer, hin und her zuckender Blick ihm augenblicklich verriet, dass sie unter beträchtlichen psychischen Problemen litt.
    »Wir müssen hereinkommen«, sagte Geiger.
    Die bizarre Versammlung vor seiner Tür und die Verzweiflung und Müdigkeit, die diese Leute ausströmten, ließen Corley zögern. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte.
    »Geiger«, sagte er, »wer sind diese …«
    »Wir müssen hereinkommen, Martin!«
    Geigers Stimme klang beunruhigend: Ihr Timbre und die Modulation unterschieden sich hörbar von der beinahe tonlosen Sprechweise, die Corley von ihm gewöhnt war. Er blickte Geiger genauer an und sah in seinen Augen, dass irgendetwas geschehen war.
    »Okay, kommen Sie herein«, sagte Corley, öffnete die Tür und wies auf die beiden übergroßen Ledersessel und die beiden beigefarbenen Sofas in seinem Wohnzimmer. »Bitte, nehmen Sie Platz. Wo Sie möchten.«
    Ezra entschied sich für einen Sessel. Harry setzte Lily aufs Sofa und ließ sich ächzend neben sie sinken. Geiger blieb stehen.
    Corley folgte seinen Besuchern ins Zimmer. »Mein Name ist Martin Corley. Ich bin Geigers Psychiater.«
    Harry riss den Kopf hoch. »Augenblick mal!« Er sah Geiger an. »Du gehst zu einem Seelenklempner?«
    Geiger ignorierte ihn. »Das ist Harry«, sagte er, »das ist Ezra, und das ist Lily, Harrys Schwester.«
    »Nun«, sagte Corley, »es ist mit Sicherheit eine sehr ungewöhnliche Situation. Ich glaube, da sind wir uns alle einig.«
    »Doc«, sagte Harry, »ich sollte Ihnen wohl sagen, dass Lily seit fünfzehn Jahren in der Klapsmühle sitzt.«
    »Ich verstehe.« Corley musterte Lily, die zusammengesunken auf dem Sofa kauerte. »Offenbar haben Sie alle Strapazen hinter sich. Harry, Sie wirken ziemlich mitgenommen. Geht es Ihnen gut?«
    »Ganz und gar nicht, Doc. Haben Sie Schmerztabletten?«
    »Ich hole Ihnen welche. Kann ich sonst noch etwas bringen? Essen? Etwas zu trinken?«
    »Könnte ich eine Limo haben?«, fragte Ezra.
    »Ich habe Cola Light. Ist das okay?«
    »Ja, vielen Dank.«
    »Wisst ihr was?«, sagte Harry. »Ich nehme einen Drink.« Als er Geigers Blick spürte, schaute Harry ihn an. »Was ist? Ich hatte das Trinken wegen des Jobs aufgegeben, und mit dem Job ist es vorbei. Haben Sie Bourbon, Doc?«
    »Ich glaub schon.«
    »Er bekommt keinen Alkohol, Martin«, sagte Geiger.
    »Komm schon, ich will mich ja nicht besaufen. Ich möchte nur einen Drink.«
    »Nein.«
    Corley war gebannt von der Auseinandersetzung. Geiger als Gesprächspartner und Beschützer. Hier gab es Bedeutsames zu beobachten.
    Er sah Geiger an, der an der Wand lehnte und auf irgendetwas starrte, das in weiter Ferne zu sein schien. »Kommen Sie mal kurz mit, Geiger?«
    Geiger folgte ihm in die Küche, Corley wandte sich ihm zu.
    »Ich muss wissen, was hier vor sich geht, Geiger. Besonders mit Ihnen.«
    »Es ist sehr verwickelt.«
    »Dann erzählen Sie mir die Kurzfassung.«
    Corley hörte Geiger schweigend zu, als dieser erzählte. Der Junge werde gejagt – egal von wem. Geiger habe ihn gerettet – egal wie. Die Feinde suchten noch immer nach ihnen – egal weshalb. Und er, Geiger, habe vor, Ezra zu seiner Mutter zurückzubringen.
    »Außerdem ist irgendetwas mit mir geschehen«, fügte Geiger hinzu. »Ich hatte eine Migräne. Und jetzt habe ich … Visionen.

Weitere Kostenlose Bücher