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Der Spiegel aus Bilbao

Der Spiegel aus Bilbao

Titel: Der Spiegel aus Bilbao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Versicherungsgesellschaft, der dort
bleiben muß, und Gott steh ihm bei, falls auch nur ein Paket Cracker fehlt,
wenn sie wiederkommt. Wenn Miffy sagt, ihr Spiegel aus Bilbao sei morgens noch
da gewesen, dann kannst du ihr glauben. Sonst hätte sie nachmittags auch keine
Gäste empfangen. Sie hätte bestimmt die Nationalgarde kommen lassen und Telegramme
an den Partei Vorsitzenden der Republikaner geschickt und verlangt, daß der
Kopf irgendeines armen Menschen auf einer Lanze aufgespießt würde, falls sie
ihr Eigentum nicht zurückbekäme. Ich kann mir nicht vorstellen, daß der
Spiegel, den wir gefunden haben, ihr gehört. Aber es ist ein wirklich
merkwürdiger Zufall.«
    »Verdammt merkwürdig, für
meinen Geschmack«, knurrte Bittersohn. »Ich hätte nicht gedacht, daß es hier so
viele Spiegel aus Bilbao gibt, obwohl eine alte Hafenstadt wie Ireson Town
nicht der schlechteste Platz ist, einen zu finden. Fällt dir an der Liste sonst
noch irgend etwas auf?«
    »Na ja, für ganz gewöhnliche
Einbrecher haben sie sich das, was sich zu stehlen lohnte, äußerst sorgfältig
ausgesucht, meinst du nicht auch? Sie haben offenbar nur Kunstgegenstände und
Gemälde mitgenommen. Kein Silber beispielsweise, dabei hat Miffy tonnenweise
davon. Und nichts Großes, wie etwa das Roßhaarsofa, das bei Pussy Beaxitt gestohlen
wurde.«
    Sie krauste nachdenklich die
Nase. »Scheint ganz so, als ob der Einbrecher vorher genau gewußt hat, was sich
zu stehlen lohnte und wo es zu finden war, denn bei Miffy herrscht ein
schreckliches Durcheinander. Wolltest du das von mir hören?«
    »Haargenau. Wer in der Clique
könnte so viel Sachkenntnis besitzen?«
    »Aber Max, du willst doch
sicher damit nicht sagen — aber eine andere Möglichkeit gibt es ja wirklich
kaum, oder? Ausgenommen, es war ein Fensterputzer oder der Teppichreiniger oder
so jemand. Während der Sommersaison gibt es hier immer eine Menge
College-Studenten, die alle möglichen Gelegenheitsjobs machen. Einige von ihnen
sind recht gebildet.«
    »Kann man sie auch als
Party-Service engagieren?«
    »Einige Leute tun das. Miffy
allerdings nicht, denn sie serviert normalerweise sowieso nie mehr als die
Martinis, die sie selbst macht, und Alice B. kümmert sich um das Essen und den
Abwasch. Kümmerte sich, sollte ich jetzt wohl besser sagen. Was ihre Freunde
betrifft -« Sarah zögerte.
    »Wirklich schwer zu sagen. Sie
sind alle auf Privatschulen gegangen und sind wohl gegen ihren Willen allesamt
mit gewissen Grundkenntnissen der Kunstgeschichte vollgestopft worden. Aber die
meisten von ihnen sind nicht sehr intelligent. Ach, hallo Fren«, fügte sie unfreundlich
hinzu, als eine schlaksige Gestalt in Shorts und Sweatshirt in ihrer Küche
auftauchte. »Wir haben gerade von dir gesprochen. Wir haben dich gar nicht
klopfen hören. Kennst du Max Bittersohn schon?«
    Fren Larrington kannte ihn noch
nicht und verspürte offenbar auch wenig Lust, diesen Zustand zu ändern. Er
starrte durch den Mann am Tisch hindurch, als wäre er Luft, drehte sich zu den
offenen Küchenregalen, suchte sich eine Tasse und goß sich selbst Kaffee ein.
    »Wo hast du den Zucker, Sarah?
Keine besonders ordentliche Kombüse, muß ich feststellen.«
    »Findest du? Es geht dich ja
eigentlich auch nichts an, oder? Der Zucker ist in dem Behälter dort drüben mit
dem Etikett ›Zucker‹. Nimm dir einen sauberen Löffel, und verschütte bloß
nichts, sonst wimmelt es hier bald vor Ameisen. Warum bist du eigentlich nicht
unten am Yachthafen?«
    »Gute Frage.«
    Fren schlürfte den
kochendheißen Kaffee und nahm sich großzügig ein Riesenstück Früchtebrot. »Ich
weiß doch, daß ich aus irgendeinem verdammten Grund hergekommen bin. Ach ja,
jetzt fällt es mir wieder ein. Das Dinner im Yachtclub heute abend. Halb acht.
Du mußt einen aus der Clique anhauen, daß er dich fährt. Ich selbst habe keine
Zeit, dich abzuholen. Auf euren alten Milburn ist ja wohl endgültig kein Verlaß
mehr, hä?«
    Es schien Fren nicht
aufzufallen, daß er gerade etwas Unverzeihliches gesagt hatte. Er griff sich
das letzte Stück Früchtebrot von der Kuchenplatte, goß sich die Reste seines
Kaffees in die Kehle und ging wieder, ohne Sarahs Antwort auch nur abzuwarten.
     
     

Kapitel
7
     
     
     
     
     
     
    S arah stand auf und hakte die
Fliegentür ein, nachdem Fren das Haus verlassen hatte. Sie nahm die benutzte
Tasse, die er so unhöflich genau vor Max Bittersohns Nase auf den Küchentisch
geknallt hatte, und stellte sie zum

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