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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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eigenen Privaträumen lag. Das Zimmer war so groß wie der Raum, den Elin bisher mit drei and e ren Mädchen bewohnt hatte. Darin stand ein Himmelbett mit blassgrünen Vorhängen. Es war, als hätte sich Krist i nas Herz geöffnet, und Elin trat dankbar und staunend ein. Sie lernte eine andere Kristina kennen – warmherzig und sorgsam und unendlich müde von den Verhandlu n gen und Ränkespielen. Sie lebte mit dem Schwert an der Kehle, das wurde Elin nun klar. Und einen Schwer t streich hatte sie selbst am eigenen Leib gespürt.
     
    Es vergingen noch einige Wochen, bis Elin sich zum er s ten Mal wieder in den Stall wagte. In den Nächten zuvor hatte sie immer wieder von Enhörning geträumt. Das Pferd erschien ihr in den Träumen riesenhaft, feurig und so wild, dass sie schweißgebadet aufwachte. Lars em p fing sie mit einer festen Umarmung, dann aber scheuchte er sie unbarmherzig in den Sattel und ließ sie büßen. Am Ende der Reitstunde schmerzte ihre Narbe höllisch und ihre Beine zitterten vor Erschöpfung, aber sie war unen d lich stolz auf sich. Im Überschwang lief sie sofort in das kleine Arbeitskabinett, das auch als Lager für die Akten diente, um Emilia zu schreiben. Neben dem Fenster stand der kleine Tisch, an dem sie das Lesen und Schreiben übte – dort stapelten sich ihre Unterlagen. Sie brauchte sich nur hinzusetzen und den Federkiel anz u schärfen. Sie war so vertieft in diese Arbeit, dass sie die Stimmen, die sich dem Zimmer näherten, anfangs nicht bemerkte. Erst als die Tür aufflog, schrak Elin hoch und erstarrte. Kri s tina stürmte in den Raum und warf eine Ledermappe mit Dokumenten auf den Tisch. Ihr Verlo b ter Karl Gustav folgte ihr.
    »Warum hältst du mich hin, Kristina?«, rief er. »Was habe ich getan, um so viel Verachtung zu verdienen ? «
    »Wer behauptet, dass ich dich verachte?«
    »Lenk nicht ab. Du verstehst mich sehr gut!« Seine Stimme bebte. Elin drehte sich wieder zur Tischplatte um und duckte s ich tief über das Papier. Das Blut rauschte ihr in den Ohren. Sollte sie sich aus der Seitentür ste h len?
    »Sag mir jetzt: Wann wirst du dein Heiratsversprechen einlösen?«, donnerte Karl Gustav.
    Elin stand auf, knickste tief und murmelte eine En t schuldigung. Kristina und Karl Gustav starrten sie an.
    »Ich gehe schon, Ihre Majestät«, sagte Elin und rannte Richtung Tür. Kristina war schneller. Schmerzhaft schloss sich ihre Hand um Elins Handgelenk.
    »Elin, du brauchst den Raum nicht zu verlassen«, sa g te die Königin mit einer drohenden Höflichkeit. »Hier gibt es nichts, was hinter verschlossenen Türen bespr o chen werden müsste. Schreib deinen Brief.« Elin schluckte und verstand.
    Sie versuchte den feindseligen Blick des Kavalleri e obersts zu ignorieren und nahm gehorsam wie eine Ve r urteilte wieder Platz. Hinter ihrem Rücken ging Karl G u stav erregt auf und ab. Kristina räusperte sich und ließ sich Zeit mit der Antwort.
    »Ich war so jung wie Fräulein Elin, als ich dir mein Versprechen gegeben habe«, sagte sie schließlich sanft. »Zu jung für solche Entscheidungen.«
    »Du musst nur die Entscheidung treffen, ob du mich liebst.«
    »Romantisches Gerede«, wies Kristina ihn mit san f tem Spott zurecht. »Damals im Frühling klangen unsere Schwüre schön und wahrhaftig – aber wir sind beide e r wachsen geworden.«
    Verstohlen wandte Elin den Kopf zur Seite und schie l te zu Karl Gustav. Was sie sah, bestürzte sie. Mitleid schnitt ihr ins Herz. Da stand der Oberst, der über ta u sende von Soldaten b efahl, hilflos wie ein verliebter Ju n ge, der abgewi e sen wurde. Er war ein fetter Kriegsherr geworden, der zu viel trank, aber Elin war es, als könnte sie den jungen Mann sehen, den Kristina gekannt hatte und der seine Cousine offenbar immer noch aufrichtig liebte. Er zog Kristina zum Fenster und senkte seine Stimme, aber Elin hatte gute Ohren.
    »Ich erkenne dich kaum wieder«, sagte er heiser. »Wo ist das Mädchen, das sich heimlich mit mir verlobte und mir in seinen Briefen schwor, dass nichts uns trennen könne? Jetzt finde ich eine Frau, die den ganzen Tag mit Staatsgeschäften beschäftigt ist. Sie spricht nur noch d a von, den Überseehandel auszubauen, Manufakturen zu errichten, und zerbricht sich den Kopf über Handelsve r träge mit Spanien, Portugal und England.«
    Mit einer Leidenschaft, die Elin ihm nie zugetraut hä t te, trat er noch näher an die Königin heran. »Wir haben getanzt, Kristina«, sagte er leise. »Weißt du das nicht

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