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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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Atemzug auf den anderen war Cassim endgültig wach. Sie lehnte an einer festen Brust und ein Arm lag nachlässig um ihre Mitte. Doch kaum versuchte sie, sich ein Stückchen weiter aufzurichten, schloss dieser Arm sich enger um sie.

    »Still!«, zischte eine Stimme direkt neben ihrem Ohr. Cassim erstarrte, schloss für einen Moment die Augen, um die Tränen zurückzudrängen, die plötzlich hinter ihren Lidern brannten. Nicht Morgwen war es, der sie festhielt – sie lehnte an der Brust des Eisprinzen.
    Als sie dieses Mal versuchte, sich ein wenig gerader zu setzen, ließ er es zu, ohne sie dabei loszulassen.
    »Was …« Seine Hand schloss sich über ihrem Mund und erstickte jeden weiteren Laut. Sie konnte spüren, wie er sich hinter ihr ärgerlich anspannte.
    »Offenbar hat dein Freund Kaylen uns an seinen Herrn verraten. – Haranas war schneller, als ich es für möglich gehalten hätte«, flüsterte er an ihrem Ohr. Zuerst begriff sie nicht, wovon er sprach, doch dann gewahrte sie die Bewegung ein Stück weiter jenseits des Waldrandes. Reiter! Vielleicht vier oder fünf, die sich langsam an der Schattenlinie der Bäume entlangbewegten und unaufhaltsam näher kamen. Feuer tanzte in der Dunkelheit, doch es stammte nicht von Fackeln. Die Krieger hatten mächtige Stierschädel auf ihren Schultern und saßen auf den Rücken massiger schwarzer Rösser, deren Mähnen mehr wie Stachelkämme aussahen. Hinter ihren Ohren bogen sich dunkel schimmernde Hörner leicht nach hinten.
    Zwei gewaltige Löwen mit flammenden Mähnen bewegten sich an den Seiten der Reiter. Eines der Tiere hob witternd den Kopf, raschelnd entfalteten sich rot glänzende Schwingen, dann stieß es ein ohrenbetäubendes Gebrüll aus.
    Unter ihr trat der Frosthengst einen Schritt zurück, schüttelte mit einem Schnauben seine Firnmähne. Der Schenkeldruck des Eisprinzen brachte ihn wieder zur Ruhe. Cassim wand sich unter der Hand, die sie allmählich zu ersticken drohte. Der Griff wurde nur noch härter, zwang ihren Kopf rücklings gegen seine Schulter. Erfolglos zerrte sie an seinem Arm, versuchte, ihre Finger unter seine zu bohren, löste schließlich eine Hand und krallte die Fingernägel in seinen Oberschenkel. Hinter ihr
stieß der Eisprinz ein leises Zischen aus. Unvermittelt streiften seine Lippen ihre Wange. »Gut, dann schrei!« Sie glaubte zu spüren, wie er lächelte. Abrupt gab er ihren Mund frei, seine Fingerspitzen glitten über ihre Kehle wie ein Hauch. Keuchend sog sie die kalte Nachtluft ein – es war, als hätte sie lohendes Eis eingeatmet. Schmerz schlug ihren Hals hinunter. Ihr Schrei war nicht mehr als lautloses Ächzen. Sein Arm schlang sich um ihre Mitte und presste sie wieder an sich. Nur aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Reiter sich mit gezogenen Schwertern und sichtlich wachsamer weiter näherten.
    Mit einem leise geknurrten Fluch lockerte der Eisprinz seinen Griff und lehnte sich ein wenig zur Seite. Im nächsten Moment warf er eine Handvoll Schnee, die er von einem der weiß bestäubten Äste gegriffen hatte, in die Luft. Kalt glitzernd rieselten die Kristalle dem Boden zu, wirbelten umeinander, verdichteten sich – und mit einem Mal stand keine Armlänge von ihnen entfernt der Schatten eines Reiters auf einem mächtigen weißen Pferd. Dann preschte das Trugbild auch schon zwischen den Bäumen hervor und jagte den Waldrand entlang.
    Das Gebrüll der Flammenlöwen und die Rufe der Reiter hallten über das Gelände, als sie sich an die Verfolgung machten. Sie waren kaum an ihnen vorüber, als der Eisprinz den Frosthengst aus der Dunkelheit zwischen den Bäumen heraustrieb und ihn in die entgegengesetzte Richtung lenkte. Mit kraftvollen Galoppsprüngen trug das Tier sie auf den majestätisch in den schwarzen Himmel aufragenden Gipfel zu, der gänzlich aus Eis und Schnee zu bestehen schien. Seine Hufe verursachten kein Geräusch.
    Schon hinter der nächsten Biegung ging es steil bergan. Die Bäume standen dichter, sodass sie durch eine im Sternenlicht schimmernde Schneise galoppierten. Je höher sie kamen, umso kürzer wurden die Sprünge des Frosthengstes. Firnkristalle flockten von seinen Schultern und seinem Maul. Sein Schnauben wurde angestrengter.

    Irgendwann wich der Wald hinter einer weiteren Biegung jäh zurück und öffnete sich zu einem schmalen Eisplateau, das sich als glitzernder Bogen über eine senkrecht ins Nichts fallende Kluft spannte. Aus ihrer Tiefe glühte ein roter Schein empor, begleitet von einem

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