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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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Nässe und Kälte von ihrer Haut verschwanden und nichts zurückblieb als wohlige Wärme.
    »Danke.« Sie konnte das leise Seufzen nicht ganz unterdrücken.
    Ihr gegenüber verneigte der Faun sich leicht. »Es war mir eine Ehre, Menschenmädchen … Cassim. – Und es tut mir leid, dass ich nicht selbst schon früher darauf gekommen bin.« Er kramte in seinem Beutel herum und förderte schließlich ein Tuchbündel zutage, das er gewichtig aufknotete. Zum Vorschein kam ein kleiner Laib Brot, von dem er ein Stück abbrach und es ihr reichte. Das Innere hatte eine leicht bräunliche Farbe, die verriet, dass es aus dem Mehl der Zerna-Früchte gemacht war. Sie glaubte, jetzt schon seinen bitteren Geschmack auf der Zunge zu haben.
    Nach einem Zögern brach Jornas ein weiteres Stück Brot ab und bot es Morgwen an. Doch der schüttelte den Kopf. »Und was ist mit ihrem Knie, Faun? Es schmerzt sie. Willst du da denn gar nichts für sie tun?«
    »Ich bin kein Heiler.« Jornas’ Ziegenbärtchen bebte.
    »Nicht? Und wofür ist deine Magie dann zu gebrauchen?«
    Der Faun wurde feuerrot. »Ich bin mit meiner Magie zu mehr fähig, als du dir in deinen kühnsten Träumen vorstellen kannst, Eisblut«, spuckte er.
    »Tatsächlich?«
    »Ja, tatsächlich!«

    Morgwen hob die Brauen. Sein Blick wanderte beredt über die kleine Gestalt des Fauns, dann nickte er zu Jornas’ Beutel hin. »Ist das alles, was du da drin hast, Faun?«
    Wütend blitzte der ihn an. »Wenn es dir nicht gut genug ist, musst du nicht …«
    Spöttisch verzog Morgwen den Mund, griff nach Armbrust und Köcher und stand auf. »Haltet das Feuer am Brennen, aber achtet darauf, dass die Flammen nicht zu hoch schlagen. Ich besorge etwas Anständiges zu essen.« Damit verschwand er zwischen den Bäumen. Cassim knabberte an ihrem Brot und sah ihm nachdenklich hinterher, ehe sie ein Stück näher ans Feuer rückte.
    »Bevor wir uns auf den Weg zum Weißen Avaën machen, müssen wir in die Stadt Jarlaith.« Bei Jornas’ Worten schaute sie verwirrt auf.
    »Aber ich dachte …«
    Er schüttelte den Kopf. »Zwei der Spiegelsplitter befinden sich noch immer im Besitz eines Sterblichen. Sein Name ist Kaylen, Prinz Kaylen. Er ist der Herrscher Jarlaiths. Es sind die beiden letzten Splitter, die meinem Herrn fehlen. Erst wenn wir sie haben, können wir den Spiegel zusammensetzen.«
    »Wird dieser Prinz Kaylen uns die Stücke denn so einfach überlassen?«
    »Ich fürchte nicht.« Der Faun seufzte abgrundtief. »Man sagt, er sei hartherzig und grausam. Zugleich jedoch besessen von allem Schönen, ohne dass irgendetwas seine Gier nach Schönheit befriedigen könnte. – Aber keine Sorge«, er griff mit der Hand in die leere Luft, und als er die Finger wieder öffnete, hielt er einen kleinen Vogel darin, der mit wild schlagenden Flügeln davonflog – und zu Nichts wurde, kaum dass er die Hand verlassen hatte. »Wie unser neuer Weggefährte vorhin feststellte …« Er schickte einen bösen Blick zu den Bäumen, zwischen denen Morgwen verschwunden war. »Ich bin ein Zauberer. Es wird mir schon etwas einfallen.« Einen Augenblick lang wühlte er
in seinem Beutel, ehe er einen Tonbecher hervorzog, den er mit sauberem Schnee füllte und ans Feuer stellte. Dann schaute er Cassim wieder an. »Ihr dürft ihm nicht trauen, diesem Morgwen. Am besten schicken wir ihn morgen früh fort …«
    »Nein! – Ich möchte, dass er mit uns kommt«, beharrte sie entschieden. »Ich denke, er meint es ehrlich. Und er kennt sich hier aus.«
    Für einen Moment glaubte sie, Ärger in Jornas’ hellbraunen Augen zu sehen, doch dann breitete er in einer ergebenen Geste die Hände aus. »Wie Ihr wünscht, Menschenmädchen … Cassim. Wie Ihr wünscht. – Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Euch nicht in ihm täuscht.«
    »Wie meint Ihr das?«, verwirrt schaute sie den Faun an.
    Doch der schüttelte nur mit einem Lächeln den Kopf. »Ihr wollt, dass dieser Mann uns begleitet, also wird er das auch tun.«
    Mit gerunzelter Stirn blickte Cassim zu den Bäumen, zwischen denen Morgwen verschwunden war. Er meint es ehrlich! Ich bin mir sicher! Hoffentlich!
    Es war schon dunkel, als er schließlich zurückkam. Zwei magere Hasen, kaum mehr als Fell und Knochen, hingen an seinem Gürtel. Nach einem kurzen Blick in die Runde setzte er sich mit seiner Beute ans Feuer, um die Tiere auszuweiden und zu häuten. Der Flammenschein tanzte auf der silberhellen Klinge seines Dolches. Cassim hatte sich in seinem Mantel

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