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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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ihren Körpern. Nia blies in Lidia hinein, und ihr entweichender Atem fuhr mit einem schwermütigen Unterton durch Lidias Knochen hindurch, ganz so, als würde die warme Luft ihrer Schwester in ihrem eigenen Körper lebendig werden.
    Die Gäste verstummten. Die Stille breitete sich wellenförmig von der Saalmitte bis in den entferntesten Winkel des Raumes aus wie Kreise um einen in einen See geworfenen Stein. Alle Blicke wandten sich den blassen Mädchen auf der Bühne zu. Lidia empfand diese begehrlichen Blicke beinahe wie eine Berührung. Sie führte die Hände unter das Kleid ihrer Schwester und zog sie an sich. Nia schloss Grifflöcher an Lidias Hüfte, hielt den Flötenkörper fest umschlossen. Bei dieser neuen Umarmung ging ein sehnsuchtsvolles Raunen durch die Menge, denn ihrem Verlangen war in einer säuselnden Melodie Ausdruck verliehen worden.
    Lidias Hände spielten auf ihrer Schwester, und dabei fuhr sie erneut mit der Zunge über Nias Hals. Die Finger aber glitten über die Wirbel an Nias Rückgrat, ertasteten die Klarinette in ihr, strichen über eine Öffnung nach der anderen. Dann drängte ihr eigener warmer Atem in ihre Schwester hinein, und sie spürte Nias Atem in sich. Nias Klang war dunkel und schwermütig, ihre eigenen Töne heller, höher – sie bildeten einen Kontrapunkt, bis sich eine ganze Geschichte verbotener Berührungen entspann.
    Einander umarmend standen sie auf dem Podest. Ihre Körpermusik steigerte sich, die Töne reihten sich immer verführerischer aneinander, während ihre Hände über den Körper der anderen glitten und eine immer komplexere aufsteigende Melodie schufen. Plötzlich zog Nia an Lidias Kleid, und Lidias Finger rissen Nias Kleid herunter. Enthüllt als blasse, elfengleiche Geschöpfe der Musik standen sie da. Die Gäste um sie herum keuchten auf, während die Noten immer heller aus ihnen hervordrangen, weil keine Kleider mehr ihren Klang dämpften. Die musikalischen Transplantationen der Mädchen leuchteten auf: kobaltfarbene Löcher in der Wirbelsäule, funkelnde, mit Kork besetzte Klappen aus Kupfer und Elfenbein, die an ihren Flötenkörpern entlang verliefen und es ermöglichten, auf dieser Knochenstruktur hundert verschiedene Instrumente zu spielen.
    Nias Mund wanderte Lidias Arm hinauf. Die Klänge, die aus Lidia hervorkamen, funkelten wie Wasserjuwelen. Wehklagende Lieder des Begehrens und der Sünde flossen aus Nias Poren. Ihre Umarmung wurde ungestümer, eine Choreografie der Lust. Angeregt von dem Anblick jugendlicher Nacktheit in Verbindung mit der musikalischen Darbietung scharten die Zuschauer sich immer dichter um sie.
    Lidia bekam ihre begehrlichen Blicke und die erhitzten Gesichter nur am Rande mit. Tingle und Show verfehlten ihre Wirkung auf die Gäste nicht. Sie spürte, wie die Temperatur im Raum anstieg. Gemeinsam mit Nia sank sie langsam zu Boden, ihre Umarmung wurde immer erotischer und ausgefeilter, die sexuelle Spannung ihres gemeinsamen Musizierens steigerte sich noch weiter. Jahrelanges Training hatte sie auf diesen Moment vorbereitet, auf dieses sorgsam konstruierte Geflecht zweier perfekt aufeinander abgestimmter Körper.
    Unsere Vorführung ist Pornografie, schoss es Lidia durch den Kopf. Pornografie, an der Belari verdiente. Sie erhaschte einen Blick auf ihre zufrieden lächelnde Gönnerin; Vernon Weir neben ihr war sprachlos. Ja, dachte Lidia, schau uns an, Meister Weir, sieh nur, wie pornografisch unsere Aufführung ist, und dann war sie an der Reihe, auf ihrer Schwester zu spielen, und ihre Zunge und Hände griffen nach Nias Klappen.
    Ein Tanz der Verführung und der Hingebung. Sie hatten auch andere Stücke einstudiert, Soli und Duette, einige züchtig, andere obszön, aber für ihr Debüt hatte Belari dieses hier ausgewählt. Die Macht der Musik steigerte sich weiter, bis sie einem stürmischen Höhepunkt entgegenstrebte und sie und Nia nassgeschwitzt auf dem Boden lagen, zwei nackte, in musikalischer Vereinigung lasziv ineinander verschlungene Zwillingsschwestern. Ihre Körpermusik verstummte.
    Niemand im Saal rührte sich. Während sie ihre Pose beibehielten, schmeckte Lidia das Salz auf der Haut ihrer Schwester. Als Schlusspunkt wurde langsam das Licht gedimmt.
    Um sie herum brandete Applaus auf. Die Lichter wurden hochgedreht. Nia erhob sich. Ihre Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln, während sie Lidia aufhalf. Siehst du? , schien ihr Blick zu sagen. Wir werden berühmt sein. Auch Lidia lächelte, wie ihre

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