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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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Kai werden – ein weiterer Stamm, der sich anzieht und redet wie das Volk der Keli? Ein solcher Krieg endet niemals. Wenn du beweisen willst, dass du Jai bist, dann hilf mir dabei, einen neuen Kriegszug anzuführen und Keli in die Schranken zu weisen.«
    Raphel lachte. »Was für einen Kriegszug?«
    Der alte Gawar warf ihm einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich wieder seinem Mörser zu. Aber ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Mein Hakenmesser ist nach wie vor scharf. Ich beratschlage mich selbst heute noch mit den Dörfern hier im Talbecken. Unter ihnen sind viele, die gegen Keli in den Krieg ziehen würden. Wenn du ein Jai bist, dann hilfst du uns.«
    Kopfschüttelnd erwiderte Raphel: »Ein Pascho stellt sich nicht in den Dienst eines Krieges. Wenn du mehr Wasser für das Dorf verlangst, kann ich helfen. Wenn du die Kinder besser ernähren möchtest, dann kann ich auch das bewerkstelligen. Was du von mir verlangst, kann ich nicht geben.«
    »Kannst nicht? Oder willst nicht?« Der alte Mann betrachtete Raphel prüfend, dann lächelte er und entblößte dabei die abgenutzten gelben Zähne. »Das allumfassende, immer großzügig angewandte Wissen der Paschos.« Er spuckte aus. »Während sich die eine Hand mit dem Auge öffnet, greift die andere hinter dem Rücken nach einer Schlinge. Schau dir die schmutzigen Kai an, die sich von Keli am Gängelband führen lassen. Sie haben euer Wissen angenommen.«
    »Bevor wir kamen, kannten sie weder eine Schrift noch die einfachsten Hygieneregeln. Sie hungerten. Jetzt sind sie ausreichend versorgt und wohlgenährt.«
    »Und nicht mehr vom Volk der Keli zu unterscheiden. Nachdem Paschos kamen und ihnen Buchstaben brachten, sind sie keine Kai mehr gewesen.« Er spuckte noch einmal auf den Boden.
    Raphel neigte den Kopf. »Du nennst mein Wissen Keli-Wissen, und doch wäre das nur dann richtig, wenn wir dieses Wissen für uns behalten würden. Sobald es von den Jai angewandt wird, wäre es Jai. Wissen kennt keinen Herrscher. Du beschwerst dich über die Elektrostatik der Keli, willst aber gleichzeitig nicht auf meine Kenntnisse zurückgreifen?«
    »Die Jai werden nicht in Fabriken arbeiten. Wir sind keine Kaufleute. In der Trockenzeit führen wir Krieg. Das ist Jai.«
    »Dann werden die Jai vergehen, und Keli wird gedeihen.«
    Der Alte lachte. »Nein. Keli wird brennen, und wir werden ihre Grabinschriften in den Schlamm dieses glühendheißen Ortes schreiben. Ich habe bereits Krieger an die Ränder des Tals geschickt. Tausende werden dem Ruf folgen. Schau nicht so überrascht. Keli wagt sich viel zu weit vor. Mit ihren Breiträdern, ihren Tüchern, dem Schnaps und ihren Radiostationen, die uns von allen Seiten bestürmen. Wenn du Jai bist, wirst du uns dabei helfen, Keli ein für alle Mal auszuradieren.«
    »Paschos sind neutral. Wir stellen uns nicht in den Dienst des Krieges.«
    Verärgert reckte der alte Mann Raphel die Hand entgegen und fuchtelte damit vor seinem Gesicht herum. Sie war von einer roten Schicht getrockneten Chilipulvers überzogen. »Du meinst also, dass du dich nicht in den Dienst des Krieges stellst? Nur weil kein Blut durch unsere Gassen fließt? Erst Elektrostatik und Kosmetik aus Keli, und bald schon Ohrhörer? Eure Pascho-Gaben an Keli töten uns Tag um Tag. Wo führt das hin? Werden die Jai Fisch essen? Was auch immer ihr Paschos und eure Günstlinge behaupten mögt, dies ist ein Krieg!« Kalt blickte er Raphel aus schwarzen Augen an. »Wenn du Jai bist, wirst du das Wissen auf deiner Haut für die Ziele der Jai gebrauchen, und du wirst in den Krieg ziehen.«
    Raphel zog die Stirn kraus. »Auf welche Kenntnisse hast du es denn dabei abgesehen, Großvater? Etwas, das dir helfen würde, Kelis Seen und Fische radioaktiv zu verseuchen, damit die Frauen krank und die Männer unfruchtbar werden? Ein auf ihr Klima abgestimmter Virus? Ein Mittel, um die Wasserbrücken mit Leichen zu pflastern, damit die tausend Seen einzig vom Wind bewegt werden?« Raphel deutete mit der Hand in Richtung Dorfrand. »Wenn wir eine solche Macht ersehnen, was kann uns dann die alte Stadt lehren? Dank uralter Torheiten sitze ich heute noch fünf Schritte von dir entfernt.«
    »Versuche nicht, mich zu belehren, Junge. Ich habe die ersten tausend Strophen selbst auswendig gelernt.«
    »Und anschließend versucht, all das zu zerstören, was die Paschos aufgebaut haben. Ein verärgertes Kind, das den Ton zerschlägt, weil er sich nicht in die Form pressen lässt, die es gerne

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