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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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vernichten«, sagte Kyle plötzlich. Hartmann sah ihn nur an. »Wenn … wenn es entkommt, dann war alles umsonst«, fuhr Kyle fort.  »Wieso?« Kyle zögerte. Hartmann bemerkte, wie schwer es ihm fiel, die Frage der Wasteländerin zu beantworten. »Sie sind Moron«, sagte er. »Verstehst du?« »Nicht … ganz«, sagte Net hilflos. »Die Arbeiter und Soldaten und selbst die Inspektoren«, erklärte Kyle langsam, als überlege er jedes einzelne Wort dreimal, ehe er es aussprach, damit ihm nicht etwas entschlüpfte, das er lieber nicht sagen wollte, »sind nur Werkzeuge. Sie sind wirklich nur große, starke Tiere. Ohne die Shait sind sie nichts. Wenn wir diesen einen dort unten vernichten, ist der Krieg vorbei. Wenn nicht, wird er vielleicht ewig weitergehen.« Hartmann reagierte immer noch nicht, aber Net nickte plötzlich verkrampft, schloß die Hände fester um ihre Waffe und machte Anstalten, aufzustehen. Auf ihrem Gesicht lag die gleiche unbeschreibliche Angst, wie sie auch Hartmann verspürte; aber auch eine fast ebenso große Entschlossenheit. »Nein, nicht so.« Kyle hielt die Wasteländerin mit einer angedeuteten Handbewegung zurück. »Das hätte keinen Sinn.« »Wieso nicht?« Ein leises, humorloses Lachen erklang. »Würden Sie aus fünfzig Metern Entfernung mit einem Gewehr auf mich schießen?« Eine Sekunde lang blickte Hartmann ihn verständnislos an, aber dann begriff er, was Kyle meinte. »Sie meinen, es ist … genauso widerstandsfähig wie Sie?«  Kyle verneinte. »Ich schätze, daß es mir so überlegen ist wie ich Ihnen«, sagte er. Er lachte wieder auf die gleiche, bittere Art, als er das Erschrecken auf Hartmanns Gesicht gewahrte. »Sie haben herausgefunden, wie man Lebewesen wie mich konstruiert«, sagte er mit sanftem Tadel. »Glauben Sie, sie hätten diese Technik nur bei Fremden angewandt?« »Den anderen haben deine Leute auch getötet«, gab Net zu bedenken. Kyle schüttelte heftig den Kopf. »Nicht getötet«, korrigierte er. »Vernichtet.« Hartmann erinnerte sich schaudernd daran, in welchem Zustand der Leichnam des Moroni gewesen war. Die Jared-Ratten hatten ihn regelrecht in Stücke gerissen. Aber er hatte bisher geglaubt, daß dies nur aus Blutgier geschehen war; oder aus einem uraltem Haß zwischen den beiden verfeindeten Völkern heraus. »Außerdem würde es nichts nutzen«, fuhr Kyle fort, »selbst wenn Sie ihn mit dieser Waffe töten könnten. Ich muß es tun. Ich oder ein anderer Jared. Seinen Körper allein zu zerstören wäre sinnlos.« Wieder verzichtete Hartmann auf eine Antwort, aber Kyle schien zu ahnen, was hinter seiner Stirn vorging. Der Megamann nickte. »Wir sind uns ähnlicher, als Sie glauben«, sagte er, »zumindest in einigen Punkten.« Net machte eine Handbewegung, als wolle sie seine Worte beiseite wischen. »Und was sollen wir tun?« fragte sie in fast ärgerlichem Tonfall. »Dich zu ihm hintragen?« »Natürlich nicht«, erwiderte Kyle. Er blickte auf seine Beine herab, und wieder füllten sich seine Augen mit Schmerz, ein Anblick, der Hartmann gleichermaßen mit Mitgefühl wie einer sonderbaren Unruhe erfüllte. Natürlich hatte er von den unheimlichen Regenerationskräften des Megamanns gehört, und auch wenn er selbst noch nie Zeuge dieses an Zauberei grenzenden Vorganges geworden war, so war ihm bisher doch gar nicht der Gedanke gekommen, daß es irgend etwas anderes als schmerzlos sein könnte. »Auch er muß verletzt sein«, fuhr Kyle nach einer Weile fort. »Oder sehr verstört.« Hartmann sah ihn fragend an. Der Megamann fuhr mit einer erklärenden Geste auf sich selbst fort. »Normalerweise spürt er meine Nähe. Ich käme niemals nahe genug an ihn heran, um ihn mit den  Händen zu berühren.« »Und das müssen Sie?« »Ja«, bestätigte Kyle. Net stand auf und warf einen Blick nach draußen. Hartmann sah kurz zu ihr auf, aber da sie keine Anzeichen von Beunruhigung oder auch nur Nervosität zeigte, konzentrierte er seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf Kyle. Der Megamann starrte noch immer ins Leere. »Finden Sie nicht, daß es Zeit für die eine oder andere Erklärung wird, Kyle?« fragte Hartmann leise. »Erklärung?« Kyle blinzelte, und Hartmann fragte sich, ob er nun ein so guter Schauspieler war – oder wirklich nicht verstanden hatte, was Hartmann überhaupt meinte. »Erklärung«, bestätigte Hartmann. Er machte eine heftige Handbewegung. »Verdammt, Kyle – Sie reden unentwegt von Dingen, von denen ich nicht

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