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Der Spion der mich liebte

Titel: Der Spion der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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einlegen. - Also?« Ich sammelte meine letzte Willenskraft. »Lieber würde ich sterben, als mich von Ihnen berühren zu lassen.« »Wie du willst. Tust du's nicht freiwillig, dann hol' ich mir's mit Gewalt. Ungeschoren kommst du mir nicht davon. Kapiert?« Er kniff mich bösartig, so daß ich aufschrie. »So ist's richtig. Sing, Baby. Übung macht den Meister.« Er stieß mich durch die offene Tür und schloß hinter mir ab. Der Raum sah noch genauso aus wie vorher - helles, freundliches Licht, der Duft von Speck und Kaffee. Aus dem Radio dröhnte Tanzmusik. Ich dachte daran, wie glücklich ich erst vor wenigen Stunden in diesem Raum gewesen war. Ich dachte an die Erinnerungen, denen ich mich in diesem Lehnstuhl hingegeben hatte. Wie lächerlich waren plötzlich die Erlebnisse der letzten Jahre! Das Kino in Windsor? Es war eine Szene in einem miserablen Theaterstück. Zürich? Ein Paradies. Der wahre Dschungel der Welt mit seinen wahren Ungeheuern zeigt dem Menschen nur selten sein Gesicht. Doch er umgibt ihn immer. Wenn man einen falschen Schritt macht, eine falsche Karte ausspielt im Spiel des Schicksals, dann streckt der Dschungel die Arme nach einem aus und man ist verloren -verloren in einer Welt, wie man sie sich niemals vorgestellt hat.
    Der Mann namens Horror stand in der Mitte des Raumes, nachlässig, entspannt, mit herabhängenden Armen. Seine gleichgültigen Augen waren auf mich gerichtet. Dann hob er seine rechte Hand und krümmte den Zeigefinger. Meine kalten, schmerzenden Füße bewegten sich auf ihn zu. Als ich nur noch einige Schritte von ihm entfernt war, erwachte ich aus der Trance. Mir fiel plötzlich der Eispickel ein, und meine Hand griff nach dem Bund meiner Hose. Ich spürte die Waffe unter der Schürze. Es würde schwierig sein, ihn herauszuziehen. Vor dem Mann blieb ich stehen. Die Augen starrten mich an. Seine rechte Hand fuhr hoch wie eine gereizte Schlange und schlug mich klatschend rechts und links ins Gesicht. Die Tränen traten mir in die Augen, und ich duckte mich, als wollte ich weiteren Schlägen ausweichen. Gleichzeitig, durch meine gebückte Haltung verdeckt, fuhr meine rechte Hand in den Hosenbund, und als ich mich wieder aufrichtete, stürzte ich mich auf ihn und schlug wild nach seinem Kopf. Der Eispickel traf, aber er ritzte nur die Haut, und sofort wurden meine Arme von hinten gepackt. Ich wurde zurückgerissen.
    Blut quoll aus der Wunde über der Schläfe. Vor meinen Augen rann es hinunter zum Kinn. Doch das graue Gesicht blieb unbewegt. Es verriet keinen Schmerz, nur erbarmungslose Entschlossenheit, und in den schwarzen Augen schimmerte es rötlich. Der magere Mann trat auf mich zu. Meine Hand öffnete sich, und der Eispickel fiel klirrend zu Boden. Es war eine Reflexbewegung - das Kind, das die Waffe fallen ließ. Ich gebe auf. Ich kapituliere.
    Und dann begann er langsam, beinahe mit Wollust, mich zu schlagen, bald mit der offenen Hand, bald mit der Faust. Er teilte seine Schläge mit überlegter, erotischer Grausamkeit aus. Zuerst wand ich mich, krümmte mich und trat mit den Füßen. Dann begann ich zu schreien, und das graue Gesicht mit dem Blutfaden tanzte vor mir auf und ab. Und die Hände schlugen und schlugen.
    Ich kam im Duschraum meines Zimmers zu mir. Nackt lag ich auf den Fliesen, neben mir das armselige Häufchen zerfetzter Kleider. Sluggsy, der an der Wand lehnte und auf einem hölzernen Zahnstocher kaute, hatte die Hand am Kaltwasserhahn. Seine Augen waren gierige, blitzende Schlitze. Er drehte das Wasser ab, und irgendwie kam ich auf die Knie.
    Ich wußte, daß ich erbrechen mußte. Es war mir gleichgültig. Ich war ein gebändigtes, winselndes Tier - bereit zu sterben. Es würgte mich. Sluggsy lachte. Er beugte sich vor und klopfte mir aufs Gesäß.
    »Nur zu, Baby. Jeder muß erst mal kotzen, wenn er zusammengeschlagen worden ist. Danach kannst du dich waschen, ein hübsches Kleid anziehen und wieder hinüberkommen. Die Eier sind ganz kalt geworden, weil du so plötzlich abgehauen bist. Jetzt ist aber Schluß mit den Dummheiten. Na, ich nehme an, du hast die Nase sowieso voll. Ich passe auf dich auf. Komm, stell dich jetzt nicht so an. Kein Blut, kaum eine Beule. Horror weiß die kleinen Mädchen zu nehmen. Du hast unverschämtes Glück gehabt. Er ist ein jähzorniger Bursche. Wenn er wirklich wütend gewesen wäre, dann könnten wir jetzt eine Grube für dich schaufeln. Also, bis gleich.«
    Ich hörte die Tür des Zimmers zuschlagen, und dann konnte ich

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