Der Spion und die Lady
daß ich offensichtlich nicht verstehe, ›richtig‹ schwanger zu sein. Den meisten Frauen ist morgens unwohl, aber ich scheine mich für den Nachmittag entschieden zu haben.«
»Verstehe«, sagte Maxie mitfühlend. Der schmalen Taille der Herzogin nach zu urteilen, war sie noch nicht lange schwanger. »Legen Sie sich hin und nehmen Sie die Füße hoch.«
Während Maggie gehorsam Folge leistete, breitete Maxie eine Decke über sie aus, die sie von einem anderen Sofa geholt hatte. »Vielleicht sollten Sie etwas zu sich nehmen.«
Der Herzogin schauderte.
»Viele schwangere Frauen stellen fest, daß es für sie günstig ist, mehrmals am Tag kleinere Mahlzeiten zu sich zu nehmen. Nichts Aufwendiges, vielleicht nur ein wenig Tee und ein paar Kekse.«
Die Herzogin überlegte. »Einen Versuch ist es wert.«
Eine Viertelstunde später, nachdem die werdende Mutter zwei warme Scones und eine Tasse Tee zu sich genommen hatte, kehrte ihre normale Gesichtsfarbe zurück. »Vielen Dank für Ihren Rat«, sagte sie und kuschelte sich in der Sofaecke zusammen. »Ich fühle mich schon sehr viel besser.« Sie verzog das Gesicht. »Zumindest bis zum nächsten Anfall.«
»Keine Angst, Euer Gnaden, nach dem dritten Monat verschwindet die Übelkeit meistens auf geradezu magische Weise.«
»Sie hören sich an wie eine Hebamme«, stellte die Herzogin mit unüberhörbarer Neugierde in der Stimme fest.
»Das bin ich nicht, aber ich habe eine recht schillernde Vergangenheit.« Maxie schluckte den letzten Bissen ihres eigenen Scone. »Hat Ihnen Robin davon erzählt?«
»Selbstverständlich nicht.« Ihre Gastgeberin sah sie mißbilligend an. »Er ist der letzte Mensch auf der Welt, der über die privaten Angelegenheiten anderer reden würde. Mitunter ist es unmöglich, ihn dazu zu bringen, überhaupt etwas über irgend etwas zu sagen. Übrigens würde ich mich freuen, wenn Sie mich Margot nennen würden.«
»Nicht Maggie?«
»Mein richtiger Name ist Margot und den benutze ich inzwischen auch. Maggie ist ein Kosename, den mir Robin gegeben hat, und er galt für meine Spionagezeit. Für ihn werde ich vermutlich immer Maggie bleiben, so wie ich ihn mir eigentlich nicht als Lord Robert vorstellen kann.« Sie neigte den blonden Kopf zur Seite, als wollte sie noch etwas hinzufügen. »Ich weiß, daß ich Ihnen nicht geheuer bin, aber ich stelle keine Bedrohung für Sie dar. Ganz im Gegenteil: Ich hätte es gern, wenn wir Freundinnen werden könnten.«
Maxie mußte neidlos anerkennen, daß sich die Herzogin nicht scheute, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Ich habe nicht die Absicht, Ihre Gastfreundschaft mit Flegelei zu vergelten, muß aber eingestehen, daß ich gewisse
Schwierigkeiten habe, die Beziehung zwischen Ihnen und Robin zu verstehen.«
»Sie waren keineswegs flegelhaft. Meiner Meinung nach haben Sie eine Situation ganz hervorragend gemeistert, die die meisten anderen Frauen zu hysterischen Krämpfen veranlaßt hätte.«
Nachdenklich nippte Margot an ihrem Tee. »Ich kenne Robin, seit er mich unter erheblichem Risiko für sich selbst vor dem französischen Mob rettete, der meinen Vater getötet hatte. In mir war das unbändige Verlangen, Napoleon auf jede mir mögliche Weise zu bekämpfen, und so beschlossen wir, künftig zusammenzuarbeiten.
Wir waren jung, konnten nur einander vertrauen, und zwischen uns gab es eine große Zuneigung.
Es war leicht – und sehr angenehm –, auch Liebende zu werden. Dennoch war ich bereits zwölf Jahre lang mit Robin zusammen, bis ich mir endlich seines Namens, seiner Herkunft und seiner Nationalität sicher sein konnte.«
Die Herzogin setzte die Teetasse ab und begann abwesend an ihrem Trauring zu drehen.
»Wahrscheinlich ist das ohne den Zusammenhang des Krieges kaum zu verstehen. Mitunter war Robin monatelang unterwegs und setzte sein Leben auf eine Weise aufs Spiel, über die ich kaum nachzudenken wagte. Und dann tauchte er munter und gutgelaunt wieder auf, als hätte er nur einen kurzen Spaziergang gemacht. Ich glaube, sehr vieles hat er mir nie erzählt, um mich nicht noch mehr zu beunruhigen. In vielerlei Hinsicht standen wir einander sehr nahe, während sich andere Bereiche unseres Lebens nie berührten. Irgendwann hörten wir auf, Liebende zu sein. Aber die Freundschaft und das Vertrauen sind geblieben und werden für immer bleiben.«
Ihre graugrünen Augen schweiften in irgendwelche Fernen. »Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich Rafe nicht schon vor der
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