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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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hatte.«
    »Natürlich habe ich ihn von hinten angefallen, der Bursche ist immerhin zweimal so groß wie ich«, erwiderte Robin mit unwiderlegbarer Logik. »Faire Kämpfe können ein riskanter Luxus sein –

    zumindest das habe ich im Laufe der Jahre gelernt.«
    »Ich nehme an, daß er der Bursche ist, den Lord Collingwood auf die Spur von Miss Collins gesetzt hat?«
    »Genau.« Robin hob die Schultern. »Sie wollte nicht zurück.«
    »Offensichtlich nicht. Simmons behauptete, sie hätte mit einer Pistole auf ihn gezielt.«
    »Das Leben in den Wäldern der Neuen Welt unterscheidet sich erheblich von den Londoner Salons, daher ist sie daran gewöhnt, die Dinge mit einer gewissen Direktheit zu regeln. In Market Harborough mußte sie beispielsweise davon abgehalten werden, Simmons ein Messer in die Rippen zu stoßen. Als wir uns kennenlernten, konnte ich sie nur mit Mühe dazu überreden, meine Begleitung anzunehmen, weil sie mich für nutzlos hielt.«
    »Sie ist kaum die erste, die diesen Fehler machte«, lächelte der Marquis. »Miss Collins entspricht so gar nicht meinen Erwartungen. Bei meiner ersten stürmischen Begegnung mit Lady ROSS konterte ich ihre Behauptung, du seist ein abscheulicher Verführer mit der
    Gegenbehauptung, sie und ihre Nichte hätten ein Komplott angezettelt, um dich einzufangen.«
    Robin lachte laut auf. »Niemand, der Maxie kennt, würde so etwas auch nur im Traum annehmen.
    Ihre Methode ist der Frontalangriff bei hellem Tageslicht, keine verstohlenen, hinterlistigen Attacken.« Er warf seinem Bruder einen Seitenblick zu. »Ich habe Maxie gebeten, mich zu heiraten. Hättest du irgendwelche Einwände für den Fall, daß sie zustimmt?«
    Giles hob die Brauen. »Würde mir das etwas nutzen? Ihr seid beide erwachsen.«
    »Selbstverständlich würde mich deine Mißbilligung kaum von einer Heirat abhalten, aber mir wäre es sehr viel lieber, wenn du sie im Schoß der Familie aufnehmen würdest. Sie hat bisher nicht immer die Anerkennung gefunden, die sie verdient.«
    Robin machte eine kurze Pause und zupfte beflissen an seinem perfekt sitzenden Rockärmel.
    »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß ich seßhaft werde und zur Ruhe komme.«
    Giles lachte. »Ich bin mir nicht sicher, daß die Heirat mit einer winzigen Range, die den Mut aufbringt, ganz England zu Fuß zu durchqueren, einen berufsmäßigen Schläger anzugreifen und mit einer Herzogin zu dinieren, das ist, was ich
    ›zur Ruhe kommen‹ nennen würde. Aber wie auch immer – meinen Segen hast du. Ihr beide müßtet eigentlich hervorragend zueinander passen. Die junge Lady zögert?«
    »Sie hat ihre Zweifel«, schmunzelte Robin. »Aber ich setze meinen ganzen legendären Charme ein, sie zu überzeugen.«

Kapitel 23
    BEI IHRER RÜCKKEHR nach Candover House stellte Maxie mit Erleichterung fest, daß Robin noch nicht da war. Das bedeutete, daß der Besuch in dem Gasthaus, in dem ihr Vater gestorben war, auf den folgenden Tag verschoben werden mußte.
    Von Stunde zu Stunde fürchtete sich Maxima mehr vor dem, was sie dort erfahren könnten.
    Desdemona zufolge hatte Max während seines Aufenthaltes in London nervös und angespannt gewirkt. Es kam ihr nur zu wahrscheinlich vor, daß er sich auf irgendein dubioses Vorhaben eingelassen hatte, das dann katastrophal endete.
    Aber von Desdemona war sie begeistert. Endlich hatte Maxie eine englische Verwandte gefunden, der sie sich wirklich verbunden fühlte. Mehr als einmal hatte ihr ihr Vater gesagt, daß sie ihn an seine kleine Schwester erinnerte. Jetzt begriff Maxie warum: Abgesehen von ihren äußerlichen Unterschieden waren die beiden Frauen einander doch sehr ähnlich. Gemessen an den engstirnigen Maßstäben der englischen Gesellschaft mochte ihre Tante vielleicht eine starrsinnige Exzentrikerin sein, doch Maxie hegte keinerlei Zweifel, daß Desdemona in den amerikanischen Weiten blendend zurechtkommen würde.
    Auch Robins Bruder hatte sich als angenehme Überraschung erwiesen. Der Marquis sah Robin zwar kaum ähnlich, besaß aber das schnelle Lächeln und die tolerante Einstellung seines Bruders. Darüber hinaus hatte er sich trotz ihrer ungewöhnlichen Herkunft ihr gegenüber sehr liebenswürdig verhalten. Vielleicht hätte er keine Einwände dagegen, daß sie in die aristokratische Familie Andreville einheiratete.
    In ihrem Zimmer öffnete Maxie die Tür ihres Schranks, um ihren Umhang hineinzuhängen, und hielt überrascht inne. In den wenigen Stunden, seit Robin darauf bestanden hatte,

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