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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ihre Garderobe zu vervollständigen, waren vier Kleider geliefert worden – zusammen mit den passenden Schuhen.
    Darüber hinaus sah sie in den Schrankfächern diverse Accessoires wie Handschuhe, Strümpfe und Schals.
    Maxie setzte ihren Hut ab und holte das eleganteste Kleid heraus, ein Abendkleid aus scharlachfarbener Seide, das hervorragend zu ihrem Teint passen würde. Sie verzichtete darauf, eine der Roben anzuprobieren. Denn angesichts der gemeinsamen Fähigkeiten von Robin und Maggie würde alles perfekt passen. In ihren Spionagetagen mußten sie ein unschlagbares Team gewesen sein.
    Mit einem kleinen Lächeln schloß Maxie die Schranktüren wieder. Robin brauchte nicht einmal anwesend zu sein, um sie vom Nachdenken über ihren Vater abzulenken. Jetzt grübelte sie über ihn nach.
    Es war unglaublich verlockend, seinen Heiratsantrag anzunehmen, bevor er es sich anders überlegte. Aber sie wurde den unerquicklichen Verdacht nicht los, daß ihr größter Vorzug darin lag, daß sie im Gegensatz zu Robins erster Liebe verfügbar war. Würde Maxie Robin nicht lieben, könnte es ihnen vielleicht sogar gelingen, eine durchaus harmonische Ehe zu führen und sich der Gesellschaft und des Körpers des jeweils anderen ohne größere Konflikte zu erfreuen. Auch wenn sie die Höhen einer Liebesheirat vielleicht nicht erreichen könnten, würden sie auch deren Tiefen entgehen.
    Aber da sie ihn nun einmal liebte, mußte sich die Ungleichheit der Gefühle katastrophal auswirken.
    Ein Leben mit Robin wäre ein schleichender Tod in dem ständigen Bewußtsein, daß er sie vor allem deshalb erwählt hatte, weil sie zur Stelle gewesen war, als er eines Nachts böse Träume gehabt hatte.
    Erschöpft rieb sie sich die Schläfen. Solange Robin nicht wirklich sie, Maxima Collins, halbblütige Amerikanerin und alles andere als eine Lady, heiraten wollte, wäre sie töricht, seinen Antrag anzunehmen. Und wenn sie erst einmal nach Amerika zurückgekehrt war, würde er sie schnell genug vergessen.
    Mißmutig beschloß sie, sich nach einer Ablenkung umzusehen, bevor sie sich noch an den Möbeln vergriff. Sie war willens und bereit, Robin klug und weise abzuweisen, aber das auch noch mit Würde zu tun, wäre entschieden zu viel von ihr verlangt.
    Sie lief die Treppe hinunter. Am Abend zuvor war Candover in der Bibliothek die schiere Gier auf ihrem Gesicht nicht entgangen, und er hatte sie aufgefordert, nach Herzenslust in den Regalen zu stöbern.
    Bis auf einen schwarzen Fellball auf einem Sessel war der riesige Raum leer. Maxie betrachtete ihn einen Moment lang, bis sie zu der Feststellung gelangte, daß es sich entweder um einen fehlplazierten Muff oder eine schlafende Katze handelte.
    Wie zufällig zog Maxie Bände aus den Regalen.
    Candover besaß Bücher, die sie schon immer lesen wollte, aber noch nie in die Hände bekommen hatte. Es gab Werke über Poesie, Geschichte, Philosophie, Kunst und alles sonst, was einen wachen Geist herausfordern oder entzücken konnte.
    In der weisen Erkenntnis, daß ein wenig Methodik angebracht war, schob sie die Bibliotheksleiter in die entfernteste Ecke des großen Raums und kletterte zur kleinen Plattform oberhalb der obersten Sprosse hinauf. Mit schockierendem Mangel an Schicklichkeit raffte sie den Rock, überkreuzte die Beine unter sich und zog einen Band aus dem obersten Regal. Mit ein wenig Fleiß, berechnete sie erfreut, könnte sie um das Jahr 1850 herum alle Bücher der Bibliothek gelesen haben.
    Versunken in Montesquieus Briefe hatte sie fast alles um sich vergessen, als sie ein Geräusch aufschreckte. Sie blickte von ihrem Buch hoch und sah, wie die Herzogin die Bibliothek betrat, die Tür hinter sich schloß und sich dagegen lehnte.
    Da Maggie nicht aufblickte, mußte sie annehmen, allem zu sein. Stirnrunzelnd fragte sich Maxie, ob sie sich bemerkbar machen sollte. Doch bevor sie dazu kam, schwankte die Herzogin und ging mit unsicheren Schritten zu einem Sofa, um sich zu setzen.
    Beunruhigt hastete Maxie die Leiter hinunter.
    »Geht es Ihnen nicht gut, Euer Gnaden? Soll ich jemanden rufen?«
    Das hübsche Gesicht der Herzogin zeigte eine graugrünliche Schattierung. Mit dem Versuch eines Lächelns sagte sie: »Tun Sie das nicht. Ich bin hier hineingeschlüpft, um niemanden zu beunruhigen. Rafe hat jeden Diener im Haus aufgefordert, über mich zu wachen, und er ist der schlimmste von allen.«
    Sie lehnte sich zurück und schloß die Augen. »Mir fehlt gar nichts – bis auf die Tatsache,

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